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Bd. 4: Der Seekrieg - Der Krieg um die Kolonien
Die Kampfhandlungen in der Türkei
Der Gaskrieg - Der Luftkrieg

Abschnitt: Der Seekrieg

[16] Kapitel 2: Die Kampfhandlungen in der Nordsee
Korvettenkapitän Otto Groos

1. Kampfhandlungen während der Defensive der Hochseeflotte
(bis zum Frühjahr 1916).

Der Aufmarsch und die strategische Lage.

Mobilmachung, Aufmarsch und Einleitung der ersten Unternehmungen litten auf dem Nordseekriegsschauplatz von vornherein unter den Hemmungen der Politik. Erst als die Absperrung der Nordsee gegen den Atlantischen Ozean und die Abschneidung Deutschlands vom Weltverkehr durch die englische Flotte bereits begonnen hatte, trat am 31. Juli das Flottenflaggschiff mit dem III. und II. Geschwader im Anschluß an die I. U-Bootsflottille den Marsch durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach der Nordsee an.

Auf den gleichzeitig ausgegebenen Befehl, "Maßnahmen für drohende Kriegsgefahr", fiel den Verbänden der Hochseestreitkräfte die Nordsee als Hauptkriegsschauplatz zu. Sie gliederten sich nach dem Stand vom 10. August 1914 folgendermaßen:

I. Verband der Hochseestreitkräfte
Chef der Hochseestreitkräfte: Admiral v. Ingenohl.
Flottenflaggschiff: "Friedrich der Große" .

a. Linienschiffe:
I. Geschwader (Vizeadmiral v. Lans):
Großkampflinienschiffe: "Ostfriesland" , "Thüringen", "Helgoland", "Oldenburg",
"Posen" , "Rheinland", "Nassau", "Westfalen".

II. Geschwader (Vizeadmiral Scheer):
Linienschiffe: "Preußen" , "Schlesien", "Hessen", "Lothringen", "Hannover" , "Schleswig-Holstein", "Pommern", "Deutschland".

III. Geschwader (Kontreadmiral Funke):
Großkampflinienschiffe: "Prinzregent Luitpold" , "Kaiserin", "Kaiser", "König Albert",
"König"
 , "Großer Kurfürst".

(Die beiden letzten Schiffe am 2. August dem Geschwader eingegliedert, jedoch noch nicht kriegsbereit.)

IV. Geschwader (Vizeadmiral Schmidt):
(Schiffe noch in Ausbildung begriffen.)
Linienschiffe: "Wittelsbach" , "Wettin", "Mecklenburg", "Schwaben", "Braunschweig" , "Elsaß", "Zähringen".

[17]
V. Geschwader (Vizeadmiral Grapow):
(Schiffe noch in Ausrüstung.)
Ältere Linienschiffe: "Kaiser Wilhelm II." , "Kaiser Wilhelm der Große", "Kaiser Barbarossa",
"Kaiser Friedrich III." , "Kaiser Karl der Große", "Wörth", "Brandenburg".

VI. Geschwader (Kontreadmiral Eckermann):
(Schiffe am 12. August in Dienst gestellt.)
Küstenpanzerschiffe: "Hildebrand" , "Heimdall", "Hagen", "Frithjof", "Aegir", "Odin", "Beowulf", "Siegfried".

b. Kreuzer:

I. Aufklärungsgruppe (I. Befehlshaber der Aufklärungsschiffe Kontreadmiral Hipper):

    Schlachtkreuzer: "Seydlitz" , "Moltke", "Blücher" (vom 8. August ab), "Von der Tann"  (3. Admiral des I. B. d. A. Kontreadmiral Tapken), "Derfflinger" (erst Anfang September).

II. Aufklärungsgruppe (2. Admiral des I. B. d. A. und I. Führer der Torpedoboote. Kontreadmiral Maaß):
    Kleine geschützte Kreuzer: "Cöln" , "Mainz", "Stralsund", "Kolberg", "Rostock"  (II. Führer der Torpedoboote: Kapitän zur See Hartog), "Straßburg", "Graudenz" (10. August in Dienst).

III. Aufklärungsgruppe:
    Kleine geschützte Kreuzer: "München", "Danzig", "Stuttgart", "Frauenlob", "Hela".

IV. Aufklärungsgruppe (II. Befehlshaber der Aufklärungsschiffe Kontreadmiral v. Rebeur-Paschwitz):
    Panzerkreuzer: "Roon" , "York", "Prinz Adalbert", "Prinz Heinrich". (Schiffe noch in Ausrüstung und Ausbildung begriffen. Wurde später III. Aufklärungsgruppe.)

V. Aufklärungsgruppe (2. Admiral des II. B. d. A. (Führer der Reserve- und Neuformationen Kontreadmiral Jasper):
    Große Kreuzer: "Hansa" , "Vineta", "Viktoria Luise", "Hertha". (Am 12. August formiert.)

c. Torpedoboote:
    I. Torpedobootsflottille
(Korvettenkapitän Wallis):
11 Boote
II. Torpedobootsflottille
(Korvettenkapitän Schuur):
11 Boote
   
III. Torpedobootsflottille
(Korvettenkapitän Hollmann):
11 Boote

IV. Torpedobootsflottille
(Korvettenkapitän Herzbruch):
11 (bzw. 12) Boote
   
V. Torpedobootsflottille
(Korvettenkapitän v. d. Knesebeck):
11 Boote

VI. Torpedobootsflottille
(Korvettenkapitän Max Schultz):
11 Boote
   
VII. Torpedobootsflottille
(Korvettenkapitän v. Koch):
11 Boote

VIII. Torpedobootsflottille
(Korvettenkapitän Adolf Pfeiffer):
11 Boote

[18]
d. U-Boote:
I. U-Bootsflottille (Korvettenkapitän Hermann Bauer):
Kleiner geschützter Kreuzer "Hamburg" , 1. Halbflottille Führerboot "D 5": "U 5", "U 7", "U 8", "U 9", "U 10". - 2. Halbflottille; Führerboot "S 99": "U 13", "U 14", "U 16", "U 17", "U 18".

II. U-Bootsflottille (Korvettenkapitän Otto Feldmann):
Kleiner geschützter Kreuzer "Stettin" , 3. Halbflottille; Führerboot "S 100": "U 19", "U 20", "U 21", "U 22", "U 24". - 4. Halbflottille "S 101": "U 23", "U 25", "U 27", "U 28". (Diese 4 Boote noch in Ausrüstung bzw. militärischer Ausbildung.) Reserveboote in Ausrüstung: in Danzig , "U 6", "U 11" und "U 12", in Kiel "U 26", norwegische U-Boote "A 5" und "U 29".

e. Fahrzeuge für den Minendienst:
Minenschiffe "Nautilus", "Albatroß", "Pelikan", Hilfsstreuminendampfer: "Königin Luise", "Kaiser", "Preußen", "Silvana", "Apollo".

f. Fahrzeuge für den Minensuchdienst:
    I. Minensuchdivision
(Korvettenkapitän Bobsien):
15 Boote
II. Minensuchdivision
(Kapitänleutnant Schömann):
15 Boote
    III. Minensuchdivision
(Kapitänleutnant Wolfram):
13 Boote

g. Beobachtungsdampfer für die Flotte:
40 Fischdampfer in Ausrüstung, erhalten 12 Seemeilen Heringsloggernetze für U-Bootsabwehr.

h. Schiffe für den Hilfsdienst:
(Chef des Trosses: Kapitän zur See von Ammon):
"Württemberg", "König Wilhelm", 4 Lazarettschiffe, 5 Lazarettschiffe, 2 Flugzeugmutterschiffe (in Vorbereitung), 9 Sperrbrecher, 3 Werkstattschiffe (davon 1 für größere Schiffe, 2 für Torpedoboote), 4 Pumpendampfer.

i. Zufuhrschiffe:
34 Kohlenschiffe, 7 Munitionsschiffe, 2 Wasser- und Heizölschiffe, 2 U-Bootsvorratsschiffe mit je 500 t Petroleum bzw. Motoröl, 5 Heizöldepotdampfer, 5 Depotdampfer.


II. Hafenflottillen.

Ems (Chef: Korvettenkapitän v. Hippel [Wilhelm]):
Kleiner geschützter Kreuzer "Arcona" (zugleich Minenschiff), 3 Torpedoboote (ältere), 14 Vorpostenboote, Hilfsminensuchdivision der Ems.

Jade/Weser (Chef: Kapitän zur See Seebohm):
Kleiner geschützter Kreuzer "Ariadne" , "Berlin", "Niobe", Kleiner Kreuzer "Zieten", "Blitz", "Hay", "Drache", 7 Torpedoboote (ältere), Hilfsminensuchdivision Wilhelmshaven und Jade.

[19]
Elbe (Chef: Fregattenkapitän Evers):
Kleiner geschützter Kreuzer "Nymphe" , "Medusa", Kleiner Kreuzer "Pfeil", "Fuchs". 6 Torpedoboote (ältere), Hilfsminensuchdivision Kuxhaven.

Helgoland:
5 Torpedoboote (ältere), "Helga".

Eider:
"Hyäne".


III. Schiffe für besondere Aufgaben.
Hilfskreuzer "Viktoria Luise" (rüstet ab), "Berlin" (zur Verfügung der Hochseeflotte), "Kaiser Wilhelm der Große" (ausgelaufen).


IV. Luftfahrzeuge.
Luftschiff "L 3", Wasserflugzeuge: 6, später 9, in Helgoland; Landflugzeuge: 8 in Wilhelmshaven, jedoch erst vom 10. bis 15. August ab, 4 in Geestemünde, 4 in Kuxhaven.

Erklärung:
Großkampfschiffe Sperrdruck. = Flaggschiff des Führers eines Schlachtgeschwaders,  = Flaggschiff des 2. Admirals eines Schlachtgeschwaders,  = Flaggschiff des I. Befehlshabers der Aufklärungsschiffe,  = Flaggschiff des Führers einer Aufklärungsgruppe bzw. des Führers eines Kreuzerverbandes oder einer Flottille.


Mit dem Inkrafttreten der Kriegsgliederung war jedoch die Kriegsbereitschaft der in dieser [Tabelle] aufgeführten Streitkräfte noch keineswegs hergestellt, vielmehr konnten die vielen Schiffe der Reserveformationen erst nach Ausspruch der Mobilmachung in Dienst gestellt und mit Besatzungen aufgefüllt werden, ein Stadium, das die britische Flotte durch die "Probemobilmachung" bereits hinter sich hatte.

Während der an sich durchaus planmäßig verlaufenden Mobilmachung brachte man über die wahrscheinliche Aufmarschstellung der englischen Streitkräfte und ihre Kriegsgliederung nur wenig in Erfahrung. Man vermutete zwar die schweren Verbände der I. Flotte an der Ostküste Schottlands; auch war es ziemlich sicher, daß die Linienschiffsgeschwader der III. Flotte in den Kanalhäfen gesammelt werden würden; dagegen war es zweifelhaft, ob die Linienschiffsgeschwader der II. Flotte bei der I. Flotte oder etwa südlicher, vielleicht in der Themse, Aufstellung nehmen würden. Die tatsächliche Kriegsgliederung der britischen Seestreitkräfte, wie sie erst nach dem Kriege bekannt wurde, war folgende:


I. Flotte
(auch als "Große Flotte" im engeren Sinne bezeichnet).
Oberstkommandierender: Admiral Sir John Jellicoe.
Flottenflaggschiff: "Iron Duke" .
Zugeteilt: Kleiner geschützter Kreuzer "Sappho", Zerstörer "Oak".

Schlachtflotte:
I. Schlachtgeschwader:
"Marlborough" , "St. Vincent" , "Colossus", "Hercules", "Neptune", "Vanguard", "Collingwood", "Superb". Zugeteilt: Kleiner geschützter Kreuzer "Bellona", Werkstattschiff "Cyclops".

[20]
II. Schlachtgeschwader:
"King George V." , "Orion" , "Ajax", "Audacious", "Centurion", "Conqueror", "Monarch", "Thunderer". Zugeteilt: Kleiner geschützter Kreuzer "Boadicea", Werkstattschiff "Assistance".

IV. Schlachtgeschwader:
"Dreadnought" , "Temeraire", "Bellerophon". Zugeteilt: Kleiner geschützter Kreuzer "Blonde".

III. Schlachtgeschwader:
Linienschiffe: "King Edward VII." , Hibernia" , "Commonwealth", "Zealandia", "Dominion", "Africa", "Britannia", "Hindustan". Zugeteilt: Kleiner geschützter Kreuzer "Blanche".

I. Schlachtkreuzergeschwader (Viceadmiral Sir David Beatty):
Schlachtkreuzer: "Lion" , "Princess Royal", "Queen Mary", "New Zealand".

II. Kreuzergeschwader:
Panzerkreuzer: "Shannon" , "Achilles", "Cochrane", "Natal".

III. Kreuzergeschwader:
Panzerkreuzer: "Antrim" , "Argyll", "Devonshire", "Roxburgh".

I. Leichtes Kreuzergeschwader (Kommodore W. E. Goodenough):
Geschützte Kreuzer: "Southampton" , "Birmingham", "Lowestost", "Nottingham".

Zerstörerflottillen:
II. Flottille:
Kleiner geschützter Kreuzer "Active" und 20 Zerstörer.

IV. Flottille:
Führerschiff "Swift" und 20 Zerstörer.

Minensuch-Kanoneboote:
"Skipjack" , "Circe", "Gossamer", "Leda", "Speedwell", "Jason", "Seagull".

Shetland Patrol Force:
"Forward" (Scout) und 4 Zerstörer der River-Klasse.

Harwich-Streitkräfte:
I. Flottille:
Kleiner geschützter Kreuzer "Fearless" und 20 Zerstörer.

III. Flottille:
Kleiner geschützter Kreuzer "Amphion" und 15 Zerstörer.

Bemerkung: Die U-Boote, außer denen der B- und C-Klasse, welche zum Schutze der englischen Küste und Häfen verwendet wurden, unterstanden der Admiralität unmittelbar. Die Boote der C-Klasse waren für größere Unternehmungen untauglich, so daß zur Verwendung gegen die deutsche Küste zunächst nur 8 U-Boote der D- und 9 der E-Klasse verfügbar waren.

[21]

II. Flotte
Viceadmiral Sir Cecil Burney.
Flottenflaggschiff: "Lord Nelson" .

V. Schlachtgeschwader:
Linienschiffe: "Prince of Wales" , "Agamemnon", "Bulwark", "Formidable", "Implacable", "Irresistible", "London", "Queen", "Venerable".

VI. Schlachtgeschwader:
Linienschiffe: "Russell" , "Cornwallis", "Albemarle", "Duncan", "Exmouth", "Vengeance".

V. Kreuzergeschwader:
Kleine geschützte Kreuzer: "Carnarvon" , "Falmouth", "Liverpool".

VI. Kreuzergeschwader:
Panzerkreuzer: "Drake" , "Good Hope", "King Alfred", "Leviathan".

Minenlegergeschwader:
"Naiad" , "Andromache", "Apollo", "Intrepid", "Iphigenia", "Latona", "Thetis".


III. Flotte:1
    VII. Schlachtgeschwader: VIII. Schlachtgeschwader:
    (Aus den ältesten Schlachtschiffen bestehend.)
   
VII. Kreuzergeschwader:

IX. Kreuzergeschwader:
    (Aus den ältesten Kreuzern bestehend.)

X. Kreuzergeschwader:
Große geschützte Kreuzer: "Crescent" , "Edgar", "Endymion", "Gibraltar", "Grafton", "Hawke", "Royal Arthur", "Theseus".
(Kurz nach Ausbruch des Krieges zur "Großen Flotte" getreten und im Blockadedienst verwendet.)
   
XI. Kreuzergeschwader:

XII. Kreuzergeschwader:
    (Aus den ältesten Kreuzern bestehend.)

Erklärung:
= Flottenflaggschiff,  = Flaggschiff des Führers eines Schlachtgeschwaders,  = Flaggschiff des Unterführers eines Schlachtgeschwaders,  = Flaggschiff des Führers eines Kreuzergeschwaders,  = Führerschiff kleinerer Verbände. Großkampfschiffe Sperrdruck.


Während die erste oder "Große Flotte" von Norden her operieren und sich auf Scapa Flow als Hauptbasis stützen sollte, fiel der II. und III. Flotte der Schutz des Kanals und der Truppentransporte zu.. Dagegen arbeiteten die in Harwich stationierten Zerstörerflottillen wechselnd mit den nördlichen und südlichen Seestreitkräften zusammen. Für die Entwicklung des Stärkeverhältnisses war von deutscher Seite die Begründung zum Flottengesetz 1900 bis zum Kriegsausbruch maßgebend geblieben. Diese lautete:

[22]   "Deutschland muß eine so starke Schlachtflotte besitzen, daß der Krieg auch für den seetüchtigsten Gegner mit derartigen Gefahren verbunden ist, daß seine eigene Machtstellung in Frage gestellt wird."

Das nie verlassene Ziel der deutschen Flottengesetzgebung war also ein kriegsvorbeugendes und rein defensives; dies wird bei einem Vergleich der tatsächlich bei Kriegsausbruch vorhandenen Machtmittel im Auge behalten werden müssen. Beschränkt man den Stärkevergleich auf die englischen und deutschen im August 1914 für den Flottenkampf in der Nordsee verfügbaren Streitkräfte, so erhält man folgendes Bild:

August
1914
Großkampfschiffe Ältere
Linien-
schiffe
Ältere
Große
Kreuzer
Kleine
Kreuzer
Zerstörer U-Boote
Linien-
schiffe
Schlacht-
kreuzer
neuere ältere voll-
offensiv
bedingt
offensiv
u. Küsten-
schutz

Englisch   20 4 36 20 35 78 77  7 51
Deutsch 13 3 22  5 14 42 46 10 18

Berücksichtigt man, daß fünf weitere englische Schlachtkreuzer aus dem Mittelmeer und Australien jederzeit auf dem Nordseekriegsschauplatz erscheinen konnten, so ergab sich allein an Großkampfschiffen eine doppelte Übermacht des britischen Gegners. Der Zuwachs an Neubauten änderte dies Verhältnis nur weiter zuungunsten Deutschlands. Diese Feststellung erhielt für die Frage des Einsetzens der Flotte um so größere Bedeutung, als Seestreitkräfte und insbesondere Großkampfschiffe mit ihrer verwickelten Technik und ihren eingespielten Besatzungen sich im Laufe des Krieges als unersetzlich erwiesen; kein einziger Ersatzbau ist in Deutschland trotz der langen Kriegsdauer fertig geworden. Dieser Umstand erklärt einen Teil der bei Freund und Feind immer wieder in gleicher Weise auftretenden schweren Bedenken gegen den allzu schnellen Einsatz dieser Kampfmittel.

An Kreuzern verfügte England fast über die dreifache, an Torpedobooten über die doppelte Zahl von Streitkräften. Nur an voll offensiv verwendungsfähigen U-Booten besaß Deutschland ein allerdings geringes zahlenmäßiges Übergewicht.

Dem durchweg etwas stärkeren Geschützkaliber der schweren Artillerie auf englischer Seite stand die stärkere Sprengwirkung und größere Durchschlagskraft der deutschen Granaten gegenüber. Eine weitere Stärkung der deutschen Schiffe lag, insbesondere für das Nachtgefecht, in ihrer zahlreichen und guten Mittelartillerie, über welche die englischen Großkampfschiffe erst von der "Iron-Duke"-Klasse ab verfügten. Vor allem aber waren letztere an Ausdehnung und Stärke des Panzers wie des Unterwasserschutzes und damit der Festigkeit und Schwimm- [23] fähigkeit den deutschen gleichalterigen Schiffen unterlegen; auch die zahlenmäßige Überlegenheit der Torpedoarmierung sowie die starke Sprengwirkung der Torpedos war als Vorteil auf deutscher Seite in Rechnung zu stellen. Ganz unsicher war dagegen die Beurteilung der Geschwindigkeit der britischen Großkampfschiffe, insbesondere der Schlachtkreuzer, im Vergleich zu der entsprechenden der deutschen Schiffsklassen.

Indes nicht Schiffe kämpfen letzten Endes, sondern Menschen. Die Beurteilung der von Führung und Personal zu erwartenden Leistungen mußte daher in den strategischen Berechnungen eine besondere Rolle spielen. Aber auch in diesem Punkte verbot die Tradition der englischen Marine, das gute seemännische Können und die durch die lange Dienstzeit erleichterte gründliche Ausbildung des Personals jede Unterschätzung des Feindes. Wie aber waren die geographischen Verhältnisse zu beurteilen?

Die Ziele der Seekriegführung sind andere als die des Landkriegs. Während der Landkrieg durch Vernichtung der feindlichen Heere und Besetzung des feindlichen Gebiets den Gegner dem eigenen Willen zu unterwerfen sucht, kann der Seekrieg sein Ziel nicht so unmittelbar erreichen. Seine Wirkung besteht vornehmlich in dem politischen und wirtschaftlichen Druck, den er durch Behauptung oder Erringung der Seeherrschaft über die Seehandelsstraßen auszuüben vermag. Die beispiellos günstige Lage Englands und seiner Stützpunkte zu den Welthandelsstraßen ermöglichte aber der britischen Seekriegsleitung, diesen Druck sofort und unmittelbar einsetzen zu lassen. Hierzu genügten die Abschneidung der deutschen Seeverbindungen nach dem Atlantischen Ozean in der nördlichen Nordsee zwischen Schottland und Norwegen, eine Maßnahme, die sich dort infolge der großen Entfernung von den deutschen Stützpunkten fast ohne Gefährdung der Blockadestreitkräfte und ohne Einsatz der "Großen Flotte" durchführen ließ. Die noch leichtere Bewachung des östlichen Kanalausgangs zwischen Dover und Calais vervollständigte die Absperrung. Demgegenüber besaß die deutsche Flotte keinerlei Stützpunkte an den Welthandelsstraßen; auch hatte Deutschland keine Bundesgenossen, die über solche verfügten, noch stand die Eroberung solcher - man denke an Brest oder die Küste Norwegens - etwa in Aussicht. Abgesehen von dem in der ersten Kriegszeit aus politischen Gründen nicht ausgenutzten Wege von Kiel um Skagen war die Helgoländer Bucht die einzige Operationsbasis. Sie lag nach Abschneidung der deutschen Überseeverbindungen aber zu allen bedeutenden Welthandelsstraßen ganz ausgesprochen im toten Winkel. Zwischen den deutschen Seestreitkräften und dem britischen Handel stand die "Große Flotte", nur über diese hinweg führte der Weg mit entscheidender Wirkung an die Welthandelsstraßen heran. Für England galt es Behauptung, für Deutschland Bestreitung der Seeherrschaft; das Bestreben zum Schlagen mußte auf deutscher Seite größer sein. Während aber die britische Flotte als Ausgangsbasis ihrer Bewegungen über die ganze Küste von den Shetland-Inseln bis zur Themse mit einer Reihe [24] ausgezeichneter Häfen verfügte, stand der deutschen Flotte nur die Helgoländer Bucht zu Gebote. Jeder deutsche Vorstoß wurde daher von britischen Stellungen flankiert, jeder britische war infolge des Mangels an deutschen Flankenstellungen vor Überraschungen sicher. Angesichts dieser strategischen Lage schien der Ausgang eines sofortigen Entscheidungskampfes zum mindesten fraglich; sicher aber war, daß eine entscheidende Niederlage, abgesehen von der Bedeutung eines solchen Ereignisses für die Haltung der Neutralen, Deutschland auch die Seeherrschaft in der Ostsee kosten mußte. Wenn also die Erwartung nicht täuschte, daß mit Sicherheit günstigere Vorbedingungen für den Entscheidungskampf wenigstens in Hinsicht auf das Stärkeverhältnis geschaffen werden konnten, aber auch nur dann war es richtig, diesen aufzuschieben, bis solche erreicht waren. In einem Kräfteausgleich als Folge des Ergebnisses von Vorstößen gegen die angenommenen britischen Blockadestreitkräfte der Deutschen Bucht sowie in einer bis an die britische Küste vorgetragenen rücksichtslosen Minen- und U-Bootsoffensive glaubte man Möglichkeiten hierzu finden zu können. Erst wenn die so stark überlegene britische Flotte hierdurch größere Verluste erlitten hätte und die deutsche Flotte verstärkt worden wäre, sollte versucht werden, sie unter günstigen Umständen zur Schlacht einzusetzen. Trotz dieser zunächst defensiven Einstellung des Operationsplans wurde jedoch kein Zweifel gelassen, daß, im Falle sich schon vorher eine günstige Gelegenheit zum Schlagen biete, diese ausgenutzt werden müsse.


Die Sicherung der Deutschen Bucht.

Zunächst unterblieb die Einleitung militärischer Operationen gegen England auf ausdrücklichen Wunsch der politischen Leitung. Selbst als am 3. August, 6 Uhr Nm., der Kriegszustand mit Frankreich eintrat und die Kriegserklärung Englands als unmittelbar bevorstehend galt, durften Schiffsbewegungen nach Westen noch nicht eingeleitet werden. Nach wie vor begab sich die Seekriegsleitung erheblicher militärischer Vorteile zugunsten einer immer noch auf Verständigung hoffenden Politik. Unter dieser Lähmung der eigenen Initiative erhoffte man in der Flotte um so mehr einen feindlichen Angriff, und diese Erwartung beherrschte den Geist der Besatzungen. Jedem, der es erlebt hat, wird es unvergeßlich bleiben - das Bild der zum ersten Male unter "Klar Schiff zum Gefecht" auslaufenden Schlachtkreuzer und Schiffe des I. Geschwaders, die Decks frei von allem, was sonst die Bestreichungswinkel der Geschütze behinderte, die Offiziere auf der Kommandobrücke, die Mannschaften an Deck, während der brausende Gesang vaterländischer Lieder und der Hurraruf der Besatzungen sich mit dem der Bevölkerung an Land mischte und den Hafen erfüllte. Hell loderten damals die Flammen todesmutiger Begeisterung; noch wußte niemand auf der Flotte, wie schwer es sein würde, im Laufe langer und ereignisarmer Kriegsjahre den Funken immer wieder zu neuer Glut zu entfachen.

[25] Um gegen den erwarteten Angriff gewappnet zu sein, wurde dem Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte, Kontreadmiral Hipper, vom 1. August ab die Sicherung der Deutschen Bucht übertragen. Hierzu wurden ihm alle Kreuzer, Torpedobootsflottillen, U-Flottillen, Minensuch-Divisionen, Flieger und Luftschiffe unterstellt, die alsbald in dreifacher Linie im Kreisbogen von etwa 120 km Ausdehnung zwischen den Inseln Langeoog und Amrum mit entsprechender Ablösung als Vorposten kreuzten.


Deutsche Minen-, U-Boots- und Kreuzeroffensive.

Als am 4. August, 730 Uhr Nm., der Kriegszustand mit England bekanntgegeben und hiermit der unklaren militärischen Lage ein Ende gemacht wurde, ging ein allgemeines Aufatmen durch die Flotte. Wenn ihr auch ein schlagartiges Vorgehen von Streitkräften in großzügigem Umfange infolge des defensiven Operationsbefehls vorläufig versagt blieb, so konnten doch nunmehr Unternehmungen des Kleinkriegs beginnen. Um 730 Uhr Nm. verließen daher gleichzeitig der Hilfskreuzer "Wilhelm der Große" und der auf der Ems unter Dampf liegende Hilfsstreuminendampfer "Königin Luise" von der Hamburg-Amerika-Linie die Häfen. Letzterer hatte folgenden Befehl erhalten:

      "Sofort mit höchster Fahrt auslaufen in Richtung auf Themse. Minen möglichst nahe an englische Küste bringen. Minen nicht in der Nähe neutraler Küste werfen und nicht nördlicher als 53 Grad Nordbreite."

Ihm fiel damit die ehrenvolle Aufgabe der Eröffnung der Feindseligkeiten gegen England zu. Ob es ihm gelingen werde, die fest angenommene enge Blockade der Deutschen Bucht durch leichte englische Streitkräfte zu durchbrechen, war allerdings ungewiß. Wider Erwarten wurden aber weder in der hellen Vollmondnacht noch am anderen Morgen feindliche Streitkräfte angetroffen. Erst als das Schiff in voller Fahrt unter dem Schutz einer Regenbö die Nordeinfahrt der Themse zu gewinnen suchte, tauchten aus dieser plötzlich der Kleine Kreuzer "Amphion" und 16 Boote der "L"-Klasse ("Lance", "Landrail" usw.) auf, die sofort mit höchster Geschwindigkeit das Schiff jagten und östlich und westlich umfaßten. Nach späteren Äußerungen der englischen Offiziere war die "Königin Luise" erwartet worden, man hatte von der Unternehmung gewußt. Schnell wurden die Minen geworfen; der Versuch aber, die Verfolger über die Sperre zu ziehen, blieb ohne Erfolg. Bei seiner 21 sm betragenden Geschwindigkeit war das Schiff bald eingeholt. Es konnte sich nur noch darum handeln, der "Königin Luise" einen ehrenvollen Untergang zu sichern und dem Feinde die Sperre geheimzuhalten. Nach einstündigem Gefecht, in dem das Schiff sich mit seinen 2 - 3,7-cm-Revolverkanonen und Handwaffen heldenhaft gegen die 10,2-cm-Geschütze der Zerstörer wehrte, war es kampfunfähig gemacht. Das Ruder ließ sich nicht mehr legen, die Munition war verfeuert, das Schiff brannte an verschiedenen Stellen und lag mit Backbord-Schlagseite klar zum Kentern. Die [26] Verluste waren außerordentlich groß. Um weitere zu vermeiden und das Schiff keinesfalls dem Feinde in die Hände fallen zu lassen, gab der Kommandant, Korvettenkapitän Biermann, den Befehl zum Versenken. Nachdem der Feind auch seinerseits das Feuer auf das wehrlose Schiff eingestellt hatte, wurde es von der Mannschaft verlassen und ging gleich darauf unter den Hurras der schwimmenden Gruppen mit im Vortopp wehender Flagge unter.

Der überlebende Teil der Besatzung wurde von den Zerstörern gut aufgenommen und ritterlich behandelt. Nach dem Gefecht machte die englische Flottille mit den Gefangenen an Bord einen Vorstoß in Richtung der Deutschen Bucht. Auf dem Rückweg nach Harwich aber wurde der Kommandant der "Königin Luise" Zeuge, wie der Führerkreuzer "Amphion" auf die deutsche Sperre lief und nach wenigen Sekunden mit einem Verlust von etwa 150 Mann unterging, unter diesen leider auch 18 der Geretteten der "Königin Luise". Keiner der braven deutschen Seeleute hatte dem Feind Aussagen über die Sperre gemacht. Ihre genaue Lage blieb den Engländern auch weiterhin unbekannt. Inzwischen vermutete die deutsche Flottenleitung das englische Gros etwa auf der Mitte der Linie Firth of Forth - Skagen als Rückhalt einer Vorpostenkette von leichten Streitkräften und U-Booten in der Linie Terschelling - Hornsriff. Mit Torpedobooten war ihm jedoch wegen der zur Zeit noch kurzen und sehr hellen Vollmondnächte und der vom Stützpunkt aus zurückzulegenden Entfernung kaum beizukommen, dagegen schienen sich für U-Boote günstigere Aussichten zu bieten. Am 1. August liefen, von den Kleinen Kreuzern "Hamburg" und "Stettin" bis 100 sm außerhalb Helgolands geleitet, 10 Boote der I. U-Flottille aus, um in breiter Aufklärungslinie bis zur Höhe der Orkney-Inseln vorzustoßen und, wenn möglich, die "Große Flotte" durch Angriff zu schädigen. Aber obgleich die Boote mit einer Ausnahme den Vorstoß planmäßig bis fast zum 60. Breitengrad durchführten, eine damals noch überraschende Leistung, gelang es ihnen nicht, feindliche Streitkräfte zu stellen.

Erst auf dem Rückmarsch kam es zu kurzen Zusammenstößen mit dem Gegner. So sichtete "U 18" in der Frühe des 9. August etwa in der Linie Stavanger - Moray Firth während vorübergehender Regenschauer und Windstärke 6 bei hoher Dünung und unsichtigem Wetter plötzlich auf 1 sm Abstand ein Fahrzeug mit 3 oder 4 Schornsteinen, das als englischer Kreuzer angesprochen wurde, aber nach beschleunigtem Tauchen durch das Sehrohr nicht mehr auszumachen war. Anderthalb Stunden später sichtete auch "U 8" für kurze Zeit ein feindliches Torpedoboot, das nach seinen Kursen zu urteilen, vielleicht zu einer Bewachungslinie gehören konnte. Wegen des unsichtigen Wetters war es jedoch keinem der Boote zum Bewußtsein gekommen, daß sie sich zu diesem Zeitpunkt in unmittelbarer Nähe der "Großen Flotte" befunden hatte, ein Zusammentreffen, das unglücklicherweise in die einzige Schlechtwetterperiode des Unternehmens fiel und einem, wenn nicht zwei deutschen Booten zum Verderben [27] wurde. "U 13" und "U 15" kehrten nicht mehr zurück. Wie sich später herausstellte, war "U 15", Kommandant Kapitänleutnant Richard Pohle, bereits um 5 Uhr Nm. am 9. August in dem unsichtigen Wetter von einem Schiff der Marschsicherung der "Großen Flotte", dem Kleinen Kreuzer "Birmingham", gerammt und vernichtet worden; über die vielleicht ähnlichen Begleitumstände des Unterganges von "U 13", Kommandant Kapitänleutnant Graf Arthur [28] v. Schweinitz, schwebt weiterhin Dunkel.

Die Unternehmungen der I. U-Bootsflottille gegen das britische Gros

[27]
      Skizze 1: Die Unternehmungen der I. U-Bootsflottille gegen das britische Gros
(6. bis 11. August 1914).

Die Feststellung deutscher U-Boote in so großer Entfernung von ihren Stützpunkten konnte auch auf den Gegner ihren Eindruck kaum verfehlen. Wie weit diese Wirkung tatsächlich gegangen ist, war damals jedoch auch nicht annähernd zu ermessen. Sie wird im Zusammenhang mit dem Problem der Schädigung der englischen Truppentransporte geschildert werden, vor dessen Lösung sich die Flottenleitung gestellt sah, noch ehe die Boote der I. U-Flottille von ihrer Fahrt zurückgekehrt waren.

Auf den vollen Einsatz der Flotte für diesen Zweck hatte die Oberste Heeresleitung auf Befragen ausdrücklich verzichtet. Sie schien die Wirksamkeit des zwar vollwertigen, aber zahlenmäßig schwachen Expeditionskorps nicht allzu hoch einzuschätzen. Ein Vorstoß gegen den Kanal mußte die Flotte auch dem Angriff zahlreicher U-Boote, Torpedoboote und Minenleger aussetzen, ohne daß sie bei der Kürze des Weges von England nach dem Festland mit Sicherheit an die feindliche Transportflotte selbst herangekommen wäre. Diese hätte stets rechtzeitig sichere Häfen aussuchen können. Ohne Unterstützung der Flotte war es aber bei den kurzen, hellen Mondnächten auch für Torpedoboote und Minenleger kaum möglich, in den Kanal einzudringen und an die feindlichen Truppentransportdampfer heranzukommen; das konnten unter diesen Umständen nur U-Boote.

Wie sich erst später herausstellte, hatten die Vorbereitungen für die Überführung des Expeditionskorps bereits einige Tage vor der Kriegserklärung begonnen. Die Einschiffung von 1 Kavallerie-Division und 4 Infanterie-Divisionen erfolgte bereits am 9. August. Bei der lebenswichtigen Bedeutung, welche die schnelle Überführung für den weiteren Verlauf des Landkrieges haben mußte, hatte sich die britische Admiralität entschlossen, auch ohne zuvor einen vernichtenden Schlag gegen die deutschen Seestreitkräfte geführt zu haben, die Verantwortung für die Sicherheit der Transporte zu übernehmen. Um aber die Haupttransportstraße nach Möglichkeit dem Zugriff feindlicher Seestreitkräfte zu entziehen, wurde sie in die Mitte des Englischen Kanals verlegt. Haupteinschiffungs- und Ausschiffungshäfen waren Southampton und Le Havre. Der westliche und östliche Kanalausgang wurde durch zahlreiche U-Boote, Torpedoboote und Kreuzer abgesperrt, die durch 19 Linienschiffe der Kanalflotte und 5 französische Panzerkreuzer einen starken Rückhalt erhielten. Zwischen North Foreland und Ostende wurden sie durch Flugzeug- und Luftschiffpatrouillen gegen Überraschungen gesichert, und vor diesen wieder bildete die I. und III. Zerstörerflottille von Harwich aus eine leicht bewegliche und verschiebbare Aufklärung im Gebiet der Hoofden. Gleichzeitig hielt sich die "Große Flotte" zwischen Scapa Flow und der norwegischen Küste bereit, auf die erste Nachricht vom Auslaufen der deutschen Hochseestreitkräfte sofort nach Süden vorzustoßen.

Inzwischen hatten sich im deutschen Hauptquartier am 8. August die Nachrichten verstärkt, daß die Überführung des englischen Expeditionskorps nach Zeebrügge, Ostende, Dünkirchen und Calais im Gange wäre. Es wurden daher [29] 4 U-Boote gegen die Bedeckungsstreitkräfte der Transporte entsandt. Ihr Einsatz erfolgte jedoch wegen der zu erwartenden starken Gegenwirkung durch Zerstörer und der navigatorischen Schwierigkeiten infolge der großen Zahl von Untiefen und des starken und schwer berechenbaren Gezeitenstromes im Gebiet des östlichen Kanalausgangs mit so großer Vorsicht, daß ein Erfolg nicht erzielt wurde. Sie kehrten in der Linie Harwich - Rotterdam um, ohne lohnende Angriffsobjekte gesichtet zu haben.

Dagegen hatte der Vorstoß der I. U-Flottille nach Norden, wie erst nach Kriegsende bekannt wurde, die Linienschiffsverbände und Schlachtkreuzer der "Großen Flotte" veranlaßt, sich bereits am 10. August in das Gebiet westlich der Orkney- und Shetland-Inseln zurückzuziehen, um erst am 15. August die Bereitschaftsstellung in der Nordsee wieder einzunehmen, obgleich die Überführung des Hauptteils des Expeditionskorps bereits am 12. August begonnen hatte. Leider blieb diese strategische Wirkung des ersten U-Bootsvorstoßes der deutschen Flottenleitung völlig unbekannt. Die unerwartete Bewegungsfreiheit für die Hochseestreitkräfte wurde nicht ausgenutzt, das System der Sicherung der britischen Truppentransporte blieb ungefährdet. Die Nachrichtenabdrosselung, welche den Engländern durch die insulare Abgeschlossenheit ihres Landes wesentlich erleichtert wurde, hatte sich als außerordentlich wirksam erwiesen. Selbst die spärlichen Nachrichten, die man auf deutscher Seite erhielt, trafen stets so spät ein, daß sie bei der Möglichkeit überaus schneller Verschiebungen der Seestreitkräfte meist als überholt gelten mußten. Auch neue Vorstöße von drei deutschen U-Booten bis in die Blockadelinie zwischen Norwegen und Schottland sowie bis unmittelbar vor den Firth of Moray, Firth of Forth und Humber gaben keine weiteren Aufschlüsse.

Aber auch auf englischer Seite führte der eigenartige Zustand völlig fehlender Bindung der beiderseitigen Seestreitkräfte zu ernsten Besorgnissen. In dieser Ungewißheit glaubte man mit einem plötzlichen Gegenschlag rechnen zu müssen, wenn nicht gar mit der Invasion. Zum Schutz der britischen Ostseeküste wurde daher die 6. Infanterie-Division aus Irland nach Cambridge überführt. Das Schwergewicht des Widerstandes lag aber weder bei diesen Truppen noch bei den Streitkräften des Kanals, sondern bei der "Großen Flotte". Diese wurde mit allen Streitkräften auf der Breite von Aberdeen zusammengefaßt. Hierbei kreuzten sich ihre Kurse einmal mit denen des deutschen U-Bootes "U 21", Kommandant Kapitänleutnant Hersing, in einem Abstand von nur 40 sm. Das feindliche Gros festzustellen und anzugreifen war jedoch wieder nicht gelungen. Während "U 21" die "Große Flotte" nunmehr vor dem Moray Firth zu stellen versuchte, stieß diese bis zum Breitenparallel von Hornsriff vor; gleichzeitig vollendeten das VII. Kreuzergeschwader, bestehend aus den alten Panzerkreuzern der "Cressy"-Klasse, und die beiden Harwich-Flottillen die enge Umklammerung der Deutschen Bucht von Westen und Süden her. Unmittelbar vor der Jade [30] und Weser standen je 2 englische U-Boote, um jedes Auslaufen deutscher Streitkräfte sofort zu melden. In dieser Stellung blieben die britischen Streitkräfte jedoch nur für wenige Stunden am Vormittag des 16. August, um sich dann vor der deutschen U-Boots- und Torpedobootsgefahr beschleunigt in ihre Anfangsstellungen zurückzuziehen. Inzwischen liefen die Transporte vom 15. bis 17. August nicht weniger als 137 mal hinüber und herüber. Aber nichts rührte sich scheinbar bei der deutschen Flotte, so daß die britischen Seestreitkräfte am 17. August teilweise in die Häfen entlassen wurden. Kaum war dies jedoch geschehen, als am 18. August der erste deutsche Vorstoß gegen die Kanalbewachung einsetzte. Während die letzten bedeutenden Transporte, etwa 34 Schiffe mit einer Gesamtwasserverdrängung von 130 000 t, etwas weniger als der Durchschnitt der letzten drei Tage, abgelassen wurden, brachen bei Hellwerden die Kleinen Kreuzer "Stralsund" und "Straßburg", begleitet von 2 U-Booten, in kühnem überraschendem Angriff 150 sm entfernt vom nächstgelegenen deutschen Stützpunkt in die englische Vorpostenlinie ein, die nördlich der Straße Dover - Calais auf dem Breitengrad Yarmouth - Amsterdam auslag. Nachdem sie 3 englische U-Boote durch Artilleriefeuer zum Tauchen gezwungen hatten, jagten sie die auf dem Breitengrad Yarmouth - Amsterdam stehenden Zerstörer der I. Flottille mit dem Kleinen Kreuzer "Fearless" auseinander. Selbst von mehreren Torpedos ohne Erfolg beschossen, beobachtete "Stralsund" auf mehreren Zerstörern Artillerietreffer, konnte aber die Verfolgung bei der hohen Geschwindigkeit des Gegners nicht fortsetzen, nachdem ein Versuch, sie durch die weiter westlich stehende "Straßburg" abzuschneiden, mißlungen war. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit und der herannahenden Unterstützung durch den Kleinen Kreuzer "Amethyst" und die III. Zerstörerflottille, wich der Feind dem Kampf aus. Der Engländer hat zur See grundsätzlich während des ganzen Krieges die Vermeidung eigener Verluste rücksichtslosem Einsatz vorgezogen.

V 69 nach dem siegreichen Gefecht in den Hoofden im Hafen von Ymuiden.

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      V 69 nach dem siegreichen Gefecht in den Hoofden im Hafen von Ymuiden.

Das Erscheinen der deutschen Kleinen Kreuzer genügte bereits, um sofortige Änderung des Bewachungssystems im östlichen Kanalausgang eintreten zu lassen. Die Schlachtkreuzer "Invincible" und "New Zealand" sowie 3 der modernsten Kleinen Kreuzer der neuen "Arethusa"-Klasse wurden nach dem Humber verlegt, um im Wiederholungsfalle die deutschen Angreifer von dort aus abzuschneiden. Als Ersatz für diese Streitkräfte wurden der "Großen Flotte" die Schlachtkreuzer "Inflexible" und "Indomitable" zugeteilt, welche hierzu aus dem Mittelmeer zurückgezogen wurden.

Fast mehr noch als der deutsche Vorstoß in die Hoofden machten jedoch die Vorgänge auf dem Festland und die dadurch bedingte Ausdehnung der Transportaufgaben die Heranziehung schneller und wertvoller Großkampfschiffe in die südliche Nordsee erforderlich. Infolge des Zusammenbruchs der französischen Feldzugseröffnung war die Lage der britischen Armee so stark gefährdet, daß sofort die 6., bisher auf die Ostküste Englands verteilte Division als Verstärkung [31] auf das Festland hinübergeworfen werden sollte. Vom 20. August ab trat daher der volle Kanalschutz von neuem für fünf weitere Tage in Kraft. Dennoch wurde die Lage für England immer kritischer. Nach dem Rückzug von Mons am 23. August waren Ostende, Boulogne, Calais und damit das ganze Verteidigungssystem des Kanals ernstlich bedroht. Es wurde bereits mit einer Verlegung der Hauptoperationsbasis von Le Havre nach Cherbourg und einer solchen der "Großen Flotte" nach Süden gerechnet für den Fall, daß die Deutschen das Dover-Defilée durchbrechen und in Calais und im angrenzenden französischen Gebiet festen Fuß fassen sollten. Wäre das eingetreten und die "Große Flotte" tatsächlich nach Süden verlegt worden, so wäre damit das von der deutschen Seekriegsleitung heiß ersehnte Ziel erreicht und die britische Flotte endlich dem Zugriff deutscher Seestreitkräfte ausgesetzt gewesen. Auf deutscher Seite wurde diese gewaltige Rückwirkung der Entwicklung des Landkriegs auf den Seekrieg nicht ausreichend erkannt und leider versäumt, die Verwirrung beim Gegner infolge des unaufhaltsamen Vordringens zu Lande durch entsprechende Vorstöße zur See noch zu vermehren und die "Große Flotte" hierdurch in Reichweite der eigenen Minen-, Torpedo- und U-Bootswaffe zu bringen. Ein Vorstoß des II Führers der Torpedoboote mit den Kleinen Kreuzern "Rostock" und "Straßburg" sowie der VI. Torpedobootsflottille mit 3 U-Booten nach der Dogger-Bank am 21. bis 23. August zur Schädigung der meist dort arbeitenden englischen Fischerflotte samt ihren Bedeckungsstreitkräften hatte als einziges Ergebnis die Vernichtung von 9 Fischdampfern zur Folge; Kriegschiffe wurden überhaupt nicht angetroffen.

Mehr versprach man sich dagegen von der geplanten Minenoffensive gegen die britische Küste, für welche mit den dunkleren Nächten der Zeitpunkt endlich gekommen schien.

In der Nacht zum 25. August erreichten die Minenleger "Albatros" und "Nautilus", gedeckt durch die Kreuzer "Stuttgart" und "Mainz" und die II. und III. Torpedobootsflottille, in zwei Gruppen an verschiedenen Punkten fast gleichzeitig die feindliche Küste. Kurz nach Mitternacht wurden unmittelbar vor dem Tyne und Humber Minensperren von 10 sm Länge ausgelegt, dann kehrten die Streitkräfte, ebenso unbehindert wie beim Anmarsch, nach den heimischen Stützpunkten zurück.

Wie wenig der Feind solche Unternehmungen für möglich gehalten hatte, geht daraus hervor, daß er lange Zeit geglaubt hat, die Minen wären unter Mißbrauch der neutralen Flagge durch Handelsschiffe oder Fischdampfer gelegt worden. Erst nach Kriegsende hat man erfahren, daß die Schlachtkreuzer "Invincible" und "New Zealand" nur durch einen Zufall der Sperre vor dem Humber entgangen sind, indem einen Tag vor ihrem Auslaufen eine der Minen im Netz eines Fischdampfers explodierte. Als die Kreuzer dann am 27. August den Humber zu einem Vorstoß gegen die Deutsche Bucht verließen, waren sie [32] gewarnt und umgingen die Sperre im Süden. Auch auf die Tyne-Sperre lief bereits am 26. August ein Fischdampfer. Solange Lage und Ausdehnung der Sperren nicht festgestellt worden war, galten Tyne und Humber nicht mehr als voll verwendbare Stützpunkte.


Der Kampf um die Kanalhäfen.

Gleichzeitig mit dem Vorgehen der deutschen Minenleger gegen die englische Ostküste erschienen deutsche Kavalleriepatrouillen vor Ostende. Am 25. August war die englische Armee auf Le Cateau zurückgeworfen worden. Zu ihrer Entlastung beschloß die britische Admiralität, 3 Marine-Bataillone über See nach Ostende zu werfen, um von hier aus die rückwärtigen Verbindungen der deutschen Armee zu bedrohen, während zum Ersatz der schweren Verluste beim Rückzug ein großer Truppennachschub von Southampton nach Le Havre einsetzte. Um während der Transporte gegen einen feindlichen Einbruch gegen den Kanal sicher zu sein, begnügte sich die britische Admiralität diesmal nicht mit der Deckung und Unterstützung des Unternehmens durch die Linienschiffe der "Kanalflotte" an Ort und Stelle, sondern befahl eine gleichzeitige Demonstration der beiden Schlachtkreuzer vom Humber zusammen mit dem VII. Kreuzergeschwader und den Harwich-Flottillen gegen die Helgoländer Bucht.

Hiermit wurde die erste englische Offensivunternehmung gegen die Hochseestreitkräfte eingeleitet. Der Öffentlichkeit sollte endlich ein Beweis für die Schlagfertigkeit der englischen Flotte gegeben werden, nachdem bisher die Initiative offensichtlich bei der viel schwächeren deutschen Flotte gewesen war. Wie wenig dagegen eine Entscheidungsschlacht beabsichtigt war, geht schon daraus hervor, daß erst auf dringende Vorstellungen des Admirals Jellicoe in letzter Stunde die Angriffsstreitkräfte durch das I. Schlachtkreuzergeschwader und II. Leichte Kreuzergeschwader der "Großen Flotte" verstärkt wurden, während diese selbst ohne Möglichkeit des Eingreifens weit im Norden zurückblieb.

Bei der deutschen Flottenleitung wußte man nichts von den Absichten des Feindes. Rege Flug- und Luftschiffaufklärung sowie häufig wiederholte Vorstöße von Torpedobootsflottillen bis zu 150 sm außerhalb Helgolands hatten bisher wider Erwarten zu keinem Zusammentreffen mit feindlichen Streitkräften geführt. Dagegen wurde die Deutsche Bucht immer auffallender durch englische U-Boote blockiert. Ein dreifacher Sicherheitsgürtel aus Torpedo-, Minensuchbooten und Fischdampfern außerhalb Helgolands sollte ihnen das Eindringen in die Helgoländer Bucht erschweren und die Flotte gegen Überraschungen sichern. Kleine Kreuzer gaben den Vorposten Rückhalt. Tag und Nacht auf feindliche Angriffe durch Über- und Unterwasserstreitkräfte gefaßt und von letzteren oft genug gefährdet, war die persönliche und materielle Beanspruchung dieser Streitkräfte erheblich.

Am 28. August befand sich die I. Torpedobootsflottille in der äußeren Vor- [33] postenlinie. Bei glatter See wehte leichter Nordwest, der Himmel war bedeckt, das Wetter trübe. Es war nichts Ungewöhnliches, daß kurz nach 6 Uhr Vm. "G 194" dort mit zwei Torpedos beschossen wurde und ein U-Boot sichtete, zu dessen Bekämpfung sofort die V. Torpedobootsflottille von Helgoland in See ging, während sich Flugzeuge an der Jagd beteiligten. Dann aber brachen, während fast zu gleicher Zeit in Ostende die letzten Truppenlandungen erfolgten, nordwestlich von Helgoland zum ersten Male feindliche Überwasserstreitkräfte in die deutsche Vorpostenlinie ein. Es waren die kleinen Kreuzer "Arethusa" und "Fearless" mit der I. und III. Zerstörerflottille, insgesamt 31 Booten. Trotz der Überraschung gelang es den dort stehenden deutschen Torpedobooten bis auf eins nach kurzen Gefechten ohne Verluste zu entkommen. Sie wurden von der V. Flottille aufgenommen, die ihrerseits bald durch den Kleinen Kreuzer "Stettin" Unterstützung erhielt. In kurzem heftigen Feuergefecht zwang dieser den Feind zum Abdrehen, ohne daß die Geschütze von Helgoland wegen einer [34] dazwischenliegenden Nebelschicht in das Gefecht eingreifen konnten, dessen Kanonendonner auf der Insel deutlich gehört wurde.

Die Gefechte in der Deutschen Bucht am 28. August 1914

[33]
      Skizze 2: Die Gefechte in der Deutschen Bucht am 28. August 1914.

Nach Südwesten weiterlaufend, war der Feind inzwischen auf die mittlere Vorpostenlinie und die dort stehenden Boote der III. Minensuchdivision gestoßen, die sich trotz ihrer veralteten Armierung mit 5-cm-Geschützen heldenhaft wehrten, bis auch ihnen durch einen Vorpostenkreuzer Hilfe gebracht wurde. Es war S.M.S. "Frauenlob", die 11 Jahre älter und fast 1000 t kleiner, den ungleichen Kampf mit dem 9 sm schnelleren englischen Führerkreuzer "Arethusa" und einer großen Zahl von Zerstörern mit so durchschlagendem Erfolg aufnahm, daß ersterer, in 10 Minuten nicht weniger als 35mal getroffen, nach Außergefechtsetzung seiner sämtlichen Geschütze und Torpedorohre bis auf eins mit brennendem Deck den Kampfplatz verließ. Dagegen hatte "Frauenlob" trotz einer Anzahl Toter und Schwerverwundeter keine nennenswerte Gefechtswerte eingebüßt.

Im Kielwasser der Zerstörer hatte weiter westlich auch das II. Leichte Kreuzergeschwader, in drei einzelnen Treffen zu je 2 Kreuzern, in die Verfolgung der deutschen Vorposten eingegriffen und hierbei "V 187", das Führerboot der I. Flottille, abgeschnitten. Von 2 Kreuzern und 8 Zerstörern umstellt und bis zur letzten Granate kämpfend, wurde es schließlich von der eigenen Besatzung gesprengt und ging mit wehender Flagge unter.

Dies war das einzige Ergebnis des nach genauer Erkundung der deutschen Vorpostenstellung durch U-Boote mit überwältigender Übermacht und, begünstigt durch das unsichtige Wetter, überraschend geführten englischen Angriffs. Der Verlust von "V 187" wurde durch die schwere Schädigung der "Arethusa" völlig aufgewogen, die englischen an den Angriff geknüpften Erwartungen hatten sich nicht erfüllt. Acht in der Bucht verteilte englische U-Boote waren überhaupt nicht zum Angriff gekommen; allerdings hatten sich auch den deutschen U-Booten in den sofort eingenommenen Wartestellungen zwischen Jade und Helgoland keine Ziele geboten.

Unter dem günstigen Eindruck des bisherigen Verlaufs der Gefechte und ohne Kenntnis der auf See im Gegensatz zu den Flußmündungen sich stellenweise bis zu dichtem Nebel verschleiernden Sichtigkeit gab der Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte, Kontreadmiral Hipper, unter Billigung des Flottenchefs, Admiral v. Ingenohl, den Befehl zur Verfolgung. In dem unwiderstehlichen Drang zum Angriff hefteten sich darauf, aus Elbe und Jade vorstoßend, die Kleinen Kreuzer dem abziehenden Feind an die Fersen, während "Mainz" ihm von der Ems aus in den Rücken fiel. Und fast schien es, als ob die "allgemeine Jagd" glücken sollte. Von 12 Uhr mittags ab entspannen sich 35 sm westlich von Helgoland neue Gefechte, in die in schneller Aufeinanderfolge "Straßburg", "Stralsund", "Mainz" und "Köln" eingriffen, während "Ariadne", "Stettin", "Danzig" und "Kolberg" dem gleichen Kampfplatz zustrebten. Eine glänzende Kreuzerleistung angesichts der sich überstürzenden und vielfach wider- [35] sprechenden F. T.-Meldungen, überraschender Zwischenfälle und wechselnder Sichtverhältnisse!

Auch auf den deutschen Schlachtkreuzern waren inzwischen Geschütze und Turbinen klar zum Gefecht, noch aber konnten sie ihren kleineren Gefährten nicht folgen, weil die Fahrwasserverhältnisse auf der Jadebarre diesen Riesenschiffen mit ihrem gewaltigen Tiefgang das Passieren erst nach einsetzender Flut bei steigendem Wasser um 1 Uhr Nm. gestattete. Bei den Engländern herrschte zu dieser Zeit große Verwirrung. Unbegreiflicherweise waren weder die Zerstörerflottillen noch die U-Boote über die Beteiligung des II. Leichten Kreuzergeschwaders und der britischen Schlachtkreuzer unterrichtet. Angriffe englischer U-Boote und Zerstörer auf die eigenen Kreuzer wurden daher im Nebel nur noch eben vermieden. Dieser Umstand in Verbindung mit dem heftigen Wiedereinsetzen deutscher Kreuzerangriffe führten bald zu dringenden funkentelegraphischen Hilferufen der britischen Zerstörer- und U-Bootsführer, die Admiral Beatty, der Chef des britischen Schlachtkreuzergeschwaders, in seiner Bereitschaftsstellung 30 sm nördlich der Ems erreichten. Schnell entschlossen stieß er mit höchster Fahrt mit 4 Schiffen des II. Leichten Kreuzergeschwaders, die sich inzwischen bei ihm eingefunden hatten, und den Schlachtkreuzern "Lion", "Princess Royal", "Queen Mary", "Invincible" und "New Zealand" nach Osten vor. Eine Nebelwand zog vor ihm her und verdeckte, den deutschen Schiffen zum Verhägnis, den Anmarsch. Bald waren "Arethusa" und "Fearless" mit den Zerstörerflottillen von ihren Angreifern befreit, und nacheinander fielen "Mainz", "Ariadne" und "Cöln" mit dem I. Führer der Torpedoboote, Kontreadmiral Leberecht Maß, der vernichtenden Übermacht zum Opfer. Eben noch siegesgewiß, nun den sicheren Tod vor Augen, wehrlos der furchtbaren Wirkung von Granaten schwersten Kalibers auf nächste Entfernung ausgesetzt, kämpften die Besatzungen dieser Schiffe einen Heldenkampf, der auch dem Feind Bewunderung abnötigte. Zum Wrack geschossen, eine rauchende Hölle, aus der trotz allem Geschütze noch Tod und Verderben spien, verweigerten die deutschen Kreuzer die Übergabe und sanken mit wehender Flagge, von der eigenen Besatzung gesprengt.

Der brennende kleine Kreuzer ‘Mainz' kurz vor seinem Untergang.
Der brennende kleine Kreuzer "Mainz",
kurz vor seinem Untergang vor Helgoland
am 28. August 1914.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 544.
Der Rückrufbefehl erreichte nur "Straßburg". Für "Cöln" und "Mainz" kam er zu spät. Als Kontreadmiral Hipper mit den deutschen Schlachtkreuzern um 4 Uhr Nm. an der Untergangsstelle der "Ariadne" erschien, während sich die Geschwader der Linienschiffe zu seiner Unterstützung bereit hielten, war alles vorüber, die Fühlung am Feind verloren und ein Ansetzen von Torpedobootsnachtangriffen, wie zuerst geplant, nicht mehr möglich. Der Feind hatte seine havarierten Schiffe dem weiteren Zugriff entzogen und befand sich auf dem Rückmarsch. Als die Nacht herniedersank, wußte man auf deutscher Seite noch nichts über das Schicksal der "Mainz" und "Cöln", deren letzte Funkspruchmeldungen plötzlich abgerissen waren. Erst der englische Bericht brachte volle [36] Klarheit. 712 Mann waren auf deutscher Seite gefallen und 149 verwundet, 381 waren, zum Teil verwundet, in Gefangenschaft geraten.

Man muß es tragisch nennen, daß gerade der deutsche Angriffsgeist es war, der hier zum Verderben führte. In dem Vorgehen nach Westen, einzeln und ohne Unterstützung durch schwere Schiffe, lag bei der herrschenden Unsichtigkeit der Hauptfehler des Tages. Im übrigen aber hatte der Angreifer die Schwäche ausgenutzt, die in dem Sicherungssystem an sich lag. In seiner Starrheit war es leicht durch U-Boote auszukundschaften. Keine Gegenmaßnahme konnte es rechtzeitig gegen überraschenden Angriff durch Übermacht sichern. Schwer lastete die Erkenntnis auf der Flotte, daß bei nur etwas günstigerer Gestaltung des Stärkeverhältnisses der Erfolg auf deutscher Seite gewesen wäre. Alle, auch die älteren deutschen Schiffe, hatten sich im Einzelgefecht dem Feind überlegen gezeigt. Aus diesem Gefühl heraus hat die Angriffsfreudigkeit der deutschen Streitkräfte unter den schweren Verlusten des ersten Zusammentreffens mit dem Feind nicht gelitten. Vielmehr wurde der Geist vom 28. August, wie er sich in den Einzelkämpfen gezeigt hatte, vorbildlich für alle weiteren Kämpfe in der Nordsee. Er führte schließlich zum Siege vor dem Skagerrak.

Infolge des für England günstigen Ausgangs der Gefechte in der Deutschen Bucht befürchtete die britische Admiralität einen Angriff deutscher Seestreitkräfte gegen die Kanalstellung nicht mehr in demselben Maße wie bisher. Am 30. August wurden 4000 Belgier in Ostende ausgeschifft, denen 16 000 von Le Havre folgen sollten; jedoch wurde der hier beabsichtigte Flankenstoß von See durch den Rückzug der Ententeheere hinter die Marne vereitelt. Nun galt auch die Hauptnachschublinie für die britische Armee von Le Havre nicht mehr als sicher. Sie wurde schon am 29. August nach St. Nazaire an der Mündung der Loire verlegt.

Ostende und alle Kanalhäfen, soweit sie als Stapelplätze verwendet waren, mußten geräumt werden, Dünkirchen und Calais aber wurden in Verteidigungszustand gesetzt; denn auf dem Besitz dieser Häfen beruhte die Seemachtstellung Englands im östlichen Kanal.

Um während der kritischen Lage jeden Vorstoß der deutschen Seestreitkräfte zu verhindern, verließ am 7. September die britische Schlachtflotte den Stützpunkt Loch Ewe und stand am 10. September 120 sm nordwestlich von Helgoland, die Schlachtkreuzer 50 sm vorgeschoben, während von den Hoofden aus die Kanalflotte mit dem VII. Kreuzergeschwader die Umklammerung der Deutschen Bucht vervollständigte. Bei Hellwerden brachen die Harwich-Flottillen in ähnlicher Weise wie am 28. August in die Deutsche Bucht ein; der Vorstoß wurde aber nicht bis zur Fühlungnahme mit den deutschen Vorposten durchgeführt, so daß von einer Herausforderung der deutschen Flotte nicht gut gesprochen werden konnte. Schon gegen Mittag erfolgte der Rückmarsch in die üblichen Blockadestellungen. Auf deutscher Seite hatte man aus den Erfahrungen des 28. August [37] gelernt. Eine Minensperre zog sich von Norderney bis Helgoland, 2 Schlachtkreuzer und 2 Linienschiffsdivisionen waren jederzeit bereits zum Auslaufen, während der Rest in zwei Stunden folgen konnte, um die an den Sperrlücken und zwischen Helgoland und Eider aufgestellten Torpedo- und U-Boote rechtzeitig unterstützen zu können. Aber bis zum Dezember 1914 vermied der Feind jeden weiteren tatsächlichen Angriff.

Das einzige Mittel ihn zu schädigen blieben daher vorläufig U-Boots-Fernunternehmungen. Vor dem Firth of Forth erreichte am 5. September der erste deutsche Torpedo sein Ziel. "U 21", Kommandant Kapitänleutnant Hersing, hatte mit "U 20" zusammen die britischen Vorposten durchbrochen und den Kleinen Kreuzer "Pathfinder", das Führerschiff der Bewachungsflottille, tödlich getroffen. Die Munition detonierte, und der Kreuzer sank in 4 Minuten mit der ganzen Besatzung. Diesem Ereignis folgte aber bereits am 13. September der Verlust des deutschen Kleinen Kreuzers "Hela", der durch das englische U-Boot "E 9" innerhalb der Helgoländer Bucht torpediert wurde; jedoch gelang es in diesem Falle, fast die ganze Besatzung zu retten. Das Schiff selbst war ohne jeden Gefechtswert, sein Verlust bedeutete daher keinen Ausgleich für den englischen.

Inzwischen war an der Landfront der deutschen Offensive der Rückzug an der Aisne gefolgt; es begann der Kampf um die Sicherheit des nördlichen Flügels, der Wettlauf an die See. Bereits am 11. September wurden von neuem von See her Truppen nach Ostende geworfen, um von dort aus gegen die deutschen rückwärtigen Verbindungen vorzugehen. Zum Schutz kreuzte das VII. Kreuzergeschwader mit den Harwich-Flottillen zwischen der Dogger-Bank und der holländischen Küste, aber am 16. September mußten letztere wegen schlechten Wetters zurückgezogen werden. Der schwere West-Sturm machte den britischen Zerstörern das Auslaufen auch in den folgenden Tagen unmöglich, konnte aber das deutsche U-Boot "U 9" nicht hindern, sich durch Sturzseen hindurch gegen den Kanal vorzuarbeiten, wo es die Truppentransporte nach Ostende angreifen sollte. Die Hartnäckigkeit seines

Deutsche Unterseeboote sichten vier englische Großkampfschiffe.
Deutsche Unterseeboote sichten vier englische
Großkampfschiffe.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 556.
Kommandanten, Kapitänleutnant Otto Weddigen, wurde belohnt. Als der Sturm abflaute, stieß er am Morgen des 22. September bei Maas-Feuerschiff auf "Cressy", "Hogue" und "Aboukir", Panzerkreuzer des VII. Kreuzergeschwaders. Dem Entschluß, sie alle zu vernichten, folgte die Tat. Nach einer Stunde versank auch das letzte dieser Schiffe kieloben in den Fluten: sechs Torpedoschüsse eines einzigen U-Bootes hatten genügt, um das britische Geschwader zu vernichten. Die größte U-Bootstat aller Zeiten war geschehen; die unfaßbare Sorglosigkeit der Engländer, das Fehlen jeder Zerstörersicherung hatte sie erleichtert. Holländische Schiffe retteten 837 Mann, 1460 waren geblieben.

Ein ausgesprochener Stimmungsrückgang in England gegenüber der Zuversicht nach dem 28. August war die Folge. Ihm stand die Überschätzung der [38] strategischen Bedeutung des deutschen U-Bootserfolges in Deutschland, Österreich-Ungarn und einem Teil der neutralen Länder gegenüber. Solange die großen Ereignisse zur See noch nicht einmal begonnen hatten, war die Behauptung verfrüht, daß das Großkampfschiff nunmehr ausgespielt habe und der Geschwaderkampf eine Utopie sei. Mit zunehmender Kriegserfahrung ergaben sich für beide Parteien Methoden, welche die Gefahr erfolgreicher U-Bootsangriffe wesentlich herabsetzten und entscheidende Kriegschiffverluste durch U-Boote tatsächlich verhindert haben. Eins aber kündete sich in den Begleiterscheinungen des ungleichen Kampfes dreier Panzerkreuzer gegen ein U-Boot an: Als Ursache und Wirkung der Zurückhaltung der Großkampfschiffe trat an die Stelle von Gefechten unter klar ersichtlichen Kampfbedingungen, in denen Leistung und Tapferkeit noch gewogen wurde, mehr denn je das schleichende Gift unsichtbarer Waffen des Seekriegs, der Mine und des Torpedos. Sie nahmen den Kämpfen zur See fast alle Romantik und erfüllten die kriegerischen Geschehnisse vielfach mit furchtbarer Tragik.

Den Taten der deutschen Minenleger und U-Boote durch eine Offensive der "Großen Flotte" ein Ende zu machen, scheute sich die britische Admiralität; vielmehr sah sie das einzige Ziel der englischen Seekriegführung nach wie vor in der Erdrosselung des deutschen Handels, der Bekämpfung der deutschen U-Boote mit allen nur möglichen Mitteln des Kleinkriegs und nunmehr auch der Sperrung ganzer Seegebiete durch Minen und andere Maßnahmen.

Am 1. Oktober 1914 wurden alle Häfen der Ostküste für neutrale Fischerfahrzeuge geschlossen und ihnen auch der Aufenthalt in einem größeren Seegebiet vor dieser Küste untersagt. Mit dieser Kriegsgebietserklärung machte England den Anfang zu einer Reihe von Völkerrechtsverletzungen, die unter Verzicht auf eine Entscheidung im Flottenkampf den Seekrieg immer mehr zu einer Reihe völkerrechtsfeindlicher Vergeltungsmaßregeln entarten ließ.

S. M. S

S. M. S "Helgoland", 30,5 cm-Geschütze feuernd.

[54a]

Boot der II. Flottille legt Nebelschleier.

Boot der II. Flottille legt Nebelschleier.
Unter der gezwungenen Zurückhaltung mußte der hervorragende Angriffsgeist der deutschen Flotte mit der Zeit leiden. Der Flottenchef, Admiral v. Ingenohl, wies daher im September in einem Bericht an den Kaiser auf die Gefahren der bisherigen strikten Defensive hin und forderte eine größere Handlungsfreiheit in der Verwendung seiner Streitkräfte. Seine Ausführungen wurden von Großadmiral v. Tirpitz und Kontreadmiral Behncke, dem stellvertretenden Chef des Admiralstabes, auf das entschiedenste unterstützt. Die Einflüsse des Reichskanzlers, des Admiralstabs- und Kabinettschefs, Admiral v. Pohl und v. Müller, erwiesen sich jedoch als stärker. Eine Kaiserliche Entscheidung vom 6. Oktober 1914 bestimmte, daß weiter abgewartet werden sollte, bis die englische Flotte herankäme. Oberster Grundsatz für die Flottenverwendung bleibe ihre ungeschwächte Erhaltung als unbedingt notwendig für die Durchführung des Krieges.

Unter der Aussichtslosigkeit, zum Schlagen zu kommen oder mit unzureichenden Mitteln zu schlagen, entstanden in der Folgezeit schwere militärische [39] Nachteile. War aber die Flotte zur Zurückhaltung verurteilt, so wurde die U-Bootsoffensive um so tatkräftiger aufgenommen. Für den Einsatz der Boote gab es zwei Richtungen: im Norden die englische Blockadelinie und die Stützpunkte, und im Süden die Truppentransporte und ihre Bedeckungsstreitkräfte im Kanal. Hier starke Wirkungen zu erzielen, geboten die Vorgänge auf dem Festlande. Zum Entsatz Antwerpens sollte in diesen Tagen die 7. britische Infanterie-Division von England nach Dünkirchen oder Ostende geworfen werden, während die Hauptnachschublinie des nunmehr selbständig in Flandern verwendeten britischen Expeditionskorps von St. Nazaire wieder nach Le Havre zurückverlegt wurde.

Nur unvollkommene Nachrichten gelangten hierüber an Admiralstab und Flottenleitung, und seit dem 23. September befand sich nur ein deutsches U-Boot, "U 18", nach der belgischen Küste unterwegs. Es traf vor Ostende am 26. September jedoch so wenig Dampferverkehr, daß der Kommandant, Kapitänleutnant v. Henning, in der Annahme, der Platz sei bereits aufgegeben, nach Dover - Calais vorstieß. Am 27. September 1914 erreichte "U 18" als erstes deutsches U-Boot diese Linie. Dort kam es trotz der Behinderung durch 7 englische U-Boote zum Angriff auf den gestoppt liegenden Führerkreuzer der VI. Zerstörerflottille, "Attentive", jedoch ging der auf 250 sm gefeuerte Schuß anscheinend unter dem Schiffe durch. Eine Wiederholung des Angriffs wurde durch die Begleitfahrzeuge vereitelt. Wegen aufkommenden schweren Wetters mußte dann nach einer 19stündigen Unterwasserfahrt der Rückmarsch angetreten werden. Das Erscheinen des U-Boots zwischen Dover und Calais veranlaßte die Engländer von nun an nicht nur zu erheblicher Vorsicht im Einsatz von Kriegschiffen an der belgischen Küste, die der deutschen Landfront sehr zustatten kam; vielmehr wurden in dem Glauben, es wären zwei U-Boote in den Kanal eingedrungen, alle weiteren Transporte vorläufig bei Tage gestoppt, eine Störung, die wegen der kritischen Lage auf dem Festlande als ganz unerträglich empfunden wurde. Um den Kanal künftig von U-Booten freizuhalten, blieb der britischen Admiralität nichts übrig, als den östlichen Kanalausgang durch ein breites Minenfeld zwischen den Goodwin-Sänden und Ostende im Süden und dem Breitengrad von Kentisch - Knock-Feuerschiff im Norden zu schließen, obgleich dadurch ein großes freies Seegebiet in offenbarem Verstoß gegen das Seekriegsrecht für die neutrale Schiffahrt gesperrt und diese dadurch erheblich gefährdet wurde. Eine andere, für die Neutralen weniger lästige Möglichkeit, die Verseuchung der Helgoländer Bucht und der deutschen Flußmündungen mit Minen, war als zu gefährlich verworfen worden. Obgleich die Zeit drängte, weil nach dem Fall des Südforts von Antwerpen sofort 50 000 Mann Truppen zur Hilfeleistung nach Dünkirchen, Boulogne und Ostende geworfen werden sollten, wurden die Sperren nicht vor der Nacht zum 6. Oktober fertig. Dann erst am 7. Oktober wurden die Truppen unter großen Vorsichtsmaßnahmen gelandet, [40] aber infolge der vielen Verzögerungen, die das Erscheinen von "U 18" hervorgerufen hatte, nur noch rechtzeitig, um den Rückzug der Besatzung von Antwerpen zu decken.


Deutsche U-Boote im Englischen Kanal, deutsche U-Boote und Minenleger im Blockadegebiet und vor den Stützpunkten der "Großen Flotte".

Schon am 3. Oktober liefen dringende Anforderungen bei der deutschen Flottenleitung ein, die nicht unbekannt gebliebenen Truppenbewegungen im Kanal durch U-Boote zu schädigen. Wegen schlechten Wetters konnte jedoch "U 28" erst am 6. und "U 19" erst am 7. Oktober von der Ems auslaufen. Noch dazu mußte letzteres schon vor der Schelde infolge einer Beschädigung des Druckkörpers umkehren. Dagegen gelang es "U 28" die starke Gegenwirkung durch Zerstörer bei Maas-Feuerschiff sowie die Gefahren der Sände und Minen glücklich zu überwinden und bis nach Calais vorzudringen; aber trotz zweitägigem, durch Nebel beeinträchtigtem Aufenthalt unmittelbar vor dem feindlichen Hafen blieben seine wiederholten Angriffsversuchte auf Truppentransportdampfer erfolglos. Am 16. Oktober traf das Boot wieder in Wilhelmshaven ein.

Aber schon am 10. waren auch "U 8" und "U 20" ausgelaufen, um gegen vor Ostende gemeldete Kriegschiffe und aus Kanada in Boulogne erwartete Truppentransporte vorzugehen; sie kamen jedoch bei der Schwierigkeit, Transportdampfer als solche auszumachen, weder dort noch vor Cherbourg zum Angriff. Am 20. Oktober mußte "U 8" nach einem vergeblichen Angriff auf flachgehende englische Monitore die Rückfahrt nach Osten antreten; dagegen entschloß sich Kapitänleutnant Dröscher, der Kommandant von "U 20", nachdem er vor Portsmouth auf nächste Entfernung in unsichtigem Wetter fast von einem britischen Zerstörer gerammt worden war, um der zu erwartenden starken Gegenwirkung im östlichen Kanalausgang zu entgehen, als erster zu dem gewagten und langen Rückmarsch um Irland. Auf diese Weise gelangte zum ersten Male ein deutsches U-Boot in das Gebiet westlich von Scapa Flow, wohin sich die "Große Flotte" vor den U-Booten in der Nordsee von neuem zurückgezogen hatte, und fast wäre ihm nördlich der Hebriden der Angriff auf eine Division von vier ahnungslosen Kreuzern oder Linienschiffen gelungen, wenn nicht die Abenddämmerung diesem Versuch ein Ziel gesetzt hätte. Zwischen den Shetland- und Orkney-Inseln durchbrechend, erreichte "U 20" ohne weitere Ereignisse nach einer Fahrt von 2200 sm Helgoland am 20. Oktober. Zwei Tage vorher traf "U 21" nach einer abenteuerlichen Unterwasserfahrt auf der Flucht vor Zerstörern über die Sände von Schouwen-Bank vor Ostende ein, wo das Geschützfeuer von Nieuport deutlich an Bord zu vernehmen war; leider zwangen aber, kaum im Operationsgebiet angelangt, allerlei Havarien das Boot zur Rückfahrt. Obgleich infolge der Schwierigkeit, bei dem regen Handelsverkehr im Kanal Transportdampfer als solche zu erkennen, es keinem der U-Boote gelungen war, dem Feind [41] tatsächliche Verluste beizubringen, übertraf die strategische Wirkung ihres Erscheinens doch alles, was man damals davon erwarten konnte. So genügte das einmalige Sichten von "U 28" bei Kap Gris Nez und von "U 8" bei Portsmouth vollständig, um das Einlaufen des kanadischen Geleitzuges in Southampton zu verhindern; er mußte vielmehr, sehr gegen den Wunsch der britischen Heeresleitung, am 14. Oktober in Plymouth Zuflucht suchen, wodurch die Verwendung der kanadischen Truppen auf dem Festland erheblich verzögert wurde. Aus demselben Grunde liefen zwei weitere Transporte aus Ägypten und Indien noch weiter westlich, nämlich in Liverpool, ein.

Ähnliche Wirkungen erzielte das gleichzeitige Auftreten deutscher U-Boote im Norden. Dort befand sich zur Deckung der Überfahrt des kanadischen Geleitzuges über den Atlantischen Ozean vom 2. bis 10. Oktober die gesamte "Große Flotte" in Blockadestellung: 3 Kreuzergeschwader auf der Linie Peterhead - Lindesnes, 4 Schlachtgeschwader dahinter als Rückhalt, in einer zweiten Linie das I. und II. Schlachtkreuzergeschwader zwischen Orkney-, Shetland- und Faröer-Inseln. Ohne es zu ahnen, gerieten 4 deutsche U-Boote, die das Skagerrak und die Südküste Norwegens bis hinauf nach Stavanger absuchen sollten, in die Nähe dieser Stellungen. Vergeblich suchte "U 12" 4 Tage lang auf einen Kreuzer der "Arethusa"- und einen der Städteklasse zum Angriff zu kommen, vergeblich hielt "U 16" volle 15 Tage aus. Zwar gelang es diesem Boot, am 9. Oktober 20 sm südwestlich von Skudesnes auf den alten Panzerkreuzer "Antrim", das Flaggschiff des III. Kreuzergeschwaders, zwei Schüsse zu feuern, jedoch wich dieser rechtzeitig aus.

Die britischen Kreuzer hatten aus dem Untergang der "Cressy" gelernt; sie hielten sich mit Zickzackkursen in hoher Fahrt und vermieden es, zum Anhalten von Handelsschiffen zu stoppen. Es war daher nur der Anwesenheit der deutschen U-Boote in diesem Gebiet zu danken, daß in diesen Tagen beträchtliche Vorräte aller Art nach Deutschland hereinkamen.

Am 12. Oktober kehrten die Schlachtgeschwader nach Scapa Flow zum Kohlen zurück, während die Schlachtkreuzer mit dem Leichten Kreuzergeschwader einen Vorstoß nach der Dogger-Bank unternahmen und die alten Kreuzer des X. Kreuzergeschwaders die Linie Peterhead - Lindesnes besetzt hielten. Am folgenden Tage waren "U 9" und "U 17" von Helgoland her im Anmarsch gegen Scapa Flow. Östlich des Firth of Forth trafen sie auf Schiffe des X. Kreuzergeschwaders. In energisch geführtem Angriff vernichtete "U 9" den Kreuzer "Hawke"; wenige Stunden später kam "U 17" gegen den nach Norden fliehenden "Theseus" zum Angriff. Dieser entging nur durch schnelles Abdrehen dem Schicksal "Hawkes".

Am nächsten Morgen stand Weddigen mit seinem Boot unmittelbar vor dem Stützpunkt der "Großen Flotte" und griff, weil wertvollere Objekte fehlten, gleichzeitig zwei Zerstörer an. Hierbei wurde er fast gerammt und konnte nur [42] mit Mühe einer dreistündigen Verfolgung entgehen. Das Erscheinen des U-Bootes genügte aber, um in Scapa Flow helle Aufregung hervorzurufen. Das Boot wurde wenige Stunden später mitten im Hafen gemeldet, und bei anbrechender Dunkelheit verließ das Flottenflaggschiff "Iron Duke" zusammen mit allen Großkampfschiffen, die noch dort lagen, fluchtartig den unsicheren Stützpunkt. Die Engländer hatten jedoch Gespenster gesehen; "U 9" war bereits zur norwegischen Küste hinübergesteuert, fand aber auch dort keine Angriffsgelegenheit mehr und kehrte nach Abreiten eines schweren Ost-Sturmes am 23. Oktober nach Helgoland zurück. Inzwischen hatte "U 17" als erstes U-Boot ein feindliches Handelsschiff, den Dampfer "Glitra", angehalten und nach Bergung seiner Besatzung nach Prisenrecht versenkt.

Der Untergang der "Hawke" so kurz nach der Vernichtung der "Cressy" machte in England gewaltigen Eindruck. Die Linie Peterhead - Lindesnes wurde daher aufgegeben und eine neue Vorpostenlinie weiter nördlich zwischen den Shetland-Iinseln und Norwegen eingerichtet. Gleichzeitig wurde die "Große Flotte" in die entlegensten Plätze an der Nordwestküste Schottlands und der Nordküste Irlands verlegt, bis der Stützpunkt Scapa durch Netzsperren besser als bisher gegen U-Boote geschützt werden konnte.

Um so glücklicher traf es sich, daß gleichzeitig die deutsche Flottenleitung mit einer Minenunternehmung gegen die Downs und den Firth of Forth auch eine solche gegen die Westküste, und zwar gegen die Zufahrtstraßen von Glasgow oder dem Firth of Clyde, plante. Die Durchführung dieser Aufgabe fiel dem Hilfskreuzer "Berlin" zu. Sie wurde dadurch erleichtert, daß "U 9" durch das Abschießen des Kreuzers "Hawke" Bresche in die feindlichen Blockadelinien geschlagen und ihre Rückverlegung nach Norden herbeigeführt hatte. Während die Umgruppierung noch im Gange war, passierte der 17 000 t große Hilfskreuzer, ursprünglich ein Postdampfer des Norddeutschen Lloyd, ungesehen die Linie der englischen Schiffe und näherte sich am 21. Oktober der Nordküste Irlands von Westen. Dort war die "Große Flotte" schon am 17. Oktober eingetroffen. Am 22. Oktober war das I. und IV. Schlachtgeschwader in Lough Swilly, dem neuen Stützpunkt, eingelaufen. Ohne auch nur etwas von diesen Bewegungen zu ahnen, hatte sich der Kommandant der "Berlin", Kapitän zur See Pfundheller, in der Nacht vorher entschlossen, seine Minen nicht weit von diesem Stützpunkt entfernt, bei Tory Island, dem wichtigsten Ansteuerungspunkt an der Nordküste Irlands, zu werfen. Dann war der deutsche Blockadebrecher, weit nach Westen ausholend, in das Gebiet der Schneestürme zwischen Island und Grönland verschwunden, um später, das Eismeer durchquerend, am 4. November vor Archangelsk zu erscheinen und schließlich am 17. November in Drontheim abzurüsten.

Inzwischen sammelten die englischen Schlachtgeschwader am 26. Oktober zu einem neuen Vorstoß nach der Nordsee, 30 sm nordwestlich von Tory Island, wo [43] sie sich vor jeder deutschen Gegenwirkung sicher wähnten; aber bereits um 9 Uhr Vm. geriet "Audacious", das 3. Schiff des II. Schlachtgeschwaders, auf die Minensperre der "Berlin" und mußte 12 Stunden später bei schwerem Seegang von der Mannschaft verlassen werden. Nach einer heftigen Explosion sank das Schiff bald darauf nicht weit entfernt von dem rettenden Hafen. Der schwere Verlust eines der besten Schlachtschiffe traf die englische Flotte in einem sehr kritischen Augenblick, da gleichzeitig nicht weniger als 5 Großkampfschiffe wegen Maschinenhavarie oder laufender Reparaturen außer Kriegsbereitschaft waren. Jellicoe verfügte daher zur Zeit nur über 17 voll gefechtsbereite Großlinienschiffe und 5 Schlachtkreuzer gegen 19 deutsche Großkampfschiffe. Dies war um so bedenklicher, als, wenn überhaupt, so jetzt der Zeitpunkt für den befürchteten Einbruch der deutschen Flotte in den Kanal gekommen war. Die Schlacht um Calais hatte ihren Höhepunkt erreicht, und die Schleusen von Nieuport sollten gerade an diesem Tage geöffnet werden. Zudem konnte auch die kurz bevorstehende Entscheidung der Türkei für Deutschland oder die Entente durch die Nachricht von dem Untergang eines englischen Großkampfschiffs sehr ungünstig beeinflußt werden. In dieser Lage entschied ein Kabinettsrat vom 28. Oktober, daß "in Hinsicht auf die militärische Lage und die Haltung der Türkei" der Verlust bis auf weiteres mit allen Mitteln geheim zu halten sei, ein Versuch, dessen Gelingen nur bei der insularen Abgeschlossenheit Englands möglich war.

Am folgenden Tage sah sich der erste Seelord der Admiralität, Prinz Louis von Battenberg, gezwungen, wegen der englischen Pressehetze gegen alles, was deutschen Namens oder Stammes war, zurückzutreten. Sein Nachfolger, Lord Fisher, eine Persönlichkeit, die wie keine andere den Charakter englischer Geistesverfassung und politischer Methoden verkörpert, griff sofort zu einer sehr bezeichnenden Maßnahme. Die Gefährdung der englischen Kriegschiffe durch deutsche U-Boote und Minen hatten einen Grad erreicht, daß dadurch die Wirksamkeit der Handelsblockade ernstlich in Frage gestellt schien. Schon am 9. Oktober hatte daher Admiral Jellicoe gefordert, auch die neutrale Schiffahrt unter Androhung von Gewaltmaßnahmen in die Nähe der englischen Häfen und Küsten zu zwingen, um die Durchsuchung gefahrloser ausführen zu können.

Damals hatte man noch in England gezögert, den Seehandel aller Völker, soweit er die Nordsee berührte, in dieser Weise unter englische Seetyrannei zu stellen. Lord Fisher kannte aber solche Rücksichten auf bestehendes Völkerrecht nicht. Am 2. November ließ er die ganze Nordsee als Kriegsgebiet erklären, in welchem fortan die Handelsschiffe aller Art und aller Länder den schwersten Gefahren durch englische Minen und Kriegschiffe ausgesetzt wären, wenn sie von dem Wege durch den Englischen Kanal, die Dover-Straße, weiter an der Ostküste Englands entlang bis Farn Island und von dort nach Lindesnes und zurück auch nur wenige Meilen abweichen würden.

In Wirklichkeit war man in England schon aus Mangel an Minenmaterial, [44] dann aber auch, um die Tätigkeit der eigenen Flotte nicht lahmzulegen, gar nicht in der Lage, die hier angekündigte allgemeine Minengefährdung der Nordsee zur Tatsache zu machen. Dennoch übte der englische Bluff mit geringen Ausnahmen und fast ohne Widerspruch der Neutralen die gewünschte Wirkung aus. Um die offenbare schwere Verletzung des Völkerrechts der Welt schmackhafter zu machen, war nichts einfacher, als sie als Folgeerscheinung angeblicher deutscher Schandtaten darzustellen.

Die Minensperre der "Berlin" bot hierzu den willkommenen Vorwand. Man brachte nur zu unterstellen, daß diese Minen gar nicht von einem deutschen Kriegschiff, sondern nur von Handelsschiffen unter Mißbrauch der neutralen Flagge gelegt sein könnten, um vor der Welt den Schein des Rechts auf seine Seite zu bringen. Daß Deutschland bereits am 7. August alle Neutralen vor deutschen Minen in unmittelbarer Nähe der englischen Häfen gewarnt hatte, wurde selbstverständlich unerwähnt gelassen. Statt dessen wurde im Gegensatz zu allen Tatsachen die Behauptung aufgestellt, Minenleger unter neutraler Flagge und Spionage durch Fischerfahrzeuge, Lazarettschiffe und neutrale Dampfer seien die Kennzeichen deutscher Seekriegführung.

Trotz dieser moralischen Entrüstung, hinter der sich der Ingrimm über den Verlust des "Audacious" nur mühsam verbarg, war man aber merkwürdigerweise geneigt, nun selbst die eben noch verächtlich gemachten Methoden noch dazu in erheblich größerem Maßstabe anzuwenden, freilich nicht, wie die Deutschen, zur Gefährdung, sondern zum Schutze der friedlichen Schiffahrt, wie in der Erklärung ausdrücklich betont wurde. Es gibt kein besseres Dokument, um die Wege zu kennzeichnen, auf welche sich die englische Seekriegführung infolge des ängstlichen Ausweichens vor jeder Kampfentscheidung gedrängt sah.

Gleichzeitig mit der "Berlin" waren auch "Kolberg" und "Nautilus" ausgelaufen, um den Firth of Forth mit Minen zu sperren. Nur noch 90 sm von ihrem Ziel entfernt, wurden sie jedoch am 17. Oktober durch zwei feindliche Kriegschiffe nach Süden abgedrängt und liefen unverrichteter Sache am folgenden Tage wieder in die Jade ein.

Inzwischen hatte sich weiter südlich in den Hoofden ein tragischer Kampf abgespielt. In der Morgenfrühe des 17. Oktober waren "S 119", "115", "117" und "118" von der 7. Torpedobootshalbflottille, ältere und weniger schnelle und kampfkräftige Boote, mit freiwilligen Besatzungen zu einer tollkühnen Unternehmung ausgelaufen. Sie sollten in der folgenden Nacht südlich der Themse-Mündung die Hauptverkehrsstraße vom Kanal nach London, die Downs, durch Minen sperren. Überraschendes Auftreten und die Dunkelheit der Neumondnacht sollten den Erfolg gewährleisten. Im Notfalle konnte Ostende bereits als Zufluchtsort dienen. Es kam anders. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hatte der Feind einiges über die geplante Unternehmung erfahren und bei Texel den neu in Dienst gestellten Führerkreuzer der III. Zerstörerflottille, "Undaunted" mit [45] vier der neuesten und schnellsten Zerstörer, ausgesuchte Streitkräfte, auf die Lauer gelegt. Von Terschelling her meldete ein englische U-Boot den Anmarsch der deutschen Boote. So stießen sie 2½ Stunden vor Dunkelheit auf den Feind. Schnell waren die Minen über Bord, Torpedorohre und Geschütze klar zum Gefecht, dann begann die allgemeine Jagd, aber der Feind war schneller, ein Entkommen unmöglich.

Als der deutsche Führer, Korvettenkapitän Thiele, auf "S 119" dies erkennt, befiehlt er, treu den besten Traditionen seiner stolzen Waffe, den Angriff. Der rotgezackte Stander "Z" über dem Qualm der Schornsteine gibt das Signal, die Boote brechen vor. Zwar sinken "S 115" und "S 117" im rasenden Schnellfeuer der Feinde, die erst jetzt die Gefahr für ihr Führerschiff erkennen, dann aber ist "S 119" an den Feind heran und feuert auf 800 m den ersten, auf 300 m den zweiten und dritten seiner Torpedos, die an dem hart abdrehenden Kreuzer nur auf 10 bis 15 m vorbeilaufen. Der Halbflottillenchef fällt, sein Boot sinkt, und ihm folgt bald darauf auch "S 118" mit wehender Flagge in den Untergang. Ein Offizier und 20 Mann wurden gerettet, 240 hatten ihre Treue zu Kaiser und Reich mit dem Tode besiegelt. Ohne Besinnen waren die tapferen Freiwilligen der IV. Torpedobootsflottille Feind und Tod entgegengefahren, tragisch war ihr Geschick, unvergeßlich ihr Heldenmut.

Der Ausgang des Gefechts brachte der britischen Admiralität eine Erleichterung. Sie hatte angesichts der schweren Kämpfe an der belgischen Küste nicht mit Unrecht größere Anstrengungen der deutschen Flotte erwartet, denen sie bei der Entwertung der älteren Linienschiffe und Panzerkreuzer durch den Erfolg Weddigens zunächst nur die Harwich-Flottillen im Kanalausgang entgegenstellen konnten. Die Frage, ob die Yser-Linie gehalten werden könnte oder ob der deutsche Durchbruch nach Calais und Dünkirchen unabwendbar sei, war für die britische Seekriegsleitung nicht weniger wichtig als für die Heeresleitung des Feindverbandes. Fielen die Häfen in feindliche Hand, so war das Problem der sicheren Verbindung über den Kanal unlösbar geworden und die Grundlagen britischer Seekriegführung in den heimischen Gewässern unterminiert.


Die Schlacht um Calais.

Am 13. Oktober waren Ostende und Zeebrügge von den Engländern geräumt worden; jedoch unterließen sie, in der Hoffnung, den Hafen bald wieder zu gewinnen, die Zerstörung der Molen- und Hafeneinrichtungen. Diese leisteten später der deutschen U-Bootkriegführung wertvolle Dienste. Die Lage war kritisch. Calais und Dünkirchen wurden nur durch sechs geschwächte und erschöpfte belgische Divisionen an der Yser verteidigt; die britische Armee befand sich noch in der Umgruppierung. Nur die energische Flankierung der deutschen Linien von See her konnte helfen; jedoch ging die britische Admiralität wegen der deutschen U-Bootgefahr auch an diese Aufgabe nur zögernd. Am 17. Oktober trafen zwar [46] drei Monitore sowie die Scouts2 und Zerstörer der Dover-Patrouille ein; die Absicht, auch zwei Linienschiffe der "Formidable"-Klasse dort einzusetzen, wurde aber wegen des Vorstoßes der deutschen VII. Halbflottille aufgegeben, da man mit weiteren Torpedobootsunternehmungen gegen den Kanal rechnete. Schon am folgenden Tage griffen die britischen Streitkräfte mit 15,2- und 10,2-cm-Geschützen sowie 12-cm-Haubitzen in die Landgefechte ein, beschossen deutsche Batterien bei Westende-Bad, Lovie und Blockhuis-Farm und schrieben sich den Erfolg zu, daß der deutsche Angriff auf Lombartzyde abgeschlagen wurde.

Anderseits beeinträchtigte die Furcht vor U-Bootsangriffen, obwohl infolge der vorgelagerten Sände fast unmöglich, alle britischen Maßnahmen zur Unterstützung der hartbedrängten Landfront. Trotz der kritischen Lage wurden wertvollere Streitkräfte nicht eingesetzt, vielmehr zog man statt dessen die ältesten Kanonenboote für die Verwendung an der flandrischen Küste heran. Die U-Bootsfurcht ging so weit, daß am 21. Oktober, als das Gerücht auftrat, "U 21" sei in Ostende eingelaufen, die englischen Kreuzer und Zerstörer sofort zurückgezogen wurden, während die Franzosen in der nächsten Nacht bei Ostende Minen warfen. In der Tat war "U 21" am 18. Oktober bis nach Ostende vorgedrungen, hatte aber kurz darauf den Rückmarsch antreten müssen. Am 20. Oktober ging jedoch bei der deutschen Flottenleitung die Weisung des Großen Hauptquartiers ein, daß sofort weitere U-Boote gegen die Seestreitkräfte vor der flandrischen Küste vorgehen sollten. Am folgenden Tage wurde mitgeteilt, daß der Generalstab großen Wert auf die Vertreibung feindlicher Schiffe lege, die dem deutschen rechten Flügel vor Dünkirchen Verluste zufügten; auch sei die Störung der englischen Truppentransporte im Kanal erforderlich. Daraufhin waren "U 24", "U 27" und "U 30" nach Boulogne, Calais und Le Havre und etwas später "U 19" und "U 28" nach Nieuport und Dünkirchen entsandt worden, um die Anstrengungen der Armee, Dünkirchen und Calais einzunehmen, von See her zu unterstützen. Die vorgelagerten Sände und die mangelhafte F. T.-Verbindung mit der Landfront verhinderten aber das Eingreifen in die von ihnen deutlich beobachteten Kämpfe; dennoch trugen sie allein durch ihr Erscheinen wesentlich zur Entlastung der Landfront bei.

Inzwischen war es französischen Verstärkungen an Land unter dem Schutz des britischen Feuers von See her gelungen, die Schleusen von Nieuport zu halten. Wer aber diese besaß, der konnte jedem weiteren Vordringen der deutschen Truppen durch Überschwemmung ein Ende machen. Dagegen hatten sich außerhalb des Bereichs der britischen Schiffsgeschütze die deutschen Truppen auf dem Westufer der Yser festsetzen können. Als am 26. Oktober ein schwerer deutscher Angriff auf der ganzen Linie begann, setzten die Engländer zum ersten Male ein Linienschiff, die "Venerable", ein. Mit den übrigen Seestreitkräften [47] zusammen überschüttete dieses Schiff Lombartzyde mit einem solchen Hagel von Geschossen, daß die deutschen Truppen dort nicht Fuß fassen konnten. Nur wo sie den Schiffsgeschützen unerreichbar blieben, zwangen sie die Belgier auf die Eisenbahnlinie Dixmuiden - Ypern zurück. Wenn es letzteren nicht gelang, den Eisenbahndamm so lange zu halten, bis die Wasserdurchlässe verstopft waren und die Überschwemmung einsetzen konnte, war die Schlacht an der Yser für die Verbündeten verloren. Am folgenden Tage raste von den Dünen bis zur französischen Front die Schlacht von Ypern. Ein schweres deutsches Geschütz deckte die deutsche Seeflanke mit so gutem Erfolg, daß nur die "Venerable", von Leichtern mit Netzen zum Schutze gegen U-Boote umgeben, länger in ihrer Bombardementsstellung aushielt. Aber die Meldung von einem deutschen U-Boot zwang auch dies Schiff schließlich zum Rückzug nach Dünkirchen. Überall waren die Alliierten in die Verteidigung gedrängt. Da riefen sie die Elemente selbst zur Hilfe und öffneten die Schleusen von Nieuport. In der Überschwemmung erstarben die weiteren deutschen Angriffe an der Landfront, und auch an der Seefront wurde es ruhiger, nachdem 2 Zerstörer und 1 Kanonenboot außer Gefecht gesetzt und die "Venerable" abermals durch U-Bootsalarm vertrieben worden war.

Es scheint in erster Linie das Verdienst von "U 27", Kommandant Kapitänleutnant Wegener, gewesen zu sein, diese ständige Beunruhigung der britischen Seestreitkräfte im Höhepunkt der Gefechte herbeigeführt zu haben. Es hatte am 24. Oktober nicht weit von diesen Kämpfen einen durch Sände und englische Minensperren in gleicher Weise geschützten sicheren Platz gefunden, wo es nachts ungestört von feindlichen Bewachern, wenn auch im ständigen Kampf mit unberechenbaren und gefährlichen Strömungen, auf dem Grund ausruhen konnte, während es tagsüber von dort nach Calais vorstieß und in der Meerenge kreuzend vergeblich auf Angriffsobjekte lauerte, jedoch mehrfach gemeldet wurde. Am 30. Oktober war das Flugzeug-Mutterschiff "Hermes" von Portsmouth mit Wasserflugzeugen in Dünkirchen eingetroffen und ging am 31. Oktober von dort wieder in See. 8 sm westnordwestlich von Calais wurde es von "U 27" angegriffen und mit 2 Torpedoschüssen versenkt. Sofort jagten Zerstörer in hellen Scharen das U-Boot, welches sich vor ihnen in das ihm bereits wohlbekannte englische Minengebiet zurückzog, wohin keiner ihm folgte.

Schon vorher war es "U 24", Kommandant Kapitänleutnant Schneider, gelungen, von Boulogne einen durch Zerstörer gesicherten und auch durch andere Anzeichen ausnahmsweise als Truppentransportschiff kenntlichen Dampfer zu versenken, dagegen hatte sich vor Le Havre für "U 30" keine Angriffsgelegenheit ergeben.

Die Wirkung der Erfolge von "U 24" und "U 27" war wieder erheblich. Sofort wurden alle Schiffe von der belgischen Küste zurückgezogen, um sie nicht länger der U-Bootsgefahr auszusetzen. Auf dem Höhepunkt der Schlacht hatte [48] man auf englischer Seite bestimmt mit einem Eingreifen deutscher Überwasserstreitkräfte von See her gerechnet und Maßnahmen dagegen getroffen; aber erst jetzt, als die Entscheidung an Land bereits gefallen war, schien der erwartete deutsche Angriff zur See gegen den östlichen Kanalausgang zur Tatsache werden zu sollen.

Schon am 30. Oktober hatte die deutsche Flottenleitung den Plan gefaßt, Minenleger unter dem Schutz schwerer Streitkräfte gegen die englische Ostküste vorzubringen, um das für die englische Schiffahrt besonders wichtige Gebiet vor Yarmouth mit Minen zu verseuchen, während eine Beschießung der 3 Küstenbatterien durch die Schlachtkreuzer die Aufmerksamkeit des Feindes von den Minenlegern ablenken sollte. Von dem Erscheinen deutscher Großkampfschiffe so nahe der Themse-Mündung versprach man sich einen nicht unbedeutenden moralischen Eindruck in England, welcher die britische Flotte zwingen sollte, dem Druck der öffentlichen Meinung nachgebend, endlich aus ihrer der deutschen Führung höchst unerwünschten Zurückhaltung herauszugehen und vielleicht auch die britischen Seestreitkräfte von der flandrischen Küste abzuziehen.

Die englische Flotte hat es trotz ihrer Übermacht während des ganzen Krieges nicht ein einziges Mal gewagt, deutsche Küstenbefestigungen zu beschießen; um so kühner war das deutsche Unternehmen. Der Aufenthalt der britischen "Große Flotte" war so gut wie unbekannt, dennoch sollten die deutschen Schlachtkreuzer die Nordsee bis an die feindliche Küste überqueren, während die Hochseeflotte 120 sm weiter östlich auf der Mitte zwischen Humber und Helgoland eine Aufnahmestellung einnahm. Eine Linie von 4 U-Booten nordwestlich von Terschelling verstärkte diese Stellung. Auf der Ems und Jade wurden die Minenleger "Albatros" und "Nautilus" klar zum sofortigen Auslegen taktischer Minensperren bereit gehalten. Auf diese Weise war man gerüstet, auch eine Schlacht anzunehmen, wenn die deutschen Kreuzer auf dem Rückmarsch etwa abgeschnitten würden oder sich sonst Streitkräfte zeigen sollten.

Schlechtes Wetter verzögerte das Auslaufen, aber in der Nacht zum 3. November brachen die Schlachtkreuzer "Seydlitz", "Moltke", "Von der Tann" und der Panzerkreuzer "Blücher" mit den Kleinen Kreuzern "Straßburg", "Graudenz", "Kolberg" und "Stralsund", letztere mit 150 Minen an Bord, ungesehen von den blockierenden englischen U-Booten, aus der Deutschen Bucht aus und erreichten bei Hellwerden die weit nach Osten vorgeschobenen Sände von Yarmouth. Dicker Dunst über der Küste erschwerte die Navigierung, zahllose holländische und englische Fischdampfer mit ausgebrachten Netzen verzögerten den Vormarsch. Kontreadmiral Hipper ließ daher die Schiffe in größerem Abstand von der Küste, als ursprünglich beabsichtigt, zur Beschießung aufdrehen, als plötzlich zwei kleinere englische Schiffe, das Minensuch-Kanonenboot "Halcyon" und der Zerstörer "Lively" aus dem Dunst auftauchten. Sie hielten die herannahenden großen Schiffe ersichtlich für ein britisches Geschwader, bis ein Hagel [49] einschlagender schwerer Geschosse sie eines anderen belehrten. Inzwischen hob sich die Nelson-Säule am Strand von Yarmouth über den tieflagernden Dunst heraus und bot einen Anhaltspunkt für die Beschießung der Küstenforts. Jedoch konnten wegen der großen Entfernung die Geschütze nur mit höchster Erhöhung ihre Landziele erreichen, dann warnten treibende englische Minen vor weiterem Verweilen an der feindlichen Küste. Erst nachträglich erfuhr man, daß auf den ersten Kanonenschuß 3 U-Boote, die zufällig klar zur Fernunternehmung im Hafen von Yarmouth lagen, bereits zum Angriff auf die deutschen Schiffe vorgegangen waren, als diese abdrehten. Dabei kam eins der Boote, "D. 5", angeblich nicht auf die deutsche Sperre, aber auf eine treibende englische Mine und sank unmittelbar darauf mit der ganzen Besatzung.

Während der Küstenbeschießung hatte "Stralsund" auf wechselnden Kursen ihre Minen geworfen, leider nicht ungesehen von den englischen Fischern.

Das Erscheinen deutscher Großkampfschiffe vor Yarmouth rief in England eine gewaltige Aufregung hervor, zumal die eigentlichen Vorgänge auf See von der Küste aus nicht zu erkennen waren. Alarmmeldungen gingen sofort an die Admiralität und von hier nach Cromarty, dem Aufenthaltsort der Schlachtkreuzer und Kleinen Kreuzer, sowie nach Dünkirchen an den Chef der dortigen Seestreitkräfte. Unter dem ersten Eindruck hielt die Admiralität die Beschießung nur für die Ablenkung von einer größeren deutschen Unternehmung, die sich entweder nach Norden oder gegen den Kanal richten konnte. Letztere Möglichkeit machte ihr die meiste Sorge, weil die alten Linienschiffe der Majestic-Klasse in der Themse dem deutschen Ansturm kaum gewachsen sein konnten. Zum Eingreifen der "Große Flotte" aber war es zu spät. Sie befand sich in einzelnen Geschwadern verteilt an der Nordwest-Küste Schottlands, während der Höchstkommandierende, Admiral Jellicoe, einer Konferenz in London beiwohnte. Das einzige, was geschehen konnte, war ein Vorstoß der englischen Schlachtkreuzer und Kleinen Kreuzer gegen die Deutsche Bucht, während die Harwich-Flottillen Fühlung am Feind zu nehmen suchten; sie wurden aber bereits am Nachmittag zurückgerufen.

Die deutschen Kreuzer hatten den Beweis geliefert, daß sie die englische Küste angreifen konnten, ohne von der britischen Flotte gestellt zu werden. Sehr zur Enttäuschung der deutschen Besatzungen war es zu einem Zusammenstoß mit stärkeren feindlichen Streitkräften nicht gekommen. Der folgende Tag brachte leider ein tragisches Nachspiel. S. M. S. "York", der zur Marschsicherung des deutschen Gros gehört hatte, kam auf der Jade in dickem Nebel auf eine deutsche Minensperre. Nach zwei gewaltigen Detonationen kenterte der Panzerkreuzer unter Verlust eines großen Teiles seiner Besatzung. Selbstverständlich brachte der Feind diesen Verlust mit der ihm unangenehmen Unternehmung gegen Yarmouth in Zusammenhang, obgleich er sich selbst keinerlei Verdienst daran zuschreiben konnte.

[50] Entsprechend dem Abflauen der Kämpfe an der Seefront in Flandern befand sich in der 2. Hälfte des November zunächst nur ein deutsches U-Boot, "U 21", im Kanal. Vor Le Havre schoß es mit seinem Geschütz 2 englische Dampfer in Brand, nachdem die Besatzung zuvor in die Boote geschickt worden war. Dann kreuzte es vor der flandrischen Küste, wurde jedoch durch Zerstörer gehindert, in die weiteren Kämpfe einzugreifen.

Dort hatten bereits am 23. November zwei englische Linienschiffe, durch 6 Zerstörer gesichert, die Hafenanlagen von Zeebrügge und die Marinedivision vor Nieuport beschossen. Es war jedoch infolge der uneingespielten F. T.-Verbindung der U-Boote mit dem Marinekorps nicht möglich gewesen, "U 21" noch auf diese Streitkräfte anzusetzen. Dagegen lief "U 11" am 26. November in Zeebrügge ein und bald folgten weitere Boote, von denen jedoch zwei bereits bis Ende Dezember in dem schwierigen Fahrwasser auf englischen Minen verloren gingen.


Neue deutsche Anstrengungen zur Schädigung der "Großen Flotte".

Dem Abflauen der Kämpfe in Flandern entsprechend und im engsten Zusammenhang mit den Operationsabsichten der deutschen Flottenleitung verschob sich inzwischen der Schwerpunkt der deutschen U-Bootstätigkeit immer mehr nach dem Norden. Die Unternehmungen der U-Boote dorthin tragen jedoch einen ganz anderen Charakter als im Englischen Kanal. Obgleich die Boote im letzteren Gebiet durch Minen, Sände, die starke Gezeitenströmung, Gegenwirkung durch zahlreiche Zerstörer und auch schon durch Flieger besonderen Gefahren ausgesetzt waren, ermöglichte es ihnen anderseits dort der flache und sandige Boden fast überall, während der Nacht auf dem Grunde liegend, die Besatzungen neue Kräfte sammeln zu lassen. Diese Erleichterung fiel im Norden wegen der Tiefe der Gewässer oder des felsigen Grundes fort; dabei waren die navigatorischen Schwierigkeiten jedenfalls in der Nähe der feindlichen Stützpunkte infolge des noch stärkeren Gezeitenstromes, der Felsen und Risse, sowie der Verdunkelung der meisten Leuchtfeuer kaum weniger groß als im Süden. Dazu kam, daß gewaltige Novemberstürme die Strapazen für die U-Bootsbesatzungen fast über das Menschenmögliche hinaus steigerten. Dennoch wurden Leistungen erzielt, die heute noch die Bewunderung jedes seebefahrenen Mannes erregen, obgleich den Booten infolge einer Reihe offensichtlicher Zufälle das Kriegsglück bei diesen Fahrten nicht hold gewesen ist.

Die Hoffnung, daß die Beschießung von Yarmouth die Große Flotte aus ihrer Zurückhaltung herauslocken werde, hatte sich nicht erfüllt. Diese hielt sich weiter im Gebiet der Hebriden und Shetland-Inseln, während die Kreuzergeschwader von dort bis zur norwegischen Küste kreuzten, um die Handelsblockade aufrechtzuerhalten.

Zu dieser Zurückhaltung der "Großen Flotte" trug wesentlich bei, daß [51] Admiral Jellicoe sein zahlenmäßiges Übergewicht über die deutsche Flotte in dieser Zeit für eine offensivere Betätigung als zu gering ansah. Bereits am 5. November hatten die Schlachtkreuzer "Invincible" und "Inflexible" die Flotte verlassen, um in den südamerikanischen Gewässern das deutsche Kreuzergeschwader zu stellen, während der Schlachtkreuzer "Princess Royal" nach Halifax ging, um die nordamerikanische Station vor einem Überfall durch den Grafen Spee zu schützen. Als Ersatz war zwar der neue Schlachtkreuzer "Tiger" zur Flotte gekommen; da aber, abgesehen von dem ständigen Ausfall zweier Linienschiffe zu regelmäßigen Reparaturen, häufig bis zu 3 Linienschiffe gleichzeitig infolge von Kondensatorhavarien nicht kriegsbereit waren, verfügte Admiral Jellicoe zeitweise nur über 18 Großkampf-Linienschiffe.

Da er nicht kam, sollten deutsche U-Boote ihn bei den Hebriden und nordwestlich von Schottland aufsuchen. Bis Mitte November waren 2 U-Boote vergeblich, teilweise bis zum Pentland Firth, vorgestoßen. Schweres Wetter und Havarien zwangen sie vorzeitig zur Umkehr; aber ungeachtet der Novemberstürme wurde der Versuch schon am 15. November von "U 22" wiederholt, während am 17. 5 andere Boote gegen das feindliche Gros ausliefen. Dies verließ an demselben Tage Scapa Flow und nahm mit dem II. Schlachtgeschwader westlich, mit den übrigen Streitkräften östlich der Shetland-Inseln Aufstellung, um etwa zur Unterstützung des deutschen Kreuzergeschwaders von der Heimat auslaufenden deutschen Schiffen den Weg in den Atlantischen Ozean abzuschneiden. So kam es, daß "U 22" am 17. November zweimal einen Kreuzer der Städte-Klasse sichtete, ohne aber wegen der hohen Dünung zum Angriff zu kommen. Dagegen blieben ihm die schweren Streitkräfte verborgen, während es selbst noch mehrfach von feindlichen Schiffen gesichtet und gemeldet wurde. Als es dann unter vollem Einsatz in die Buchten der schottischen Westküste und Hebriden eindrang, fand es das Nest leer. Die Mühe war vergeblich gewesen; doch der Kommandant, Kapitänleutnant Hoppe, ließ sich nicht so schnell enttäuschen, vielmehr drang er am 22. November von Westen aus in den Pentland Firth ein und verfolgte einen Flottillenführerkreuzer mit 8 bis 10 Zerstörern, bis die Dunkelheit ihn zur Umkehr zwang. Kaum hatte er kehrtgemacht, als die englische Flotte im Schutz der Dunkelheit auf demselben Wege, wie der gesichtete Kreuzer, Scapa zu einem Vorstoß gegen die Deutsche Bucht verließ.

Am 24. November stand die "Große Flotte" bei Hellwerden etwa 100 sm nordwestlich Helgoland, die Kreuzer auf 60 sm an die Insel herangeschoben. Von Westen her sollten 3 Leichte Kreuzer der Harwich-Streitkräfte mit 8 Zerstörern einen Fliegerangriff gegen die Deutsche Bucht, wie er ähnlich schon Mitte Oktober, aber auch damals ohne Erfolg, versucht worden war, durch Sichern der Flugzeug-Mutterschiffe unterstützen. Im letzten Augenblick befahl jedoch die britische Admiralität davon Abstand zu nehmen, da sie Nachrichten erhalten hatte, [52] daß starke deutsche Streitkräfte in der Bucht ständen. Das aber bewog Admiral Jellicoe, eine Wiederholung des 28. August zu versuchen. Hierzu drangen die Harwich-Streitkräfte zusammen mit den Panzerkreuzern des II. Kreuzergeschwaders fast bis zur deutschen Minensperre und in Reichweite der Geschütze von Helgoland vor. Diese feuerten ihren ersten und einzigen Schuß im Kriege gegen den Feind, der es vorzog, verfolgt von deutschen U-Booten, kehrtzumachen. Dabei warf das Flugzeug "25" aus 500 m Höhe 5 Bomben auf den Kreuzer "Liverpool", von denen eine als Treffer beobachtet wurde. Dagegen kamen die mit Dunkelheit vorstoßenden deutschen Torpedobootsflottillen nicht mehr zum Angriff. Am 25. November liefen die Schlachtkreuzer, Kleinen Kreuzer und Zerstörer in Rosyth und Invergordon ein, während die übrigen Schiffe erst am 27. November nach schwerem Südsturm dort eintrafen. In der kurzen Abwesenheit der Flotte war ihr Stützpunkt nicht nur das Ziel von "U 22" gewesen. Am 18. und 19. November, als die britische Flotte noch in Scapa lag, hatten die 5 am Tage vorher nach Norden entsandten U-Boote sie vergeblich in der Linie Farn Island - Lindesnes gesucht. Ein Funkspruch der Flottenleitung wies sie in das Gebiet westlich und östlich der Shetlands als den wahrscheinlichsten Aufenthaltsort der "Großen Flotte". Es muß der britischen Admiralität gelungen sein, diesen Funkspruch zu entziffern, denn es wurde dem X. Kreuzergeschwader schon am 20. November befohlen, den an der Ostküste der Shetlands gelegenen Hafen Swarbachs-Minn wegen eines bevorstehenden U-Bootsangriffes zu räumen. Am folgenden Tage standen "U 8", "U 16", "U 17" und "U 21", 2 Tage später auch "U 22" in diesem Gebiet, ohne Kriegschiffe zu sichten. Am 22. November lief "U 16", Kommandant Kapitänleutnant Hansen, in den Burra Firth im Norden der Shetlands und am 23. November unter Wasser in Lerwick ein, kam im innersten Zipfel des Hafens vor dem Queens Hotel fest, gelangte aber nach schwierigem Unterwassermanöver zwischen Dampfern und Schwimmkränen hindurch wieder in die freie See.

Zu derselben Zeit stieß "U 18", Kommandant Kapitänleutnant v. Hennig, bis auf die Reede von Scapa vor. Die Besatzung hatte ihr Leben umsonst gewagt - der Hafen war leer, die Flotte in der Nacht vorher ausgelaufen. Um nicht ganz ohne Erfolg den Hafen zu verlassen, griff "U 18" daher gegen Mittag einen englischen Zerstörer an. Hierbei kam das Boot infolge fehlerhafter Tiefensteuerung im Seegang an die Oberfläche und wurde von dem Fischdampfer "Dorothy Grey", 1 sm von der Einfahrt entfernt, gerammt. Trotz der Verletzung der Tauchtanks kam das Boot noch auf Tiefe, stieß dann aber so heftig auf die Felsen auf, daß Tiefen- und Vertikalruder sich kaum mehr bewegen ließen. In schräger Lage, ein Spielball der reißenden Strömung, immer wieder unter Wasser, dröhnend und in allen Nieten krachend, gegen die Felsen geworfen, wurde das Boot von dem Kommandanten und der durch seine Kaltblütigkeit zur Höchstleistung angespornten Besatzung dennoch aus dem Hafen gesteuert. Nach dem Auftauchen aber ließ sich [53] das fest geklemmte und verbogene Vertikalruder nicht mehr lösen, das Boot fuhr dauernd im Kreise. Mit Notsignalen rief man die weit entfernten Zerstörer herbei, dann wurden die Seeventile geöffnet. Auf sinkendem Schiff stimmte die Besatzung das Flaggenlied an und schwamm dem Feind entgegen. Hinter ihr bäumte sich "U 18" hoch auf und schoß in die Tiefe hinab.

Am anderen Morgen erneuerten "U 22" und "U 16" den Angriff auf Scapa, stellten aber, von Osten her in den Pentland Firth eindringend, übereinstimmend auf der Reede weder Rauchwolken noch Fahrzeuge fest und traten daher den Rückmarsch an.

Bei der Rückkehr nach Scapa erreichten den englischen Höchstkommandierenden die Nachrichten von der auffallend starken und keine Gefahren scheuenden Tätigkeit der deutschen U-Boote in der Nähe der britischen Stützpunkte. Insbesondere beunruhigte ihn das Eindringen deutscher U-Boote in den Hafen von Scapa und die Buchten der Shetlands, Hebriden und schottischen Westküste. Die Einfahrten nach Scapa waren bereits vorher bis auf zwei durch Versenken von Schiffen gesperrt worden. Auch diese wurden nun beschleunigt durch behelfsmäßige Netzsperren geschlossen, während Zerstörer und Patrouillenfahrzeuge alle Buchten an der Westküste absuchten und dort Grundminen zur Explosion brachten, um etwa noch auf dem Meeresboden liegende deutsche U-Boote zum Auftauchen zu bringen.

Ohne zu wissen, daß sich der deutsche U-Bootsvorstoß nach Norden mit einer Unternehmung der "Großen Flotte" nach Süden gekreuzt hatte, und unter dem Eindruck, daß sich die britischen Großkampfschiffe nach wie vor außer Bereich der deutschen U-Boote und Minen hielten, faßte die deutsche Flottenleitung nunmehr den Plan, durch einen neuen und noch kräftigeren Angriff gegen die englische Ostküste die "Große Flotte" endlich aus ihrer Zurückhaltung herauszubringen. Für den Angriff wurden die militärisch wichtigen Anlagen von Hartlepool, Whitby und Scarborough in Aussicht genommen.

Noch während der Vorbereitungen traten jedoch englische Streitkräfte vor Helgoland auf;3 gleichzeitig wurde in englischen Zeitungen ein Angriff der deutschen Hochseeflotte auf die englische Küste, vielleicht sogar unter Landung von Truppen, als unmittelbar bevorstehend bezeichnet. Der Gedanke an Verrat lag daher nahe, ohne sich jedoch später zu bestätigen. Immerhin führten diese Umstände in Verbindung mit dauernd ungünstigen Wetterverhältnissen zum Aufschub des Unternehmens. Als aber "U 27" nach einer zweiten Aufklärungsfahrt in der Neumondperiode des Dezember den Weg frei meldete, lief Kontreadmiral Hipper mit den deutschen Schlachtkreuzern und 4 Kleinen Kreuzern, unter diesen die mit Minen beladene "Kolberg", am 15. Dezember noch vor Morgengrauen aus, steuerte auf irreführendem Kurs nach der Nordkante der Dogger-Bank und stieß von dort in der nächsten Nacht mit hoher Fahrt zwischen den deutschen [54] Minensperren vor Thyne und Humber nach Whitby vor. Zu seiner Unterstützung wollte Admiral v. Ingenohl bei Tagesanbruch mit der ganzen Flotte 120 sm östlich von Whitby auf dem Ostzipfel der Dogger-Bank stehen.

Letztere bildete offenbar eine Wetterscheide, denn kaum hatten die Kreuzer sie passiert, als starker Wind aus NW zu blasen begann. Um 7 Uhr Vm. meldete "Straßburg" bereits von der Vorhut her, daß ein Gebrauch der Artillerie unter Land kaum möglich sein werde, die Kleinen Kreuzer und Torpedoboote könnten schon jetzt den Kurs nicht mehr halten. Sie wurden daher mit Ausnahme der "Kolberg" zum Gros entsandt. Gleich darauf trennten sich die Schlachtkreuzer in 2 Gruppen: "Seydlitz", Kapitän zur See v. Egidy, "Moltke", Kapitän zur See v. Levetzow, und "Blücher", Kapitän zur See Erdmann, steuerten die flache Küste von Hartlepool, "Von der Tann", Kapitän zur See Hahn, "Derfflinger", Kapitän zur See v. Reuter, und "Kolberg", Kapitän zur See Widenmann, die plötzlich aus dem Dunst im Morgengrauen hoch aufsteigende Felsenküste von Whitby und Scarborough an. So dicht fuhren die Schiffe der Südgruppe unter Kontreadmiral Tapken, in der hohen Dünung schwer stampfend, unter der englischen Küste entlang, daß Eisenbahnzüge und Häuser an Land bald in allen Einzelheiten zu erkennen waren. Der Sturm setzte jetzt in voller Wucht ein, nach See zu wurde es daher unter dem mit zerrissenen Wolkenschleiern grau verhangenen Himmel immer unsichtiger.

Um so überraschender brachen plötzlich gegen die nördliche Gruppe kurz vor Hartlepool 4 Zerstörer der "River"-Klasse auf 6000 m aus dem Dunst hervor, 3 Boote drehen im Feuer der Schlachtkreuzer ab, aber das vierte kommt schwer beschädigt zum Angriff. Seine Torpedos laufen trotz sofortigem Ausweichmanöver dicht am Heck von "Seydlitz" und "Blücher" vorbei; hätten sie getroffen, so wäre die Lage der havarierten Schiffe so nahe der feindlichen Küste äußerst gefährdet gewesen.

Kaum war dieser unerwartete Angriff abgewehrt, als von Land her Kanonendonner dröhnte: 2 englische Batterien hatten das Feuer eröffnet. Bald schlugen Granaten auf den Schlachtkreuzern ein, "Seydlitz" erhielt 3, "Blücher" 6 Treffer, 9 Mann fielen, ohne daß wesentlicher Materialschaden angerichtet wurde. Inzwischen brauste das deutsche Feuer wie ein Orkan über die englischen Batterien, die bald zum Schweigen gebracht waren, und die sonst militärisch wichtigen Punkte der Stadt. Gasometer explodierten, Schiffe im Hafen, darunter der Kleine Kreuzer "Patrol", und solche auf der Helling wurden getroffen, wertvolle Werft-, Hafen- und Eisenbahnanlagen vernichtet, Werkstätten und andere Bauten fielen wie Kartenhäuser zusammen. Als die Kreuzer den Rückmarsch antraten, flammten an mehreren Stellen Brände auf. Vergeblich nahm ein U-Boot die Verfolgung auf.

Die südliche Gruppe hatte keine Gegenwirkung gefunden, obgleich nach späteren englischen Nachrichten beim Herannahen der Schiffe auch in Scarborough [55] Artillerie und Infanterie auf dem Posten gewesen waren. Vor der Schanze und den Baracken auf dem hochaufragenden Scarborough-Felsen waren Drahtverhaue deutlich erkennbar. Die Wirkung der Beschießung war die gleiche. Als die Schiffe nur 2000 m von Land das Feuer eröffneten und die Granaten über die Hausdächer zu jagen begannen, wurde die mit den Schrecken des Krieges noch unbekannte Einwohnerschaft aus dem Gefühl vollständiger Sicherheit jäh emporgeschreckt und von Panik ergriffen. Die Menschen verließen Schiffe und Häuser und stürmten die Eisenbahnstation, um mit dem gerade einlaufenden Zug so schnell wie möglich den Ort des Schreckens zu verlassen. Kurze Zeit darauf vor Whitby dasselbe Bild. Unter der 2. Salve S. M. S. "Von der Tann" brach das Gebäude der Küstenwachstation mit dem Signalmast und der englischen Kriegsflagge zusammen.

Durch die Beschießung der englischen Aufmerksamkeit entzogen, hatte "Kolberg" inzwischen südlich von Scarborough im Anschluß an die Minenfelder vor dem Humber das Fahrwasser mit Minen verseucht, bei der schweren See bis 12 Grad nach beiden Seiten überholend und mit den Kippbühnen Wasser schöpfend. Dann sammelten die beiden Kreuzergruppen; aber noch während dies geschah, hatten sich in ihrem Rücken beträchtliche englische Streitkräfte zusammengezogen.

Durch Auffangen und Entziffern der deutschen Funksprüche hatte der Feind vorzeitig von der deutschen Absicht erfahren, und so nahm bereits am 15. Dezember von Scapa, Cromarty und Rosyth aus das II. Schlachtgeschwader mit den Leichten Kreuzern, Schlachtkreuzern und dem III. Kreuzergeschwader Kurs auf den Ostzipfel der Dogger-Bank, den es auffallenderweise gleichzeitig mit dem deutschen Gros im Morgengrauen des nächsten Tages erreichen wollte. Hierbei müssen die englischen Streitkräfte schon bald nach Mitternacht den Kurs der deutschen Schlachtkreuzer innerhalb weniger Seemeilen gekreuzt haben. 12 sm Backbord querab von dem II. Schlachtgeschwader marschierten 7 Zerstörer. Diese stießen um 630 Uhr Vm. auf den nördlichen Flügel der Marschsicherung des deutschen Gros, wurden aber von "V 155" rechtzeitig gemeldet und unter heftigem und trotz der Übermacht erfolgreichem Gefecht geschickt vom eigenen Gros nach Norden abgezogen. Dieses drehte, um sich der Gefahr nächtlicher Zerstörerangriffe zu entziehen, sofort auf Gegenkurs, während nun auch der Kleine Kreuzer "Hamburg" die Zerstörer unter vernichtendes Feuer nahm und einen schwer beschädigte. Ohne die an sich richtige Schwenkung nach Osten wäre die deutsche Flotte wahrscheinlich bei Tagesanbruch überraschend auf die englischen Streitkräfte gestoßen. Es würden dann 14 deutsche Großkampfschiffe 10 englischen mit 7 Zerstörern gegenübergestanden haben; 5 Torpedobootsflottillen und die von Westen her zu erwartenden deutschen Schlachtkreuzer sowie die älteren Schiffe des II. Geschwaders gar nicht gerechnet - eine Gelegenheit für einen überwältigenden deutschen Sieg, wie sie niemals wiederkam und hier durch einen Zufall verloren ging! Aber selbst nach [56] Tagesanbruch drehte der Flottenchef nicht mehr nach Westen, um die planmäßige Aufnahmestellung aufzunehmen, mit der Kontreadmiral Hipper und seine Kreuzer bestimmt gerechnet hatten; vielmehr setzte er, in der Besorgnis, bereits mehr gewagt zu haben, als der Operationsbefehl ihm gestattete, den Rückmarsch fort, noch ehe er Meldung von der planmäßigen Durchführung der Küstenbeschießung erhalten hatte.

Durch "Hamburg" und um 9 Uhr Vm. durch "Stuttgart" nochmals schwer bedrängt, waren die britischen Zerstörer rechtzeitig abgeschüttelt worden, und zwei von ihnen mußten, schwer beschädigt, sofort die heimischen Häfen aufsuchen. Von deutscher Seite gestört, erreichten ihre F. T.-Signale nur unvollständig und verspätet den Chef des II. Schlacht- und des I. Schlachtkreuzergeschwaders, und unbegreiflicherweise erhielt Admiral Jellicoe erst zwei Stunden nach Beginn der Beschießung von Scarborough Kenntnis von der Anwesenheit deutscher Streitkräfte vor der Doggerbank. Die "Große Flotte" lief daher erst mittags von Scapa aus und war nicht mehr imstande, noch an diesem Tage in irgendwelche Gefechte einzugreifen. Dagegen konnte das III. Schlachtgeschwader vom Firth of Forth noch rechtzeitig auslaufen, um den deutschen Schlachtkreuzern den Weg nördlich der Minensperre vor dem Tyne zu verlegen, während sich das II. Geschwader und die Schlachtkreuzer mit den Leichten Kreuzern etwa 70 sm östlich der Sperrlücke der Tyne- und Humbersperre aufstellten. Von Süden her strebten ihnen die Harwich-Streitkräfte zu. Die Sichtweite betrug 5 sm, wurde aber bei hoher Fahrt der Schiffe durch helle Seen, die sich über die Kommandobrücken ergossen, noch weiter eingeschränkt. Gegen 1230 Uhr mittags tauchten von Westen her nacheinander drei Kleine deutsche Kreuzer, "Stralsund", "Straßburg" und "Graudenz" mit je einer Halbflottille auf und liefen an der Stelle, wo sie das deutsche Gros zu erwarten glaubten, in die feindliche Falle.

Als vorderster Kreuzer sichtete "Stralsund", Kapitän z. S. Harder, in Dunst und Spritzwasser den Gischt einer weißen Bugwelle, dann erst das Schiff, und bald ein zweites und drittes, Kreuzer der Städte-Klasse, auf nordwestlichem Kurs. "Stralsund" eröffnet das Feuer, das erst nach der vierten Salve erwidert wird; der Feind dreht auf Südost zum laufenden Gefecht, in das nun auch die anderen deutschen Kreuzer mit ihren Halbflottillen eingreifen. Bei den Wetterverhältnissen wurden auf beiden Seiten keine nennenswerte Erfolge erzielt. Plötzlich tauchen im Süden auf 5000 m 6 Linienschiffe des II. Schlachtgeschwaders auf; die deutschen Kreuzer sind aufs höchste gefährdet, aber das Geschwader hält sie, getäuscht durch das sofort mit Scheinwerfern abgegebene englische Erkennungssignal, anscheinend für die eigenen Kleinen Kreuzer; seine Geschütze schweigen. Auch die feindlichen Kleinen Kreuzer drehen auf ein mißverstandenes Signal Admiral Beattys hin plötzlich nach Nordwesten ab und geben damit überraschend den Weg nach der Deutschen Bucht frei. Bald haben sich beide Parteien im Dunst und Gischt aus Sicht verloren.

[57] Als die ersten F. T.-Meldungen der Kleinen Kreuzer bei Admiral Hipper eingingen, schien es zunächst, als ob sie zwischen zwei Linienschiffsverbände geraten wären. Hilfe vom Gros war nicht zu erwarten, nach seiner Meldung stand es bereits 120 sm vom Kampfplatz entfernt; sie konnte also nur von den Schlachtkreuzern kommen. Bald ertönt Trommel und Horn, und ohne Rücksicht auf die feindliche Übermacht von 10 Großkampfschiffen steuert Admiral Hipper mit höchster Fahrt auf den Feind zu. Erst als "Stralsund" diesen aus Sicht meldet, schwenkt "Seydlitz" mit den anderen Schlachtkreuzern auf Norden, eine Stunde später auf Nordost, und so gelingt es, die Übermacht zu umgehen. Der Erfolg des Tages ist für die deutsche Partei gerettet. Alle Schiffe erreichen, trotzdem die Fahrt des Gros mehrfach durch treibende oder verankerte Minen geht und die Marschsicherung zweimal Torpedolaufbahnen und feindliche U-Boote meldet, ohne weitere Zwischenfälle die heimischen Häfen. Das auf der Elbe bereitgehaltene IV. Geschwader und die Minenleger auf Ems, Jade und im Lister Tief kommen ebensowenig zum Einsatz wie drei deutsche U-Boote, die während der Unternehmung vor dem Humber Aufstellung genommen hatten. Schon in den nächsten Tagen aber gerieten mehrere englische Dampfer auf die Sperre der "Kolberg".

Fast 2000 15-cm- und 8,8-cm-Granaten waren auf die militärisch wichtigen Anlagen der drei Städte verfeuert worden. In der Welt und wohl auch in England selbst hatte die englische Küste für unantastbar gegolten. In Holland rief daher, wie damals berichtet wurde, nichts anderes eine größere Aufregung hervor, wie die Nachricht von diesem kühnen und wohlgelungenen Angriff. Seit dem Jahre 1667, dem Eindringen des holländischen Admirals de Ruyter in die Themse, hatten feindliche Kanonen nicht mehr die Ruhe der Insel gestört. Der Ingrimm des seegewaltigen Englands kannte keine Grenzen. Es suchte Schutz hinter Bestimmungen des Völkerrechts, wie immer, wenn der wirksamere durch seine Großkampfschiffe versagt hatte. Die Beschießung sei auf Grund des 9. Abkommens der II. Haager Konferenz vom 18. Oktober 1907 völkerrechtswidrig, weil offene Plätze ohne vorherige Ankündigung beschossen und dadurch der Tod zahlreicher Zivilpersonen herbeigeführt worden wäre. Obgleich gerade Mächte des Feindverbandes diesen Vertrag nicht ratifiziert hatten und sich daher am wenigsten auf seine Bestimmungen berufen konnten, obgleich englische Seestreitkräfte im Krimkriege ohne weiteres offene russische Küstenplätze bombardiert und noch vor kurzem die Häuser der Zivilbevölkerung von Ostende keineswegs geschont hatten, war entgegen all den entrüsteten Behauptungen der Feinde eben das Abkommen von den deutschen Seestreitkräften eingehalten worden. Es berechtigte nach Artikel I und II ausdrücklich zur Beschießung aller verteidigten Plätze sowie aller militärisch verwendbaren Einrichtungen in unverteidigten Plätzen. Diese Voraussetzungen trafen für alle drei Städte zu; insbesondere gehört Hartlepool auch nach den amtlichen britischen Listen zu den in Kriegs- und Friedenszeiten von britischen Landstreitkräften besetzten Küstenbefestigungen; aber auch Scarborough [58] hatte solche aufzuweisen, während Whitby Küstenwachstation war. Auch das Unterlassen einer Ankündigung vor der Beschießung war nach den Bestimmungen des Abkommens durchaus zulässig und durch die militärische Lage als selbstverständlich gegeben. So bedauerlich es an sich war, daß den Angriffen der deutschen Schiffe auch Zivilpersonen zum Opfer fielen, so nachdrücklich mußte doch betont werden, daß sich die Angriffe durchaus in den Grenzen der völkerrechtlich erlaubten Kriegführung gehalten hatten. Sie waren letzten Endes nur die Folge der von England beliebten Kriegspolitik, dem Entscheidungskampf der Seestreitkräfte auszuweichen und an seine Stelle Kriegsmaßnahmen gegen die Bevölkerung zu setzen. Gegenüber der Hungerblockade waren die Schrecken der deutschen Küstenbeschießungen gering. Erstere wurde aus dem Hinterhalt ausgeübt, letztere verlangte den kühnen Einsatz von Schiff und Besatzung. Ihr Zweck war, den Feind endlich zu Gegenangriffen zu veranlassen.


Englische Gegenmaßnahmen.

Nachrichten über einen bevorstehenden Angriff auf die deutsche Küste wurden seit dem 1. Dezember immer zahlreicher. In Liverpool sollten 200 Dampfer, darunter als Kriegschiffe maskierte Handelsfahrzeuge, zu einem großzügigen Sperrversuch gegen Elbe, Jade, Weser und Ems bereit liegen. Die deutsche Flotte hielt sich daher in erhöhter Bereitschaft; eine große Zahl von U-Booten wurde in Wartestellungen in der Deutschen Bucht zurückgehalten, um den Feind vielleicht im Anmarsch während der Nacht zu überraschen. Die Minensperre vor Helgoland wurde durch "Nautilus" und "Pelikan" in der Nacht um 13 sm nach Norden verlängert, und mehrfach wurden Vorstöße der Kleinen Kreuzer und Torpedobootsflottillen bis 100 sm außerhalb Helgolands ausgeführt. Endlich am 25. Dezember schien bei Hellwerden Kanonendonner nordwestlich von Wangeroog und Neuwerk den erwarteten Angriff anzukündigen, und bald meldete Helgoland 18 sm nördlich der Insel einzelne feindliche Streitkräfte. Bei der großen Sichtweite wurden 2 Flottillenführerkreuzer, 3 Zerstörer und 4 Dampfer erkannt, die zunächst als Minenleger angesprochen wurden, sich aber dann als Flugzeug-Mutterschiffe herausstellten.

Die Flotte geht in verschärfte Bereitschaft, klar zum sofortigen Auslaufen. Zum Aufklärungsflug steuert "L 5" von Cuxhaven her nach Nordwesten. Über der Weser sichtet er eine Staffel von drei britischen Wasserflugzeugen, die er sofort an die Luftschiffhallen in Nordholz durch Funkspruch meldet. Dann steigt das Luftschiff zum Angriff auf große Höhe, aber die Flieger drehen ab und sind bald aus Sicht. Schon quillt Nebel in den Flußmündungen auf und erschwert den Fliegern das Finden der Ziele. Nur zwei von sieben angesetzten Flugzeugen gelingt es daher, Nordholz zu erreichen; aber ihre Bomben verfehlen Hallen und Gasometer und fallen 400 m von diesen entfernt in den Wald. Dann wird den Flugzeugen über Weser, Jade und Wangeroog von den dortigen Vorpostenstreit- [59] kräften, Kleinen und Großen Kreuzern und Landbatterien, mit heftigem Geschützfeuer ein heißer Empfang bereitet. Inzwischen haben sich die englischen Seestreitkräfte zur Aufnahme der Flugzeuge eben außerhalb der deutschen Minensperre von Helgoland nach Norderney gezogen. Vergeblich versuchen einige deutsche U-Boote aus ihren Wartestellungen heraus auf die schnell beweglichen Schiffe zum Angriff zu kommen, während andere, aus der Ems auslaufend, mit englischen U-Booten ins Gefecht verwickelt werden. Dann aber stürzen sich die Helgoländer Flugzeuge "25" und "26" unter Kapitänleutnant Berthold und Oberleutnant zur See v. Tschierschky aus niedriger Wolkendecke hervor in 800 und 500 m Höhe auf den Feind. Ein Zerstörer, ein Kleiner Kreuzer und ein Flugzeug-Mutterschiff werden mit Reihen von 5 bis 7 Bomben belegt und Treffer erzielt. Auf letzterem bricht ein schwerer Brand aus. Zwar zerschmettert ein 5-cm-Volltreffer auf "Nr. 25" den vorderen Holm, aber das Flugzeug kann sich halten und fliegt, was der Motor hergibt, hinter den anderen nach Helgoland zurück, um neue Munition zu holen.

Auch "L 6", Oberleutnant zur See Frhr. v. Buttlar, kommt zum Angriff trotz lebhaftem Gewehr- und Geschützfeuer, das seine Hülle an mehreren Stellen zerreißt, während "L 5" und die Flugzeuge "80" und "84" den Feind nicht aus den Augen lassen und jede seiner Bewegungen sofort an die Flottenleitung melden, bis sich langsam Nebel aus den Flußmündungen nach See zu ausbreitet. Zwar gelingt es den Engländern, 2 Flugzeuge einzusetzen, dann laufen sie mit hoher Fahrt nach Westen ab; 3 Flugzeuge aber bleiben, zum Teil havariert, 25 sm westsüdwestlich von Helgoland liegen. Kaum sichtet "L 5", Oberleutnant zur See Hirsch, diese, als er sie mit Bomben belegt; aber fast gleichzeitig taucht ein englisches U-Boot auf, nimmt die Flugzeugbesatzungen in größter Eile an Bord und entgeht weiteren Angriffen des Luftschiffes durch Tauchen. 2 weitere Flugzeuge sinken an anderer Stelle. Die übrigen Streitkräfte kommen um 120 Uhr Nm. nördlich der Ems aus Sicht.

Eine Unterstützung durch ihre eigene Flotte hatten sie nicht zu erwarten. Zwar befanden sich nicht weniger als 4 Schlachtgeschwader mit Kreuzern und Flottillen in See; sie standen aber um 2 Uhr Nm. erst 160 sm östlich des Firth of Forth und wurden durch falschen U-Bootsalarm im Vormarsch gehindert. Dann setzte ein schwerer Sturm ein, so daß sich beim Einlaufen nach Scapa Flow unter seiner Einwirkung auch noch 2 Großkampfschiffe, "Monarch" und "Conqueror", schwer rammten. Zwischen Kräfteaufwand und Ergebnis des englischen Angriffs bestand daher ein ausgesprochenes Mißverhältnis. Nach zweimaligem rücksichtslosen Vordringen der deutschen Schlachtkreuzer bis an die feindliche Küste muß man das englische Gegenstück, den Einsatz von sechs Flugzeugen, als recht bescheiden bezeichnen.

Schon vor dem Fliegerangriff gegen Cuxhaven hatten englische Linienschiffe die Beschießung der flandrischen Küste wieder aufgenommen. Zur Gegenwehr [60] war daher "U 24", Kommandant Kapitänleutnant Schneider, bereits am 22. Dezember nach Zeebrügge und von dort am 27. in den Englischen Kanal ausgelaufen. Zwischen der Isle of Wight und Plymouth wurden mehrfach große Schiffe gesichtet; in der Neujahrsnacht aber stieß "U 24" bei schwerem Südsturm, der das Tiefensteuern nicht wenig erschwerte, im Mondschein auf ein nach Westen marschierendes Geschwader. Zwar blieb der Angriff auf die vordere Gruppe von drei abgeblendeten großen Kriegschiffen erfolglos; dann aber wurde das letzte Schiff einer zweiten Gruppe von 5 Linienschiffen nach dem Kommando: "3. und 4. Rohr los!" von einem Torpedo getroffen und blieb mit schwerer Schlagseite liegen, während die anderen sich, ohne auch nur mit dem Scheinwerfer zu leuchten, eiligst entfernten und das havarierte Schiff, es war die "Formidable", fast wehrlos seinem Schicksal überließen. Der zweite Angriff führte "U 24" in dem ungewissen Licht zu nahe an den Gegner heran, um 4 Uhr Vm. aber erreichte der zweite Torpedo sein Ziel. Zahlreiche Schiffstrümmer prasselten auf das tauchende U-Boot hernieder und richteten selbst dort noch Verwüstungen an. Minenabweiser und Sehrohr wurden verbogen. Da die Torpedos bis auf zwei verschossen und der Gefechtsrudergänger schon vor dem Angriff durch eine schwere See über Bord gespült war, lief Kapitänleutnant Schneider nach dem Angriff in Zeebrügge ein.

Inzwischen war als einziges Schiff der Kleine Kreuzer "Topaze" herbeigeeilt, konnte aber wegen des zunehmenden Seeganges nur wenige Leute retten. Bei Tagesgrauen sank die "Formidable" und mit ihr 600 Mann. Die langsame Fahrt der in Kiellinie fahrenden Schiffe, das Fehlen jeder Zerstörersicherung und der helle Mondschein hatten den deutschen Erfolg begünstigt.

Die Empörung über die wiederum fehlerhaften Maßnahmen der britischen Admiralität kannte daher in England keine Grenzen. In Deutschland weckte dagegen der Neujahrsgruß von "U 24" große Begeisterung, schien er doch von guter Vorbedeutung für den Verlauf des Seekrieges im Jahre 1915. Aber schon die ersten Tage des Januar brachten insofern eine Enttäuschung, als mit dem Auffinden der ersten englischen Minensperren in der Deutschen Bucht deutlich erkennbar wurde, daß der Feind noch mehr als bisher auf die erwartete Offensive zu verzichten beabsichtigte und auch seinerseits zum Kleinkrieg überging. Schon bei dem englischen Vorstoß in den Weihnachtstagen 1914 war der Verdacht aufgetaucht, daß eine Minenverseuchung der deutschen Auslaufwege vielleicht mit ihm verbunden gewesen sei. Schwere Stürme verhinderten aber nähere Feststellungen, bis das Auflaufen des norwegischen Dampfers "Castor" auf englische Minen westlich der Amrum-Bank die Vermutungen bestätigte. Statt des bisherigen Absuchens der Flußmündungen und der Helgoländer Bucht auf Minen und U-Boote standen die Minensuch-Divisionen nun zum ersten Male vor der Aufgabe der Feststellung und Räumung scharfer feindlicher Minensperren. Sie entledigten sich dieser in hervorragender Weise. Sehr bald aber erkannte man, daß [61] das systematische Absuchen und Räumen selbst eines Quadrats von nur 5 sm Seitenlänge bei ungünstigen Wetterverhältnissen Wochen beanspruchen mußte. Hand in Hand gehend mit der Einstellung von Fischdampfern in Minensuch-Divisionen und Vermehrung der Spezialminensuchboote beschränkte man sich schließlich mit zunehmender Verseuchung der ganzen Bucht durch englische Minen auf das Freihalten von Auslaufwegen in den verschiedensten Richtungen, während man die feindlichen Sperren im übrigen in das Verteidigungssystem der Deutschen Bucht eingliederte.

Aber auch an feindlicher Gegenwirkung fehlte es nicht. Am 25. Januar wurde die III. Minensuch-Division in ihrem Arbeitsgebiet von einem feindlichen U-Boot angegriffen; Torpedoboote mußten daher nunmehr die Sicherung übernehmen. Am 13. Februar kehrte eins von diesen, "V 25", von diesem Dienst nicht mehr zurück. Boote der IX. Flottille fanden nur Leichen und Trümmer und wurden bei der Bergung von einem U-Boot beschossen, dem wahrscheinlich auch "V 25" zum Opfer gefallen war.

Die Feststellung von drei dichten, in Staffeln ausgelegten Minensperren bei Amrum-Bank, deren Beseitigung erst am 27. April beendet wurde, verdient aus dem Grunde besonderes Interesse, als sie offensichtlich aus der ausgebojten und öffentlich als Handelsschiffweg bekanntgegebenen Fahrstraße weit außerhalb der Dreimeilengrenze ausgelegt waren, ein Verfahren, das um so sonderbarer berühren mußte, als England es bisher feierlich als völkerrechtswidrig bezeichnet hatte. Während es nicht genügend Ausdrücke der Entrüstung über die angebliche Gefährdung der neutralen Handelsschiffahrt durch die Minensperre der "Berlin" vor seiner eigenen Küste hatte finden können, verfolgte es mit seinen eigenen Sperren bei Amrum-Bank keinen anderen Zweck als die Unterbindung des loyalen Handels der Neutralen mit Deutschland, insbesondere der Baumwollzufuhr aus Amerika, nachdem sich die Neutralen nicht ohne weiteres dem britischen Verbot des völkerrechtlich erlaubten Seeverkehrs mit Deutschland gefügt hatten. Um so weniger schienen für die deutsche Seekriegführung Hemmungen in dieser Richtung noch angebracht. Es wurden daher die befestigten Plätze Englands und insbesondere die Docks und militärischen Anlagen an der Themse unter ausdrücklicher Schonung der eigentlichen Stadt London für Luftschiffangriffe freigegeben; außerdem wurde eine Minenverseuchung des Gebietes 50 sm östlich des Humber in Aussicht genommen.

Im Gegensatz zu der englischen Unternehmung gegen die Amrum-Bank war aber die deutsche in erster Linie gegen Kriegschiffe gerichtet, da man seit einiger Zeit - vielleicht getäuscht durch englische Scheinkriegsschiffe - zahlreiche schwere Streitkräfte im Humber vermutete. Die Durchführung der Aufgabe sollte diesmal durch das Vorgehen der ganzen Flotte unterstützt werden; aber wegen der beginnenden englischen Minenverseuchung der Deutschen Bucht sowie der immer zuverlässiger lautenden Nachrichten von einem großen englischen Sperrversuch [62] gegen die deutschen Flußmündungen sah man schließlich davon ab, damit die Flotte nicht bei ihrer Rückkehr die eigenen Häfen blockiert fände.

Während drei U-Boote, "U 19", "U 22", "U 31", vor der Themse Aufstellung nahmen, wo man zu dieser Zeit ebenfalls Schiffe der I. und II. englischen Flotte vermutete, liefen die Kleinen Kreuzer "Stralsund" und "Straßburg" in der Nacht zum 15. Januar allein gegen den Humber aus. Selbst die begleitenden Torpedoboote hatten sie wegen zunehmender grober See bald zurücklassen müssen. Das beabsichtigte Gebiet wurde gegen Morgen von "Straßburg" ohne jegliche Gegenwirkung verseucht, aber auch auf dem Rückmarsch nach der Jade trafen die Kreuzer kein feindliches Schiff.

Noch während sie in See waren, lief jedoch bei der deutschen Flottenleitung folgende sehr bestimmte Nachricht aus Amerika ein: "Blockschiffe sammeln sich Belfast. 3000 Mann für die Unternehmung verpflichtetes Maschinenpersonal werden bis zum 20. Januar zurückerwartet." Obgleich man auf deutscher Seite einen Sperrversuch mit Blockschiffen gegen die Deutsche Bucht stets als abenteuerlich angesehen hatte, konnte auf diese bestimmte Nachricht nicht länger mit Vorbereitungen zur Abwehr gezögert werden. Vom 16. Januar befanden sich daher alle Geschwader, insbesondere auch die verstärkten Ems-Streitkräfte, klar zum sofortigen Auslaufen auf den Außenreeden, Minenleger bereit zum Auslegen von Minensperren, U-Boote in Wartestellungen außerhalb Helgolands, während bei Tage Flieger und Luftschiffe, bei Nacht Torpedobootsflottillen die äußere Bucht auf feindliche Streitkräfte absuchten. Und in der Tat schienen am 19. Januar Vm. Flugzeugmeldungen die abenteuerlichen Vermutungen zu bestätigen. Das Flugzeug Nr. "80" sichtete 11 Uhr Vm. nordwestlich Helgolands, gesichert durch Zerstörer und Kleine Kreuzer, eine Flotte von über 100 Fahrzeugen, deren Spitzenschiffe als Kriegschiffe ausgemacht wurden. Auch von den ausliegenden Booten "U 8", "U 14" und "U 17" sowie von dem Flugzeug Nr. "78" wurden nicht nur leichte feindliche Streitkräfte, sondern auch 5 Schlachtkreuzer der "Lion"-Klasse mit Bestimmtheit ausgemacht, die sich Helgoland bis auf 40 sm näherten. Eine Zeit lang befand sich daher die zu spät gewarnte III. Minensuch-Division in ihrem Arbeitsgebiet auf der Amrum-Bank in großer Gefahr, vorgeschobene Bojenboote sichteten bereits Masten und Rauchwolken des Feindes. Aber gegen Mittag war der Feind plötzlich verschwunden. Gegen Abend befanden sich nach den Meldungen der Flugzeuge und Luftschiffe keine feindlichen Streitkräfte mehr zwischen Terschelling und Hornsriff. Der Zweck des britischen Vorstoßes blieb daher rätselhaft; man konnte nur annehmen, daß der Feind, als er sich durch die deutschen U-Boote und Flugzeuge verraten sah, seine Unternehmung vorzeitig abgebrochen hatte, um sich vor dem zu erwartenden Nachstoß deutscher Torpedobootsflottillen in der kommenden Nacht rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Ferner ließ die Schnelligkeit, mit welcher der Rückzug erfolgt war, darauf [63] schließen, daß sich zum mindesten bei den gesichteten Schiffen keine in Blockschiffe verwandelte Handelsdampfer befunden hatten. Wie dem auch sei, die sofort zur Verfolgung angesetzten Flottillen trafen nichts mehr vom Feind. Wie später von englischer Seite behauptet,4 soll es sich nur um eine Aufklärung der Deutschen Bucht durch die Kreuzergeschwader gehandelt haben.


Deutsche Luftschiffs- und Kreuzeroffensive Anfang 1915.

Noch in der folgenden Nacht stießen "L 3" und "L 4" unter den Kapitänleutnants Fritz und Graf v. Platen gegen die englische Küste vor, während "L 6" wegen großer Regenbelastung schon bei Terschelling hatte kehrtmachen müssen. Den Humber, Norfolk und Yarmouth in Höhen von 250 bis 1200 m überfliegend, trafen ihre Spreng- und Brandbomben trotz Regen, Nebel, Scheinwerfern und heftiger Beschießung wichtige Ziele. Der erste Luftschiffangriff gegen England war geglückt.

Um die Minensperre vor dem Humber bald zur Wirkung zu bringen, hatte die deutsche Flottenleitung inzwischen bei dem Admiralstab angeregt, in England die Nachricht verbreiten zu lassen, daß in der Nacht zum 20. Januar ein deutscher Vorstoß dorthin geplant sei. Infolge verspäteter Übermittlung durch die Agenten entstand jedoch bei der britischen Admiralität der Eindruck, daß dieser Angriff am 24. Januar erfolgen würde. Auf die Meldung hin wurde in aller Eile die gesamte Flotte zum Gegenstoß angesetzt. Im Morgengrauen des 24. Januar trafen sich daher das I. und II. britische Schlachtkreuzergeschwader und das I. Leichte Kreuzergeschwader mit den Harwich-Streitkräften auf der Dogger-Bank, das II. Schlacht- und III. Kreuzergeschwader als Rückhalt, während 3 weitere englische Schlachtgeschwader und 4 Kreuzergeschwader mit 28 Zerstörern demselben Treffpunkt zustrebten.

Gefecht an der Dogger-Bank am 24. Januar 1915.

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      Skizze 3: Gefecht an der Dogger-Bank
am 24. Januar 1915.      [Vergrößern]
Ohne zu ahnen, daß der Pfeil, den er abgeschossen hatte, im Begriff war, auf den Schützen zurückzukehren, hatte Admiral Jellicoe für den gleichen Zeitpunkt einen kurzen Vorstoß der Kreuzer nach der Dogger-Bank befohlen, um nach dem erfolgreichen Verlauf häufiger Nachtvorstöße der Torpedoboote das nach langer Zeit einmal günstige Wetter zur Schädigung der dort ständig vermuteten Leichten Streitkräfte und Fischdampfer auszunutzen. Den Schlachtkreuzer "Von der Tann" und den Kleinen Kreuzer "Straßburg" wegen dringender Instandsetzungsarbeiten in der Werft zurücklassend, war Kontreadmiral Hipper am 23. Januar in der Dunkelheit ausgelaufen und stand mit Tagesanbruch bei auffrischendem Wind auf der Südostkante der Dogger-Bank, "Graudenz" und "Stralsund" als Vorhut, "Kolberg" und "Rostock" als Backbord- und Steuerbordseitendeckung, bei jedem Kleinen Kreuzer eine Torpedobootshalbflottille, dahinter die Kiellinie der Schlachtkreuzer, "Seydlitz", Kapitän zur See v. Egidy, "Moltke", [64] Kapitän zur See v. Levetzow, "Derfflinger", Kapitän zur See v. Reuter, und "Blücher", Kapitän zur See Erdmann.

Als es hell wird, ertönt an Backbord Kanonendonner. "Kolberg" beschießt den Kleinen Kreuzer "Aurora" von den Harwich-Streitkräften, der erst nach drei Minuten das Feuer erwidert. Hinter dem Feind werden Zerstörer und mehrere Rauchwolken gesichtet, aber auch von "Stralsund" solche in Nordnordwest gemeldet. Zahl und Art der feindlichen Streitkräfte sind in der Morgendämmerung bei grauer See, grauem Himmel und dem grauen Anstrich der Schiffe nicht auszumachen. Kontreadmiral Hipper schwenkt daher, einer alten Kreuzerregel folgend, zunächst vom Feind ab auf Südost und läßt sammeln. Inzwischen entwickelt sich das Bild achteraus schon bedrohlicher: im Norden 4 Kreuzer der "Chatham"-, 3 der "Arethusa"-Klasse und etwa 26 Zerstörer, hinter diesen weitere Rauchwolken, während in Nordnordwest mindestens 8 große Schiffe von "Stralsund" gemeldet werden. Das eigene Gros ist nicht in See, der Kampf soll daher erst in größerer Nähe der Deutschen Bucht angenommen werden. "Kurs Südost, hohe Fahrt, Torpedoboote und Kleine Kreuzer an die Spitze der Linie", lautet der Signalbefehl. Der Feind folgt, und 935 Uhr schiebt sich steuerbord achteraus, durch fünf starke Rauchwolken angekündigt, die Kiellinie der britischen Schlachtkreuzer "Lion", "Princess Royal", "Tiger", "New Zealand" und "Indomitable" über den Horizont; ungewiß ist, was an Geschwadern noch folgt. Bald steigern die ersten drei ihre Geschwindigkeit bis auf 28,5 sm und kommen Knoten um Knoten auf, während die deutschen Schlachtkreuzer, mit Rücksicht auf den langsameren "Blücher", noch nicht 24 sm erreichen. Die Schlacht steht bevor, Funksprüche melden es dem britischen und deutschen Flottenchef. Admiral Jellicoe geht mit der Flotte sofort auf 19 sm, um den Kampfplatz so bald als möglich zu erreichen, während er das II. Leichte Kreuzergeschwader mit höchster Fahrt dem Führer der Kreuzer, Admiral Beatty, entgegenschickt. Gleichzeitig befiehlt er dem III. Schlachtgeschwader und III. Kreuzergeschwader, sofort Kurs auf Helgoland zu nehmen, um die deutschen Kreuzer abzuschneiden.

Den deutschen Flottenchef trifft die Meldung völlig überraschend. Er hatte die schweren englischen Streitkräfte bestimmt beim Kohlenauffüllen in ihren Häfen vermutet, eine Annahme, die in der Tat bis zum Eintreffen des von ihm selbst lancierten Angriffsgerüchtes zutreffend gewesen war. Sein III. und kampfkräftigstes Geschwader ist zu dringenden Übungen nach Kiel entsandt; die übrigen Streitkräfte befinden sich in dem normalen Bereitschaftszustand und müssen erst auf den Außenreeden sammeln, um vorzustoßen.

Der englischen Küste näher als der deutschen, hat inzwischen draußen auf See der Kampf begonnen. Dicke Rauchschwaden ziehen hinter den mit äußerster Kraft dahinjagenden Geschwadern und Flottillen her und verdecken bei dem nach Westen wehenden Wind für die deutschen Visiere mehr oder weniger das Ziel. Noch sind die feindlichen Schlachtkreuzer kaum mit den Aufbauten über dem [65] Horizont, als bereits hochaufspritzende Aufschläge im deutschen Kielwasser anzeigen, daß "Lion" das Feuer auf eine Entfernung von nicht weniger als 20 km eröffnet hat. Langsam schießt er sich mit Einzelschüssen an "Blücher" heran, und 1012 Uhr schlägt dort die erste Granate ein. Inzwischen hat auch "Tiger", dann "Princess Royal" zu feuern begonnen. 1010 Uhr sind die britischen Schlachtkreuzer auf 18 km heran, und nun erst gestatten die Lafetten, daß auch "Derfflinger" und nach ihm die anderen deutschen Schlachtkreuzer mit allen schweren Geschützen der Steuerbordseite das Feuer eröffnen. Das Wirkungsschießen beginnt, und um 1021 Uhr erhält "Lion" seinen ersten Treffer. Jetzt verhält der Gegner und weicht jedem Heranstaffeln der deutschen Schiffe aus, bestrebt, an der Grenze der Reichweite der deutschen Geschütze die eigenen um so wirksamer zum Einsatz zu bringen.

In beiden Linien schieben sich die Schiffe hin und her, um Aufschlägen auszuweichen und es dem Gegner zu erschweren, am Ziel zu bleiben. Einschläge aber sind wegen des großen Einfallwinkels um so furchtbarer, weil sie, statt auf dem Seitenpanzer, auf Decks und Turmdecken aufschlagend, diese bei ihrer geringen Panzerung leicht durchbrechen und ihre verheerende Wirkung von oben her tief in das Schiff hineintragen, um so vernichtender, wenn der Zufall es will, daß sie lebenswichtige Räume des Schiffes erreichen. Der Vorteil der Zahl, des stärkeren Kalibers, der größeren Geschwindigkeit und der schießtechnisch günstigeren Stellung zum Winde ist beim Feind. Bald neigt sich auch das Kriegsglück ihm zu. Um 1043 Uhr lodert auf dem deutschen Flaggschiff eine haushohe Flamme empor, aus der, plötzlich verstummend, die geschwärzten Geschütze der zwei hinteren Artillerietürme starren. Eine schwere englische Granate hat das Oberdeck und die 230 mm starke Barbette des achteren Turmes durchschlagen. Glühende Sprengstücke dringen in die Umladekammer und entzünden dort einige Kartuschen. Die Stichflamme schießt nach oben in den Geschützturm und nach unten in die Munitionskammer und findet dort reiche Nahrung. Munitionsmänner reißen mit letztem Atemzug die Tür zur Kammer des Nachbarturms auf, aber die Flamme schießt über sie hinweg auch in diesem Turm nach oben und leckt mit hell lodernder Fackel über beide Türme hinweg bis hinauf zu den Masten, 165 Menschen mit einem Schlage in ihrer Glut begrabend. Aber schon sind von unerschrockener Hand die Flutventile geöffnet, Seewasser rauscht in die glühenden Munitionskammern, und so wird die Explosion verhindert. Gas- und Brandschwaden verpesten das Achterschiff und erreichen die Ruderräume, die für eine halbe Stunde verlassen werden müssen. Während das Achterschiff in hellen Flammen steht, setzt das Salvenfeuer der drei vorderen Geschütztürme keinen Augenblick aus, ein Anblick, schrecklich und erhaben zugleich. Nur zwei Minuten später dringt auch auf dem britischen Flaggschiff eine Granate durch den Panzer bis zu einer Munitionskammer vor, und nur ein Zufall verhindert, daß es das Schicksal der drei, später in der Skagerrakschlacht auffliegenden britischen Schlachtkreuzer erleidet.

Panzerkreuzer ‘Blücher' während des Seegefechtes auf der Doggerbank.
Panzerkreuzer "Blücher" während des Seegefechtes
auf der Doggerbank am 24. Januar 1915 kurz
vor seinem Untergang.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 548.

Nach dem Gefecht auf der Doggerbank.
Nach dem Gefecht auf der Doggerbank.
Der gekenterte Panzerkreuzer ‘Blücher' während
des Untergangs am 24. Januar 1915.   [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 549.
[66] Die wilde Jagd rast weiter, aber große Zwischenräume trennen das britische Geschwader in drei Gruppen. Von Norden her suchen sich jetzt leichte Streitkräfte des Gegners den deutschen Schiffen zu nähern, aber der Granatenhagel der deutschen Mittelartillerie erstickt den Versuch im Entstehen. Um 1125 Uhr schlägt auf "Blücher" ein Treffer ein, der sich als der verhängnisvollste des Tages erweisen sollte. Er trifft das Schiff an seiner empfindlichsten Stelle, der durch zwei Drittel seiner Länge gehenden Munitionstransportbahn im Mittelgange, einer Einrichtung, die nur auf diesem Schiff versuchsweise vorhanden war. Zwischen den beiden vorderen Geschütztürmen durchbricht die britische Granate die Decks und entzündet 35 bis 40 21-cm-Kartuschen auf der Transportbahn. Stichflammen schlagen durch die Geschoßaufzüge in die vorderen Seitentürme, und sofort sind diese, Mittelgang und Zentrale, ein einziges Flammenmeer. Giftige Gase dringen durch Sprachrohre und Lüftungsschächte auch in viele andere Räume und in den Kommandostand. Alle Feuerleitungsapparate, Kommandoelemente und das Rudergestänge fallen auf einem Schlag aus; dennoch gelingt es dem Schiff, wenn auch immer langsamer, den übrigen noch längere Zeit zu folgen. Als die feindlichen Schlachtkreuzer daraufhin heranzudrehen versuchen, schlug nach der englischen Darstellung Granate auf Granate auf "Lion" ein. Es erhielt in dieser Zeit nicht weniger als 6 Treffer und mußte schließlich nach Ausfall einer Maschine mit starker Schlagseite abdrehen. Zwar übernimmt "Princess Royal" die Führung, während die anderen in unregelmäßigen Abständen folgen; aber die Erschütterung des Gegners durch den plötzlichen Ausfall des "Lion" ist unverkennbar. Diese ausnutzend, geht Admiral Hipper mit einer Wendung von zwei Strich nach Steuerbord scharf an den Feind heran und gibt gleichzeitig das Signal zum Angriff der Torpedoboote. Zwischen und hinter den Schlachtkreuzern durchbrechend, stoßen diese mit höchster Fahrt gegen den Feind vor; aber noch ehe der Angriff wirksam werden kann, dreht dieser nach Norden ab, um sich der Gefahr zu entziehen und dann auf den immer weiter achteraus sackenden "Blücher" zu stürzen. Die Torpedoboote zurückrufend, um zwecklosen Einsatz zu vermeiden, dreht "Seydlitz" auf Süden: der Führer beabsichtigt, zum Kreisgefecht überzugehen, um den "Blücher" zu retten. Kaum ist jedoch dieser Entschluß in die Tat umgesetzt, als dem Admiral gemeldet wird, daß die achteren Geschütztürme auf seinem Flaggschiff endgültig ausfallen, das Achterschiff stark voll Wasser ist und nur noch 200 Schuß Munition für die schwere Artillerie vorhanden sind. Zudem lassen starker feindlicher F. T.-Verkehr und andere Anzeichen auf die unmittelbare Nähe weiterer feindlicher Geschwader schließen, während die eigenen Linienschiffe noch 150 sm vom Kampfplatz entfernt sind. Eine sofortige Wendung auf den Feind zu, um "Blücher" zu entlasten, kommt daher ebensowenig in Frage wie das Kreisgefecht. Sie würde nur die feindlichen Zerstörer in günstige Angriffsstellung gebracht, die eigenen Torpedoboote und Kleinen Kreuzer dagegen vollständig [67] ausgeschaltet haben. Schweren Herzens schwenkt Admiral Hipper mit seinen Streitkräften auf Südost und muß, ohne daß ihm der Feind weiter zu folgen wagt, "Blücher" seinem Schicksal überlassen. Dieser schwere Entschluß wäre ihm erspart geblieben, wenn die deutschen Streitkräfte stark genug gewesen wären, das Gefechtsfeld zu behaupten. Daß dies nicht der Fall war, lag in dem Verzicht der Flottenleitung, den Kreuzern einen Rückhalt am eigenen Gros zu geben, weil sie ohne ausreichende Gründe nur mit leichten feindlichen Streitkräften gerechnet hatte. Erst vor Norderney wurden die von der Dogger-Bank zurückkehrenden Schiffe um 3 Uhr Nm. durch den Flottenchef mit dem I. und II. Geschwader aufgenommen.

Um 12 Uhr Mittags hatte man von den Kreuzern den "Blücher" noch Backbord achteraus inmitten zahlreicher Aufschlagssäulen liegen sehen, das Feuer kräftig nach allen Seiten erwidernd; um 1215 Uhr kam er, in eine einzige riesige Dampf- und Wassersäule eingeschlossen, heftig weiter schießend, aus Sicht, während vor ihm der Mast eines anscheinend von ihm vernichteten Zerstörers aus dem Wasser ragte. Um 1210 Uhr schwieg das Feuer auf "Seydlitz", "Moltke" und "Derfflinger" und um 145 war der Feind aus Sicht. Über "Blücher" schwebte jetzt "L 5" und meldete ungeachtet heftiger Beschießung durch Kleine Kreuzer und Torpedoboote die weiteren Vorgänge.

Wie ein angeschossener Eber gegen die Meute, so verteidigt "Blücher" sich hartnäckig gegen die Überzahl seiner Feinde. Unausgesetzt umkreisten die vier britischen Schlachtkreuzer unter heftigem Salvenfeuer das in hellgelbe Brandwolken gehüllte Schiff, das von 70 bis 100 schweren Granaten getroffen wird, während die Zerstörer immer wieder zum Angriff ansetzen. Nacheinander schweigen die Geschütztürme auf dem unglücklichen Schiff bis auf einen; längst ist das Handruder besetzt, dann klemmt das Ruder hart Backbord. Das Schiff fährt im Kreise. Auf dem Hauptgefechtsverbandplatz richtet eine Granate fürchterliche Verheerungen an; das elektrische Licht versagt, nur Brände und Explosionen weisen in den dunklen Räumen noch den Weg durch Schußlöcher nach dem Oberdeck. Der Panzer des achteren Geschützturmes widersteht allen Treffern. Dort drängen sich die letzten Geschützmannschaften an die Rohre. Zwar reißt eine Granate das eine bis zu den Schildzapfen fort, aber das andere feuert, feuert bis zum letzten Augenblick. Solange denkt keiner an Ergebung, keiner holt die Flagge nieder: 7 Torpedos sind notwendig, um den wütenden "Blücher" verstummen zu lassen. Das Vorschiff steht in Flammen. Kommandant und Erster Offizier, Kapitän zur See Erdmann und Korvettenkapitän Roß, liegen verwundet oder bewußtlos vor dem Kommandostand. Dort und auf der Schanze sammeln sich die Überlebenden und stimmen "Deutschland über alles" und das Flaggenlied an. Um 107 kentert das Schiff.

Die Kleinen Kreuzer und Zerstörer eilen herbei, um 287 Überlebende zu retten. In diesem Augenblick stößt, ohne zu ahnen, daß ein Rettungswerk deutscher [68] Kameraden sie auf dieser Stelle hält, das deutsche Flugzeug "83" durch die niedrige Wolkendecke und greift trotz einiger Treffer von Schrapnells und Gewehrgeschossen den Feind aus 300 m Höhe mit 6 Bomben an. Auch von 3 U-Booten, die auf die ersten Meldungen aus ihren Wartestellungen dem Kampfplatz zugesteuert waren, kommt "U 32" zum Angriff auf 2 Zerstörer, ohne daß jedoch eine Wirkung festgestellt werden konnte. Der Kampf ist zu Ende.

Als Admiral Beatty, der sein Flaggschiff bereits um 12 Uhr verlassen hatte, auf dem Zerstörer "Attack" den übrigen Schlachtkreuzern entgegensteuert, trifft er diese bereits auf dem Rückmarsch. 120 Uhr setzt er auf "Princess Royal" seine Flagge.

Um 3 Uhr Nm. fiel auf "Lion", der im ganzen nicht weniger als 11 schwere Treffer erhalten hatte, die Steuerbordmaschine ganz aus. Bei diesem schwer havarierten Zustand und der verringerten Marschgeschwindigkeit des Schiffes schien die Gefahr deutscher U-Boots- und Torpedobootsangriffe so bedrohlich, daß Admiral Jellicoe sämtliche Zerstörer der Flotte zu seinem Schutz entsandte. Um 6 Uhr mußte das Schiff von "Indomitable" in Schlepp genommen werden und erreichte erst am 26. Januar in dichtem Nebel Rosyth. Ein Dock für das Riesenschiff war weder dort noch auf dem Tyne verfügbar; an letzterem Ort wurde es schließlich in langwieriger Arbeit mit Hilfe von Kofferdämmen wiederhergestellt. Auch der Zerstörer "Meteor", durch "Blücher" schwer havariert, mußte vom Kampfplatz geschleppt werden.

Als "Lion" ausfiel, stand das englische III. Schlachtgeschwader nur noch 50 sm nordwestlich der Schlachtkreuzer; 3 Uhr Nm. sichtete es diese und 4 Uhr Nm. die Große Flotte. Ein Versuch der deutschen Schlachtkreuzer, den "Blücher" zu retten, würde daher in der Tat zum aussichtslosen Kampf gegen mehrere Geschwader geführt haben. Auch die Absicht, die deutschen Torpedobootsflottillen zum Angriff auf den abmarschierenden Feind, insbesondere den havarierten "Lion" anzusetzen, wurde aufgegeben; sie hätten den starken Kreuzer- und Zerstörerschutz kaum durchbrechen können.

Der Munitionsverbrauch der britischen wie der deutschen Schiffe überstieg die bisherigen Vorstellungen erheblich. Bei einer Salvenfolge von etwa 40 Sekunden hatten allein "Seydlitz", "Moltke" und "Derfflinger" zusammen über 1000 schwere Panzersprenggranaten verfeuert. Der Munitionsaufwand des Gegners war nicht viel geringer. Die von beiden Parteien erreichte Trefferzahl stand dazu infolge der riesigen Entfernungen in keinem Verhältnis. Um so größer war wegen des steilen Einfallswinkels die Wirkung des einzelnen Geschosses. Wenn Admiral Jellicoe aber den entscheidenden deutschen Treffer auf "Lion" einen glücklichen Zufall nennt, so ließe sich dasselbe mit gleichem Recht von den beiden verhängnisvollen Treffern auf "Blücher" und "Seydlitz" behaupten. Alle übrigen deutschen Schiffe blieben voll gefechtsbereit; Beschädigungen, noch dazu sehr [69=Karte] [70] geringfügiger Art, hatten überhaupt nur "Derfflinger" und "Kolberg" davongetragen. Auf dem Gürtelpanzer von "Derfflinger" waren alle Geschosse wirkungslos abgeprallt.

Beim Feinde hatte man auch auf dem zweiten Schiff während des Gefechts zahlreiche Treffer und große Brände zu beobachten geglaubt. Verschiedene Offiziere und Mannschaften auf "Moltke" wollten sogar gesehen haben, daß dieses Schiff nach einer gewaltigen Explosion gesunken sei. Diese Beobachtung fiel mit der Tatsache zusammen, daß ein deutsches Torpedoboot, "V 5", in seiner Geschwindigkeit vorübergehend heruntergesetzt, zwischen die beiden Linien gesackt war und diese Gelegenheit, von Feind und Freund unbemerkt, zu 2 Torpedoschüssen auf die Linie der britischen Schlachtkreuzer ausnutzte, von denen nach Ansicht seines Kommandanten und mehrerer Beobachter mindestens einer getroffen hatte. Bei der Schwierigkeit solcher Beobachtungen, während die Schiffe, wegen der großen Entfernung nur als Schattenrisse erkennbar, umgeben von gewaltigen Aufschlagsäulen und Detonationen ihre Stellungen zueinander fortgesetzt änderten, hielt man auf deutscher Seite diese Angaben noch keineswegs für ausreichend, um mit dem Verlust eines englischen Schlachtkreuzers endgültig zu rechnen. Erst als auf Anfragen bei dem Luftschiff "L 5" auch dieses, noch über der feindlichen Linie stehend, meldete, daß es trotz großer Sichtweite nur 4 Schlachtkreuzer in Sicht habe, glaubte man mit gutem Grund den Verlust des "Tiger" veröffentlichen zu können. Daß er von englischer Seite nicht zugegeben wurde, schien nach den Erfahrungen mit "Audacious" nicht mehr sonderbar; dennoch wird man jetzt annehmen müssen, daß die Beobachtungen seiner Zeit auf Sinnestäuschungen beruht haben.

Das Gefecht vom 24. Januar 1915 war die erste Begegnung zwischen Großkampfschiffen im Kriege. Die Bedeutung des Tages lag einmal in der sehr geringen Zahl der von den englischen Schlachtkreuzern im Feuergefecht erzielten Treffer, vor allem aber in dem vorzeitigen Abbruch des Gefechts durch die Engländer, als alle Anzeichen für einen vernichtenden Sieg ihrerseits vorhanden zu sein schienen - eine Folge des gewaltigen Eindrucks der deutschen Geschoßwirkung und Schießkunst.

Rückblickend auf die bisherigen Kämpfe urteilte der Corriere della Serra vom 26. Januar 1915 folgendermaßen:

      "Moral, Disziplin, Tapferkeit und Geschicklichkeit, die einen so beträchtlichen Teil des Sieges ausmachen, sind in den beiden starken, im Kampf befindlichen Rassen, der teutonischen und der angelsächsischen, gleich. Die deutsche Marine hat in der Tat, obwohl sie erst in unseren Tagen und in einem ausgesprochen kontinentalen Land geboren worden ist, bewiesen, daß sie eine Schulung des Personals erreicht hat, die derjenigen gleichkommt, die die englische Marine von einer Erfahrung Jahrhunderte alter Kämpfe und dem insularen Charakter des Landes geerbt hat."


[71] Die Erstarrung im Minenkrieg.

Die bisherigen deutschen Verluste waren mitverschuldet durch die Halbheit eines Operationsbefehls, an den sich Admiral v. Ingenohl mit übertriebener Starrheit gehalten hatte. Daß an seiner Stelle am 2. Februar der für eben diesen Operationsbefehl verantwortliche Chef des Admiralstabes, Admiral v. Pohl, die Flotte übernahm, war Eingeweihten ein neues Zeichen, daß an der strikten Defensive der Flotte auch weiterhin festgehalten werden sollte. Daran änderte auch nichts, daß dem neuen Führer die Ermächtigung erteilt worden war, nach eigenem Ermessen öfters Vorstöße in die Nordsee zu unternehmen. Infolgedessen trat zwar eine straffere Zusammenfassung der ganzen Flotte bei Vorstößen ein. Ein Wille aber, den Feind auch in größerer Entfernung von der Deutschen Bucht zur Schlacht zu stellen, war weniger denn je zu verspüren. Der mit der erstmaligen Eröffnung des U-Bootshandelskrieges im Februar verbundene Mangel an U-Booten für militärische Zwecke der Flotte und die Absicht, Mißerfolge im Kampf der Überwasserschiffe in dieser Zeit nach Möglichkeit zu vermeiden, insbesondere veranlaßt durch die Rücksicht auf die unsichere Haltung Italiens, bestärkten den neuen Flottenchef in seiner abwartenden Haltung. Wie sehr aber gerade in dieser Epoche eine gesteigerte Tätigkeit der Flotte die Engländer in der wirksamen Abwehr des U-Bootskrieges behindert und wie günstig Erfolge auf unsichere Neutrale und die Feinde gewirkt haben müßten, wurde bei diesen Erwägungen zu wenig beachtet. Überdies schränkten die unberechenbaren Wetterverhältnisse der Nordsee die Möglichkeiten für größere Vorstöße häufig genug ein, so daß in den ungünstigen Monaten Februar und März nur je einer, in den günstigeren April und Mai wenigstens vier stattfinden konnten. Ihr Kennzeichen war zwar das nunmehr geschlossene Vorgehen der ganzen Flotte unter wirksamer Luftaufklärung, anderseits aber die stets zu geringen Ausdehnung, um tatsächlich mit dem Feind in Fühlung zu kommen, wenn dieser sie nicht zufällig von seiner Seite suchte. So sichtete am 12. April von den 3 der auslaufbereiten Flotte zur Aufklärung vorausgesandten Luftschiffen "L 5" bei Terschelling mehrere feindliche Kleine Kreuzer, zahlreiche Zerstörer und 5 U-Boote, von denen einzelne ihn verfolgten und beschossen, während die anderen nach Westen abdrehten. Sofort nachstoßende deutsche Torpedoboote befanden sich bald in dichtem Nebel, während mehrere Torpedoangriffe auf deutsche Sperrbrecher die Anwesenheit zahlreicher englischer U-Boote auf den Auslaufwegen der Flotte verriet. Erst nach energischer Abwehr dieser brachen die Kleinen Kreuzer "Graudenz", "Pillau", "Rostock" und "Kolberg" mit der minenbeladenen "Stralsund" und "Straßburg" in der Nacht zum 18. April ungesehen nach Westen aus und legten 50 sm östlich von Yarmouth eine 30 sm lange Sperre, von der man baldige Erfolge gegen die außerhalb der dortigen Sände passierenden englischen Kriegschiffe erhoffte. In Erwartung feindlicher Gegenwehr wurden die [72] Kleinen Kreuzer bei Hellwerden von den deutschen Schlachtkreuzern 100 sm westlich Helgolands aufgenommen, während 30 sm östlich von diesen die Geschwader der Hochseeflotte aufmarschiert waren. Trotz mancher Meldung, daß englische Kriegschiffe in See wären, verlief der Rückmarsch ohne weitere Ereignisse.

Nach Beginn des U-Bootshandelskriegs und infolge der immer größeren Zurückhaltung der feindlichen "Große Flotte" war der Minenkrieg das einzige, was dem Flottenchef noch Aussicht auf eine Schädigung der feindlichen Seestreitkräfte zu bieten schien. Da aber die bisher unmittelbar an der feindlichen Küste gelegten Sperren, fast immer schnell entdeckt, dem Gegner wenig Abbruch getan hatten, sollte es diesmal mit einer Sperre mitten in der Nordsee versucht werden. Die Durchführung der für die minenbeladenen Kleinen Kreuzer besonders gefährlichen Unternehmung erfolgte in der Nacht zum 18. Mai durch "Pillau", "Regensburg", "Stralsund" und "Straßburg" ohne jede Gegenwirkung. Wie man erst nach dem Kriege erfuhr, wurde das Minenfeld jedoch in England vorzeitig bekannt. Schon am 21. Mai begannen die Arbeiten englischer Minensucher von Aberdeen und Harwich aus zur Feststellung der Sperre. Im Juni wurden sie unter Bedeckung von 4 Kleinen Kreuzern und mehreren Zerstörern fortgesetzt. Leider kam dies weder durch Luft- noch Kreuzeraufklärung zur Kenntnis der deutschen Flottenleitung. Dennoch hat die Sperre in ihrer strategisch außerordentlich günstigen Lage nach eigener Angabe Jellicoes, des ehemaligen Höchstkommandierenden der englischen Flotte, die Bewegungen seiner Geschwader häufig gehindert und hätte im Falle der Notwendigkeit, die deutsche Flotte zur Schlacht zu stellen, zu erheblichen taktischen Schwierigkeiten führen können.

Auch am 18. Mai hatte die deutsche Flotte bei Hellwerden die während des Minenlegens bis zu 100 sm vorgeschobenen Kleinen Kreuzer aufgenommen. Auf dem Rückmarsch geriet der Kleine Kreuzer "Danzig", in der Marschsicherung 10 sm vor dem Gros herfahrend, etwa 40 sm westlich von Sylt, mitten in ein feindliches Minenfeld. Eine Mine detonierte am Heck und mit stark beschädigtem Achterschiff und verbogenen Schraubenwellen mußte das Schiff von der "Berlin" eingeschleppt werden. Die Flotte, auf diese Weise rechtzeitig gewarnt, bahnte sich durch zahlreiche treibende Minen einen Weg südwestlich der Sperren. Am 29. Mai stieß sie von neuem vor. Der Kurs sollte diesmal zwischen der Dogger- und Swarte-Bank-Sperre hindurchführen. Als jedoch beim Vormarsch die Kleinen Kreuzer "Frauenlob" und "Hamburg" von der südlichen Marschsicherung her kurz nach Hellwerden eine neue verankerte Minensperre auch in diesem Gebiete meldeten, wurde der Vorstoß wegen der unberechenbaren Minengefahr vorzeitig abgebrochen. So begann die immer stärkere Minenverseuchung der Deutschen Bucht die Bewegungsfreiheit der Hochseestreitkräfte allmählich ernstlich einzuschränken, zumal die Zahl der Minensucher und Sperrbrecher bald kaum mehr ausreichte, um bei den oft widrigen Wetterverhältnissen und [73] der großen Entfernung der Sperren von Helgoland der Flotte stets einwandfreie Auslaufwege zu bahnen.

Die Überwachung der deutschen Flottenbewegungen hatten Schiffe und Mannschaften der englischen Flotte im Jahre 1914 stark mitgenommen. Mit der Umstellung vom kurzen Vernichtungs- auf einen langen Zermürbungskrieg wurde eine größere Schonung der Kräfte erforderlich. Die mit der Zeit größere Sicherheit über das Verhalten des deutschen Gegners, wozu ein vorzüglich organisierter Nachrichtendienst das Seine tat, schaffte hierzu die Möglichkeiten. Aus der anfangs gewollten Zurückhaltung wurde aber durch Abgabe von Zerstörern der Flotte für die U-Bootsabwehr im Handelskrieg im Juli und August sowie durch Brennstoffmangel infolge Streiks in den Kohlenbergwerken bald eine erzwungene. Die gelegentlichen Vorstöße der englischen Großkampfgeschwader kamen über die Linie Humber - Hanstholm nicht mehr hinaus. Vielfach waren es nur die Schlachtkreuzer, welche das Vorgehen eigener Minenleger, Minensucher oder leichter Beobachtungsstreitkräfte gegen die Linie Terschelling - Hornsriff deckten, während die "Große Flotte" in verschärfter Bereitschaft in den Häfen blieb. Keineswegs von dem Willen beseelt, an den Feind zu kommen, drang Admiral Jellicoe bei der Admiralität darauf, die Deutsche Bucht immer mehr durch Minen abzuschließen, womit er auf eine Verwendung der "Großen Flotte" in diesem Gebiet ausdrücklich verzichtete.

Trotz dieser Zurückhaltung der "Großen Flotte" gelang es am 18. März keinem anderen als Otto Weddigen, sie auf der Mitte zwischen Schottland und Norwegen aufzufinden. "Neptune", das letzte Schiff des I. Geschwaders, entging dem Torpedoschuß nur durch die rechtzeitige Wendung der Flotte; ein zweiter Angriff Weddigens brachte ihn infolge einer unerwarteten und zufälligen Schwenkung eines der englischen Geschwader in gefährliche Nähe der "Dreadnought". Diese sichtet plötzlich an Backbord voraus ein Sehrohr, bricht aus der Linie aus, folgt seiner Spur und rammt es, noch ehe Weddigen auf sichere Tiefe gelangt war. Hoch hebt sich der Steven seines Bootes "U 29" aus dem Wasser, dann versinkt es für immer in den Fluten. Kein Überlebender zeugt von dem heldenhaften Untergang.

Das Ziel war des Einsatzes und Weddigens würdig. Um so kleinlicher berührt die Berechnung der Engländer, die sie die Art seines Untergangs lange verschweigen ließ. Sie hofften damit eine Einschüchterung anderer deutschen U-Bootsbesatzungen zu erreichen, eine Hoffnung, in der sie jedoch bald die Wirkungen des U-Bootshandelskrieges grimmig enttäuschen sollten.

Um bei den Neutralen, vor allem in Amerika, trotz der Zurückhaltung der Schlachtflotte den Eindruck einer effektiven Blockade der Deutschen Bucht aufrechtzuerhalten, waren die Kreuzergeschwader häufig in See. Außer den festen Bewachungslinien hoch im Norden wurde das Gebiet zwischen dem Firth of Forth [74] und dem Skagerrak, sowie der norwegischen Küste oft von ihnen befahren. Hierbei wurden am 19. und 20. Juni die Kreuzer "Birmingham", "Argyll", "Nottingham" und "Roxburgh" mehrfach von einem deutschen U-Boot angegriffen und letzterer schließlich im Vorschiff getroffen. In schwer beschädigtem Zustande, der ihn für längere Zeit ausfallen ließ, erreichte der Panzerkreuzer mit Mühe den Stützpunkt.

Waren die Engländer auf See nirgends vor deutschen U-Booten sicher, so beunruhigten deutsche Minen sie in den Häfen. Kaum war Admiral Jellicoe am 7. August mit seinem Flaggschiff "Iron Duke" zur Besprechung mit Mitgliedern des Kabinetts in Cromarty eingelaufen, als ihm gemeldet wurde, daß der Hafen durch Minen gesperrt sei. Der deutsche Hilfskreuzer "Meteor" unter Korvettenkapitän v. Knorr hatte sie in der Nacht vorher geworfen. Das Schiff war im Mai 1915 in Dienst gestellt worden, um zunächst die Zufuhr von Kriegsmaterial nach Archangelsk durch Verseuchung der dortigen Gewässer mit Minen zum Stillstand zu bringen. Nach glücklicher Durchführung dieser Aufgabe war der Hilfskreuzer am 6. August, von einem U-Boot und Luftschiff begleitet, wieder mit 450 Minen ausgelaufen und in der folgenden Nacht, von mehrfach gesichteten Zerstörern und bewaffneten Dampfern ungehindert, durch die Vorpostenlinie in den Moray Firth eingedrungen. Auf dem Rückmarsch aber wurde er nach Hellwerden von dem englischen Hilfskreuzer "Ramsey" als vermeintlicher Handelsdampfer angehalten. Über die weiteren Vorgänge berichtet Korvettenkapitän v. Knorr folgendermaßen:

      "Während auf dem Engländer das Signal »ich werde ein Prisenkommando an Bord schicken« in die Höhe ging, drehte »Meteor« auf. Die Mannschaft lag gedeckt auf ihren Stationen, alle sichtbaren Personen waren in Zivil, alle Attrappen waren klar zum Wegfliegen, die Flagge im Vortopp klar zum Heißen. »Meteor« fuhr jetzt mit Höchstfahrt direkt zum Torpedoschuß auf den Gegner zu. Erst auf 600 m wurde das erste laute Kommando gegeben. »Feuererlaubnis!« Die Flagge flog in die Höhe, die Hüllen fielen, Torpedo- und Geschützrohre suchten ihr Ziel. Von drüben hörte man deutlich den entsetzten Ruf: »Germans! They torpedo us!« Dann schlug schon die erste 10,5-cm-Granate in die feindliche Brücke, Bereitschaftsmunition, Funkenbude, alles in eine große, dichte Sprengwolke hüllend. Die Maschinenkanone und der Gewehrschützenzug überschüttete das feindliche Deck mit kleinen Geschossen, und daneben lief der Torpedo zum Ziel. Hatte schon mit dem ersten 10,5-cm-Treffer die Spannung der Besatzung in brausendem Hurra einen Ausweg gesucht, so brach der Siegesjubel um so überschwenglicher hervor, als der Torpedo sein Ziel erreichte und den Gegner in den Maschinenraum traf. Noch eine Sekunde atemloser Spannung, dann übertönten 3 Hurras für Kaiser und Reich das Krachen der Explosion, die den Gegner in zwei Stücke zerriß, die in wenigen Minuten in die Tiefe sanken."

[75] Nach Rettung von 48 Überlebenden steuerte "Meteor" Hornsriff an, aber 3 Geschwader kleiner Kreuzer jagten ihm nach. Bald meldeten Luftschiffe dem Kommandanten, daß er umstellt sei. Für Hilfe von der eigenen Flotte war es zu spät, ein Entkommen oder Kampf gleich aussichtslos. Als daher die Schornsteine von 4 Verfolgern über dem Horizont erschienen, sprengte der Kommandant sein Schiff. Während seine Gefangenen von englischen Kreuzern aufgenommen wurden, gelang es ihm selbst, sich mit seiner Besatzung rechtzeitig von diesen zu trennen und auf einem schwedischen Fischkutter zu entkommen. Seine Minen im Moray Firth aber forderten noch manche Opfer.

Außer dem Minenkrieg ist es der Luftkrieg, der insbesondere die zweite Hälfte des Kriegsjahres 1915 kennzeichnet. Aus der großen Zahl erfolgreicher Einzel- und Geschwaderangriffe dieser Epoche sollen nur zwei, auch nach englischen Angaben besonders wirkungsvolle, hervorgehoben werden.

In der Nacht zum 16. Juni steuerte Kapitänleutnant Hirsch mit "L 10" das Industriegebiet des Tyne an, das sich schon vor der Küste her aus 2300 m Höhe durch hellodernde Hochofenwerke verriet. Einem angreifenden Wasserflugzeug durch Ballastabgabe ausweichend, schwebte "L 10" bald über hellerleuchteten ausgedehnten Industrieanlagen, die der Befehl zum Löschen der Lichter zu spät erreicht hatte. Unbeirrt von dem einsetzenden heftigen Schrapnellfeuer, das durchweg unter dem Schiff blieb, warf er 2500 kg Spreng- und Brandbomben ab. Nach englischen Angaben trafen nicht weniger als 7 Sprengbomben und 5 Brandgeschosse die Munitionsfabrik von Palmer in Jarrow auf dem Südufer des Tyne. Neben umfangreichem Materialschaden wurden 17 Arbeiter getötet, 72 verwundet, während in den unfern gelegenen Marine Engineering Works ein Materialschaden von 600 000 Goldmark entstand.

Dieser Erfolg wurde von Kapitänleutnant Mathy mit "L 9" am 8. September noch übertroffen. Vor dem Wind fliegend, erschien das Luftschiff von Wash her um 1030 Uhr Nm. über den nördlichen Vorstädten von London. Die Stadt selbst war hell erleuchtet, der Schein davon schon nördlich von Cambridge gut zu erkennen. Der friedensmäßig erleuchtete Regents Park erleichterte das Zurechtfinden über der Stadt. 1135 Nm. wurde bei High Holborn aus 2800 m Höhe langsam mit dem Abwerfen der Bomben begonnen. Sofort vereinigten sich 20 Scheinwerfer auf das Schiff, während die Sprengpunkte der Abwehrgeschosse immer näher rückten. Daher ließ Mathy das Schiff unter fortwährenden Kursänderungen auf 4300 m steigen und fand hinter einer kleinen, dünnen Wolke vor den Scheinwerfern Schutz. Gleichzeitig ging er zum Schnellfeuer über. Die Wirkung war gewaltig. Bald wurde der Lichtschein der Stadt durch die ausbrechenden Brände überstrahlt, während ganze Komplexe von Lichtern in dem Aufschlag der 300 kg Bomben verschwanden. Die Beobachtungen vom Luftschiff aus fanden nach dem Kriege durch englische Angaben ihre Bestätigung. Die ersten Bomben trafen "Goldens Green", die Umgebung des Bahnhofs [76] "Euston" und eine Kaserne. In der City wurde ein Auto-Omnibus und das Bahngeleise der Great-Eastern-Railway zerschmettert. In Woodstreet gingen 2 Petroleumtanks in Flammen auf. Alles in allem trafen 15 Sprengbomben und 55 Brandgeschosse die City von London; die entstandenen Brände waren die schwersten, die je ein Luftschiff in England verursachte. Der Materialschaden allein belief sich auf 10 Millionen Goldmark.

Diesem Fluge folgten mehrere große Geschwaderangriffe, u. a. der vom 13. Oktober, zu dem 5 Luftschiffe ("L 11", "12", "14", "15" und "16") zu einem Angriff auf London vereinigt waren. Nach englischem Urteil zeichneten sich alle Flüge trotz wechselnder Erfolge durch ungewöhnliche Kühnheit und ein fast unheimliches Geschick der Luftschiffbesatzungen aus, ihr Ziel in dunklen Nächten auf immer neuen Wegen und trotz stets verstärkter Gegenwirkung zu finden. Die Bekämpfung der Luftschiffe setzte daher bei Angriffs- und Aufklärungsfahrten immer häufiger bereits in der Linie Terschelling - Hornsriff ein. Dort wurde "L 5" am 2. Juni von 3 feindlichen Kleinen Kreuzer beschossen. Bald schlossen andere Luftschiffe heran und gingen zum Bombenangriff bis auf 300 m herunter, konnten aber den Feind in dem inzwischen aufsteigenden Dunst nicht mehr finden. Bei anderen Gelegenheiten lieferten sie Kämpfe mit feindlichen U-Booten, in die häufig eigene U-Boote und Flugzeuge eingriffen. Ein bezeichnender Tag dieser Art wurde der 4. Juli. Schon am 3. hatte man aus Holland erfahren, daß 12 englische U-Boote und ein Flugzeug-Mutterschiff im Anmarsch gegen die Deutsche Bucht seien. Kurz nach Mitternacht stiegen daher 6 deutsche Luftschiffe auf.

Im nördlichen Teil der Bucht liegt dichter Nebel. Vor Norderney wird ein abgeblendetes großes Fahrzeug, vor Langeoog ein U-Boot von Vorposten gemeldet; dann sichtet bei Hellwerden "L 9" einen Kreuzer der "Arethusa"-Klasse und 12 Zerstörer mit 2 Flugzeug-Mutterschiffen bei Borkumriff. "L 6" schließt zur Fühlung heran, während Zerstörer mit heftigem Geschützfeuer die Luftschiffe abzudrängen versuchen. Von Helgoland steigen 6 Flugzeuge auf. Die Flotte, über jede Bewegung des Gegners durch die Luftstreitkräfte unterrichtet, geht in verschärfte Bereitschaft. Um 535 Uhr Vm. erscheint endlich ein feindlicher Flieger über Borkum. Von zwei Fliegern in 1000 m Höhe verfolgt, rettet er sich vor ihrem Maschinengewehrfeuer auf holländisches Gebiet. Auftauchende englische U-Boote werden von Fliegern und Luftschiffen mit Bomben beworfen; dann teilen sich die feindlichen Überwasserstreitkräfte und treten mit hoher Fahrt den Rückweg an, ein Unternehmen aufgebend, das an der Wachsamkeit der deutschen Luftschiffe und Flieger gescheitert war.

Bei diesen Kämpfen gestaltete sich die Verfolgung des Feindes über die Linie Terschelling - Hornsriff hinaus durch Überwasserstreitkräfte immer schwieriger; gab es doch schon Ende Juli zeitweise nur drei Ausfahrten von beschränkter Ausdehnung durch den englischen Minengürtel. Für den Feind war es um so [77] leichter, diese durch U-Boote zu bewachen und so von jedem Ausfall der deutschen Flotte rechtzeitig Kenntnis zu erhalten. Ein dennoch geplanter Vorstoß mußte vor den wichtigeren Aufgaben in der Ostsee zurücktreten. Dagegen kreuzten die leichten Streitkräfte, in Erwartung weiterer Fliegerangriffe, jetzt häufiger in der Deutschen Bucht und stießen bei Nacht oft über das Minengebiet vor - die 2. Halbflottille einmal bis zum 56. Breitengrad -; aber nur einmal war ihnen ein Zusammentreffen mit feindlichen Streitkräften beschieden. In der Nacht zum 18. August sichteten fünf Boote der II. Flottille bei Hornsriff einen feindlichen Kreuzer mit 8 Zerstörern. "B 98", das Führerboot, Kommandant Kapitänleutnant Hengstenberg, feuerte zwei Torpedos; der Kreuzer kenterte und ein Zerstörer brach in der Detonation auseinander. Die anderen verschwanden fluchtartig im Dunkel.

Im September versuchte man den von Harwich aus gegen die Deutsche Bucht vorstoßenden leichten Streitkräften daher auf andere Weise, und zwar durch Minen, beizukommen, die in der Nacht zum 12. September von Kreuzern der II. Aufklärungsgruppe auf der Mitte zwischen Humber und Ems geworfen wurden. Bei Hellwerden standen die Schlachtkreuzer 40 sm nordöstlich von ihnen zur Aufnahme bereit, dahinter die Flotte mit dem I., II. und III. Geschwader, während 5 U-Boote gegen Norden, ein weiteres gegen Südwesten und 4 Luftschiffe im Umkreis von 150 sm um Helgoland sicherten. Wie erst später bekannt wurde, war zufälligerweise in derselben Nacht das I. und III. englische Schlachtkreuzergeschwader mit dem I. und II. leichten Kreuzergeschwader und 16 Zerstörern zu einer ganz ähnlichen Unternehmung in See. Während im Westen die deutschen Minen fielen, verseuchten die Engländer von der Amrum-Bank aus nach Südwesten ein größeres Seegebiet der Deutschen Bucht, zogen sich aber so rechtzeitig zurück, daß sie bei Hellwerden wieder außerhalb des Bereichs der deutschen Luftschiffe standen. So kam es, daß die deutsche Flotte auf ihrem Rückmarsch nördlich Helgoland erst durch die Kreuzer der Marschsicherung von den eben ausgelegten englischen Minen erfuhr - immerhin rechtzeitig genug, um in langer Kiellinie allen Sperren, die sich durch Oberflächenstände verrieten, rechtzeitig auszuweichen. Nur ein Torpedoboot, "G 196", stieß dicht bei Amrum-Bank auf eine Mine. Es konnte jedoch von anderen Booten mit Stahlleinen aufgefangen und nach Wilhelmshaven eingeschleppt werden.

Am 16. Oktober erwies sich, daß auch der mittlere Ausgang aus der Helgoländer Bucht mit Minen gesperrt und nur die Wege unmittelbar unter der Küste nach Westen und Norden noch minenfrei waren. Die künftige Bewegungsfreiheit der Hochseestreitkräfte hing daher ganz von der Leistungsfähigkeit der Minensuchverbände ab. Neben der I. und III. Minensuch-Division war es die aus Fischdampfern bestehende Hilfsminensuchflottille der Nordsee unter Korvettenkapitän Krah, die sich nunmehr durch schnelles Räumen von Sperren auszeichnete. Mit der starken Stahlleine des schweren Minensuchgeräts unter Wasser bis zu [78] 10 Minen gleichzeitig zusammenfassend und zur Detonation bringend, schaffte sie mit verhältnismäßig geringen Verlusten an Minensuchbooten schnell die befohlenen Sperrlücken. Schon am 23. Oktober konnte die Flotte daher zu einer größeren Unternehmung gegen das Skagerrak in See gehen; jedoch wurde der Vorstoß abgebrochen, als die Luftschiffe wegen schlechten Wetters einlaufen mußten. Auf dem Rückwege wurde die Flotte mehrfach, teilweise sogar unmittelbar vor den Flußmündungen, von U-Booten angegriffen. Die Abgabe einer größeren Zahl an Streitkräften für die Ostseekriegführung verhinderte dann die Wiederholung des Vorstoßes mit der ganzen Flotte; jedoch wurde er am 16. Dezember von den leichten Streitkräften allein durchgeführt, während in der Nordsee die Schlachtkreuzer und das I. Geschwader, in der Ostsee das II. Geschwader zur Aufnahme bereit gehalten wurden. "Regensburg", "Pillau", "Frankfurt", "Wiesbaden", "Rostock", "Straßburg" und "Stralsund" stießen mit der II., VI. und IX. Flottille unter Führung von Kontreadmiral Boedicker über Hornsriff in das Skagerrak und Kattegat vor; aber von 52 Dampfern und Segelschiffen, die durchsucht wurden, verfiel nur einer mit Grubenholz der Einbringung. Feindliche Streitkräfte wurden nicht gesichtet, so daß der Marsch um Skagen nach der Ostsee zu keinen weiteren Ereignissen führte.

Kurz vor Jahresschluß geleiteten die Schlachtkreuzer die "Möwe" zu ihrer ersten Ausfahrt in See. Damit fand die Ära Pohl ihren Abschluß. Eie schwere Erkrankung des bisherigen Flottenchefs führte bald zu seinem Ableben. Admiral Scheer heißte seine Flagge auf S. M. S. "Friedrich der Große" und führte sie, beseelt von dem Willen, an den Feind zu kommen, bald zum Siege.


1 [1/21]II. und III. Flotte später zur II. oder "Kanalflotte" vereinigt. ...zurück...

2 [1/46]Ein Typ zwischen Zerstörer und Kleinem Kreuzer, durch besondere Geschwindigkeit ausgezeichnet und vielfach als Flottillenführerschiff verwendet. ...zurück...

3 [1/53]Siehe Seite 52. ...zurück...

4 [1/63]Jellicoe, The Grand Fleet, Seite 192. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte