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Bd. 5: Der österreichisch-ungarische Krieg

[22] Kapitel 3: Der Krieg 1914 gegen Rußland1
Feldmarschalleutnant Josef Metzger2

Übersicht des russischen und rumänischen
Kriegsschauplatzes
[Beilage zu Bd. 5]      Übersicht des russischen und rumänischen
Kriegsschauplatzes.      [Vergrößern]
1. Der Aufmarsch.

Die Vereinbarungen zwischen der österreichisch-ungarischen und der deutschen Heeresleitung für den Fall eines gleichzeitigen Ost- und Westkrieges beschränkten sich im allgemeinen darauf, daß Deutschland anfangs seine ganze Kraft nach dem Westen werfen werde, um dort eine rasche, volle Entscheidung zu erzwingen und sich dann mit starken Kräften gegen Rußland wenden zu können. Bis dahin fiel die Aufgabe, die russische Übermacht zu bekämpfen, den Heeren Österreich-Ungarns zu. Deutschland versammelte die 8. Armee in Ostpreußen zum Schutze des Landes gegen den erwarteten umfassenden Einfall der Russen. Beide Heeresleitungen legten Wert darauf, daß die Wehrmacht Österreich-Ungarns trotz ihrer Minderzahl, ihre raschere Mobilisierung und Versammlung benutzend, sobald als möglich zum Angriff gegen die Russen schreite, um sie in ihrem Aufmarsch zu stören und sie zu binden, bis durch die deutscherseits angestrebte rasche Entscheidung im Westen für die Mittelmächte auch im Osten die Freiheit des Handelns gewonnen war.

Diesen Vereinbarungen getreu wurden die Versammlung und die ersten Operationen im Nordosten durchgeführt. Mitbestimmend für die ersten Entschlüsse, denen eine weittragende Bedeutung zukam, waren neben den eigenen Absichten auch die Nachrichten und Voraussetzungen hinsichtlich der Stärke des Feindes, hinsichtlich der Zeit, welche seine Mobilisierung und Versammlung in Anspruch nehmen werde, und hinsichtlich seiner wahrscheinlichen Anfangsgruppierung.

Was die Stärke der gegen die Mittelmächte zu erwartenden russischen Streitkräfte betrifft, so erwiesen sich alle Hoffnungen, daß durch Unruhen im Innern und durch Schwierigkeiten an anderen Grenzen erhebliche Teile des russischen Heeres gebunden bleiben würden, als irrig. Die Unruhen im Innern blieben aus, die asiatischen Grenzen Rußlands unbedroht; das Zarenreich konnte seine ganze ungeheure Heeresmacht gegen Österreich-Ungarn und gegen Deutschland werfen. Nicht nur die 27 europäischen Korps einschließlich der Petersburger [23] Garde, der Moskauer Grenadiere und der finnländischen Truppen, sondern auch die beiden turkestanischen Korps und zwei der kaukasischen Korps wurden sogleich an die Westgrenzen des Reiches gebracht. Die Haltung Japans machte überdies auch alle sechs sibirischen Korps von vornherein für die Verwendung in Europa frei; auch sie traten schon im Herbst 1914 in den Kampf ein.

Aber nicht nur mit der ganzen Wucht ihrer zahlenmäßigen Übermacht fielen die Russen über die Mittelmächte her, sie taten es auch viel früher, als unter normalen Verhältnissen vorausberechnet worden war. Die zahlreichen "Probemobilisierungen", die in den Jahren 1913 und 1914 in der russischen Armee durchgeführt wurden,3 gaben - da man ja dort bewußt auf den Krieg hinarbeitete, - die willkommene Gelegenheit, die Mobilisierungsdauer der Truppen erheblich zu verkürzen. Die zu solchen Mobilisierungsproben eingerückten Mannschaften, aber auch die hierbei formierten Trains wurden nicht wieder vollständig entlassen. Ein großer Teil blieb zur Erhöhung der Friedensbestände und der Kriegsbereitschaft unter den Fahnen. Insbesondere bei den Reservedivisionen, die vorher nur ganz kleine Friedenskaders hatten, wurde auf diese Art der Kampfwert erhöht und die Mobilisierung wesentlich beschleunigt. Die Nachrichten, die der deutschen und österreichisch-ungarischen Heeresleitung über diese unter dem harmlosen Übungsvorwand durchgeführten Kriegsvorbereitungen zukamen, waren bei der sorgfältigen Absperrung des russischen Gebietes, bei den großen Räumen und Entfernungen, die der Erkundungsdienst zu überwinden hatte, nur spärlich und oft recht verspätet.

Es kann nicht geleugnet werden, daß die russischen Heere in größerer Stärke und schneller zur Hand waren, als den Vorausberechnungen beider Heeresleitungen entsprach. Die Übermacht mußte schon nach wenigen Wochen ein Maß erreichen, das den ungleichen Kampf aufs äußerste erschwerte. Diese rasch zunehmende Ungunst des Stärkeverhältnisses war für die Führung bald erkennbar; sie der Allgemeinheit mitzuteilen, verbot sich von selbst: ihre Kenntnis hätte die Zuversicht im eigenen Heer und Volk herabgedrückt, die Zuversicht beim Feinde gesteigert. Einen Ausgleich konnte nur der höhere innere und Kampfwert der Truppen und Führer bieten sowie der Versuch, durch schnelles Handeln und hohe Beweglichkeit die planmäßige Versammlung der feindlichen Massen zu stören und die geschlossene Wucht ihres Einsatzes zu brechen. In der bloßen Abwehr konnte ein solcher Ausgleich um so weniger gefunden werden, als die weiten, für die Bewegung und für den Kampf großer Heereskörper geeigneten Gebiete dieses Kriegsschauplatzes den Russen die Möglichkeit boten, ihre Übermacht frei und voll zu entfalten, wenn man sie ungestört gewähren ließ.

[24] Überschreitet die feindliche Überzahl das erträgliche Maß so weit, wie es im Jahre 1914 im Kriege gegen Rußland der Fall war, so ist die reine Abwehr mit Erfolg nur dort anwendbar, wo die Lage den übermächtigen Feind in die vom Verteidiger gewollte Front hineinzwingt, wie zum Beispiel an der Isonzofront zwischen dem Golf von Triest und dem Hochgebirgskamm der karnischen Alpen. Gegenüber Rußland konnte an die Herstellung einer lückenlosen Front von der Ostsee bis zur rumänischen Grenze im Jahre 1914 gar nicht gedacht werden, weil die Kräfte nach den damals herrschenden Anschauungen dazu nicht annähernd ausreichten. Dem Feind stand jede beliebige Überflügelung frei und die breiten Lücken der Gesamtfront hätten dem Überschuß der feindlichen Massen den notwendigen Raum zum Hereinfluten und zum Umklammern der verbündeten Heere geboten, wenn diese in passiver Abwehr ihr Heil gesucht hätten. Nur im Bewegungskriege mit wiederholter Erneuerung des Angriffes, nur durch Vervielfältigung der Kräfte konnte das Ziel erreicht werden, die Massen der russischen Heere nach und nach zu verbrauchen, zu zermürben, um ihre Angriffskraft und schließlich auch ihren Widerstand zu brechen. Durch viele Monate ist dieses Ziel von der Führung beharrlich angestrebt, von den Truppen heldenmütig und mit hoher Opferwilligkeit verfolgt worden, bis es nach harten Kämpfen endlich siegreich erreicht wurde.

Für die ersten Operationen kam der Heeresleitung zustatten, daß die Voraussetzungen über die Räume der feindlichen Versammlung und über seine Anfangsgruppierung sich im allgemeinen als zutreffend erwiesen. Jahrelang war es das Hauptziel des Erkundungsdienstes, festzustellen, ob die Russen - auf ihre große Übermacht gestützt - bei Kriegsbeginn wagen würden, ihre Streitkräfte im polnischen Gebiet westlich der Weichsel zu versammeln, oder ob sie Westpolen anfangs räumen und ihre Massen östlich der Weichsel zum Aufmarsch bringen wollten. Die Kenntnis der Leistungsfähigkeit des russischen Bahnnetzes und des Ausbauplanes ihrer strategischen Eisenbahnen, die erst im Jahre 1916 voll ausgestaltet sein konnten, die Nachrichten über die Verhandlungen Frankreichs mit Rußland wegen Verwendung der für Kriegszwecke gewährten Milliardenanleihe, das Drängen der militärischen Publizistik Frankreichs auf eheste Vorverlegung der russischen Versammlung und die ablehnende Haltung, die man russischerseits diesem Drängen gegenüber einnahm, ließen mit großer Wahrscheinlichkeit vermuten, daß es die russische Heeresleitung zunächst noch vermeiden werde, sich mit ihren Streitkräften in das von preußischem und galizischem Gebiet umfaßte Westpolen zu begeben. Die Erkundung militärischer Maßnahmen zur Räumung des Weichselvorlandes bestärkte in der Annahme, daß die russischen Heere bei Kriegsbeginn östlich der Weichsel zu finden sein würden. Hierbei wurde erwartet, daß sie - die Vorteile des Grenzverlaufes benutzend - mit einer Heeresgruppe Ostpreußen umfassend gegen Deutschland, mit ihrer Hauptkraft aber Ostgalizien umklammernd gegen Österreich- [25] Ungarn aufmarschieren würden. Diese Annahmen wurden durch die Tatsache bestätigt. Am Njemen und am Narew wurde je eine russische Armee zum umfassenden Angriff auf Ostpreußen bereitgestellt, während fünf Armeen (die 4., 5., 3., 8. und dahinter Teile der 7.) sich im Halbkreis um Ostgalizien versammelten, um konzentrisch vorzugehen und die Wehrmacht der Donaumonarchie niederzuringen.

Des Armee-Oberkommandos Absicht war, den Russen im Angriff zuvorzukommen und sie während ihrer Versammlung mit einem kräftigen Stoß zu treffen. Dieser Stoß konnte nicht gleichzeitig gegen ihre ganze, Ostgalizien umspannende Front geführt werden; das hätte ein Zersplittern der Kräfte und ein Zerflattern der Angriffsrichtungen zur Folge gehabt.

Da die Minderzahl eine Beschränkung in den Zielen auferlegte, konnte nur die Offensive gegen den rechten, westlichen Flügel der Russen in Betracht kommen, dessen Versammlung in den Räumen südlich Lublin und südlich Cholm vermutet wurde. Diese beiden feindlichen Armeen konnten, wenn man sie ungestört gewähren ließ, durch ihr Vorgehen nach Süden Ostgalizien und die dortigen Streitkräfte völlig umklammern und vom Kerngebiet Österreichs abtrennen. Mit der Möglichkeit, daß die feindliche Übermacht den Rückzug erzwingen konnte, war immerhin zu rechnen; was aber in diesem Falle unbedingt verhindert werden mußte, war das Abdrängen des Nordheeres über die östlichen Karpathen nach dem östlichen Ungarn. Das hätte den Russen den Weg ins Herz der Mittelmächte freigegeben, die österreichisch-ungarischen Armeen aber von allen Hilfsquellen des Vaterlandes abgetrennt und das Schicksal des Reiches besiegelt. Ein Vorgehen über die Ostgrenze Galiziens - etwa über Brody und südlich davon - bei defensivem Verhalten gegen den von Lublin und Cholm anrückenden Feind mußte wohl als ausgeschlossen gelten; es hätte die eben geschilderten Gefahren in einem Maße gesteigert, das bei dem ungünstigen Stärkeverhältnis ganz unstatthaft war.

Die Anhäufung russischer Truppen in den westlichen Militärbezirken ließ es schon vor Jahren nicht mehr rätlich erscheinen, den Aufmarsch der gegen Rußland bestimmten Armeen nahe der Grenze Ostgaliziens in Aussicht zu nehmen. So sehr jede Rückverlegung der eigenen Absicht widersprach, möglichst früh und rasch zum Angriff zu schreiten, widerriet die Besorgnis vor frühzeitigen russischen Vorstößen mit immerhin namhaften Kräften, den Aufmarsch leicht möglichen Störungen auszusetzen. Selbst der Raum um Lemberg schien allzusehr ausgesetzt zu sein, weshalb just im Frühjahr 1914 der Beschluß gefaßt wurde, die Masse des Nordheeres hinter der Linie des San und des Dnjester zu versammeln.

Die erste Versammlung.
[Beilage zu Bd. 5]      Erste Versammlung. Die Schlachten bei Krasnik
und Komarów, Złoczów und Przemyslany.      [Vergrößern]
Das Bild dieser ersten Versammlung gibt die Tafel I, Skizze B; sie läßt auch ersehen, wie weit der Aufmarsch bis zum 20. August gediehen war, wobei [26] jedoch bemerkt werden muß, daß die Trains vieler Heereskörper und selbst Truppen einzelner sich noch im Anrollen befanden.

Zu dieser Zeit waren die beiden für die Offensive zwischen Weichsel und Bug bestimmten Armeen - die 1. Armee (General der Kavallerie Dankl) und die 4. Armee (General der Infanterie v. Auffenberg) - immerhin im großen nahezu operationsbereit. Die 3. Armee (General der Kavallerie v. Brudermann) hatte zunächst den Raum von Lemberg zu halten und sich hierzu östlich dieser Stadt zu sammeln, die Armeegruppe General der Infanterie v. Köveß - später 2. Armee (General der Kavallerie v. Böhm-Ermolli) - war zum großen Teil noch im Anrollen mit der Bahn aus Syrmien an den Dnjestr; 1½ Infanteriedivisionen sicherten den Raum zwischen Dnjestr und Pruth.

Am linken Weichselufer war die aus einer Kavalleriedivision und 2½ Landsturm-Infanteriedivisionen improvisierte Armeegruppe General der Kavallerie v. Kummer schon im raschen Vormarsch von Krakau durch russisches Gebiet gegen die Weichselstrecke abwärts der Sanmündung; nördlich war sie begleitet vom preußischen Landwehrkorps v. Woyrsch. Die verbündeten Truppen stießen hier auf keinen hartnäckigen Widerstand und erfüllten ihre Aufgabe - Deckung der linken Flanke der in Galizien aufmarschierenden Armeefront - vollkommen. Die Leistungen dieser größtenteils aus Neuformationen bestehenden Gruppe, die schon zwei Wochen nach dem ersten Mobilisierungstage in großen Märschen durch Feindesland zog, sind größter Anerkennung wert.

Die Fernaufklärung der Kavalleriedivisionen begann am 15. August; sie hatte das Ziel, die großen feindlichen Infanteriekörper festzustellen und sollte womöglich bis in die Linie Lublin - Cholm - Kowel - Luck - Dubno - Ostrog - Starokonstantinow - Bar  - Mogilew vordringen. Es soll nicht geleugnet werden, daß die Forderung nach weitreichender Aufklärungstätigkeit großer Kavallerieverbände sich nicht bewährt hat und daß der Zweck trotz tapferster Haltung der Truppe, trotz großer Leistungen und Opfer nur zum geringen Teil erreicht wurde. Die Kavallerie suchte, ihrer Tradition und ihrer Erziehung im Frieden folgend, den Reiterkampf mit der feindlichen. Wo sie ihn erzwingen konnte, war sie siegreich. Die Russen aber wichen dem Kampfe zu Pferde meistens aus, sie verzögerten im Feuerkampf bei geschickter Benutzung ihrer Erfahrungen des mandschurischen Krieges das Vorgehen der gegen sie vorgehenden Reiterei, brachten ihr erhebliche Verluste bei und verhinderten in vielen Fällen das Vorgehen bis an die Hauptkraft ihrer Infanterie. Die Skizze Ib läßt erkennen, wie weit bis zum 20. August das Erreichte hinter den ursprünglichen Zielen zurückblieb. Durchgreifende Erfolge hat die im Beginn des Feldzuges eingeleitete Aufklärung mit großen Kavalleriekörpern nicht erbracht.

Am 14. August setzten auch die Flieger, trotz ihres dürftigen Standes und des unzulänglichen Materials, mit ihrer Erkundung in den Armeebereichen ein. Ein deutsches Luftschiff ergänzte ihre Arbeit mit einem Fluge über Kielce - Iwan- [27] gorod - Lublin nach Przemysl, wo sich die österreichisch-ungarische Heeresleitung, General der Infanterie Erzherzog Friedrich und Chef des Generalstabes General der Infanterie Franz Freiherr Conrad v. Hötzendorf, eingerichtet hatte. Die Ergebnisse der gesamten Luftaufklärung waren gute, aber auch die Verluste, zumeist durch mangelhafte Betriebssicherheit der Flugzeuge verursacht, erhebliche.

Das allgemeine Bild über den Feind, das der Erkundungsdienst bis zum 20. August ergab, war folgendes: Räumung des westlichen Weichselvorlandes durch die Russen, Versammlung starker Kavallerie östlich der Weichsel im Halbkreis um Ostgalizien bis zum Dnjestr, dahinter Eisenbahnaufmarsch der feindlichen Infanterie. Die auf Lublin und Cholm anrollenden Kräfte wurden auf etwa 20 Infanteriedivisionen geschätzt, die anfangs September operationsbereit sein konnten; starke Ansammlungen wurden bei Kowel, Luck und Dubno gemeldet. Die Lage an der Ostgrenze Galiziens war bis zum 20. August noch wenig geklärt: der Vermutung, daß dort die Hauptkräfte der russischen Militärbezirke Kijew und Odessa zum Aufmarsch gelangen würden, standen manche Nachrichten entgegen, welche auf die Räumung des Grenzraumes östlich des Zbruczflusses hindeuteten. Erst am 21. August klärte sich dort das Bild: starke feindliche Kavallerie, von Infanterie gefolgt, überschritt in breiter Front den Zbrucz und drang gegen Tarnopol - Trembowla und südlich davon vor.

Schon waren die Russen in Ostpreußen eingebrochen und die jüngsten Nachrichten kündeten den Rückzug der deutschen 8. Armee und die beabsichtigte Preisgabe des ganzen Gebietes bis zur Weichsel. Kaiser Wilhelm forderte das Armee-Oberkommando in Przemysl auf, die Offensive zu ergreifen und seine hartbedrängte Ostfront nicht im Stich zu lassen. Dazu trat jetzt der unvermutet frühzeitige Vormarsch der Russen über den Zbrucz. Es schien, als ob der Entschluß, der drohenden Umklammerung der aufmarschierenden Streitkräfte durch die Offensive der 1. und 4. Armee zwischen Weichsel und Bug zuvorzukommen, ungesäumt - ohne noch die gänzliche Beendigung des Aufmarsches abzuwarten - ausgeführt werden müsse.

Demgemäß wurde am 22. August befohlen, daß die 1. Armee (I., V. und X. Korps, zusammen 9 Infanteriedivisionen) den begonnenen Vormarsch durch die sandige, bewaldete und versumpfte Zone am Tanew-Fluß fortzusetzen und am 23. August den Höhenrand nördlich der Waldzone von der Weichsel bis Frampol fest in die Hand zu nehmen hatte.

Die 4. Armee (II., XVII. und VI., später noch IX. Korps, zusammen 8, später 9 Infanteriedivisionen) sollte am 23. August in der Front Terespol - Narol zum Vorgehen nach Nord oder Nordost bereitstehen.

Die 3. Armee (XI. und XIV. Korps nebst 2 Honved-Infanteriedivisionen, zusammen 6 Infanteriedivisionen) hatte sich bis zum 25. August nördlich und östlich von Lemberg zu versammeln, wohin ihr noch das III. Korps mit 3 In- [28] fanteriedivisionen zugeschickt wurde. Ihre nächste Aufgabe war, feindliche Einbrüche über Sokal, Radziechow und Brody abzuweisen.

Die Armeegruppe Köveß sollte mit ihren 3 Kavalleriedivisionen und der 11. Infanteriedivision den Vormarsch des über Tarnopol und südlich davon eingebrochenen Feindes verzögern und nach Heranziehen des XII. Korps am 23. August bereit sein, gegen die von Ost vorgehenden Russen einen Schlag zu führen, wenn diese an die Linie Krasne - Dunajow vorgingen. Darüber hinaus sollte eigenerseits zunächst nicht vorgerückt werden.

Die 43. Landwehr-Infanteriedivision aus der Bukowina und die im Raum Stanislau - Jezupol - Halicz einlangenden Teile der 2. Armee (IV. und VII. Korps mit zusammen 5 Infanteriedivisionen) sollten sich bereit machen, den südlich Tarnopol gegen West vordringenden Feind abzuweisen, falls er auf Niżniow und gegen die Zlota Lipa vorrücken sollte.

Zwischen Dnjestr und Pruth blieb nur die 35. Landsturm-Infanteriebrigade.

Diese Befehle wurden am 24. August, als schon große Teile der 1. Armee im Kampfe standen, im Sinne der grundlegenden Absicht eines kräftigen Schlages zwischen Weichsel und Bug ergänzt:

Die 1. Armee hatte in der Hauptrichtung Lublin, mit dem rechten Flügel über Biskupice vorzugehen, sollte trachten, den Ostflügel des Feindes zu umfassen, und hatte sich gegen Iwangorod zu sichern. Die Armeegruppe Kummer sollte ehestens die Weichsel abwärts der Sanmündung überschreiten und sich der 1. Armee anschließen; ihr folgte auch das deutsche Landwehrkorps Woyrsch.

Die 4. Armee hatte mit dem rechten Flügel im allgemeinen entlang der Huczwa vorzudringen, bei starker Sicherung gegen Ost. Von der 3. Armee hatte sich das XIV. Korps (3., 8. Infanteriedivision und 41. Honved-Infanteriedivision) in der Staffel rechts der 4. Armee in Richtung auf Grubieszow anzuschließen und gegen den Bug zu sichern.

Dem Armee-Oberkommando in Przemysl schwebte somit der Gedanke vor, mit einer starken Kraft nach Norden vorzustoßen, deren Flanke und Rücken gegen Ost durch die gestaffelt angeordneten Gruppen XIV. Korps, 3. Armee, Armeegruppe Köveß und 2. Armee, soweit letztere in der nächsten Zeit verfügbar wurde, gesichert werden sollte.


1 [1/22]Tafel I, Übersichtsskizze A. [Scriptorium merkt an: der Einfachheit halber von uns verkleinert oben im Text eingefügt; durch Mausclick zu vergrößern!] ...zurück...

2 [2/22]Bis 1917 Chef der Operationsabteilung des Armeeoberkommandos, von 1916 an gleichzeitig Stellvertreter des Chefs des Generalstabes; gestorben am 28. Juli 1921. ...zurück...

3 [1/23]Vgl. hierzu Band 1, Abschnitt Kriegsrüstungen. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte